Rauchige Klänge in der Kirche
Mit 14 kleinen Musikstücken in einer guten Stunde verzauberte der RMV Langhurst sein zahlreiches Publikum in der Marienkirche. Ein Kirchenkonzert, wie geschaffen für einen Novemberabend.
Auch ein Novemberabend kann beschwingt sein. Man muss nur den richtigen Ort dafür finden. Am Sonntagabend war man in der Langhurster Marienkirche genau am richtigen Ort: Hier verwöhnte der RMV Langhurst mit vielen kurzen und sehr unterschiedlichen Musikstücken das Publikum. Klassisches fand sich da – wie die »Organ Fugue« von Johann Sebastian Bach – und es war eine Kunst an präzisen und gefühlvoll gespielten Tonfolgen, die eine Orgel imitierte; von einem Blasorchester immerhin.
Wundervolles Lied
Modernes war auch wieder dabei – erneut das wundervolle »Amazing Grace«, diesmal in der Bearbeitung von Frank Ticheli; hier übernahm jede Instrumentengruppe kurz die Führung, um dann wieder in der Gemeinschaft des Orchesters zu versinken. Heraus kam eine spannende Variation des musikalischen Grundthemas, das bis ins Dissonante reichte. Oder Jacques Brels »Ne me quitte pas« (Verlass’ mich nicht) – ein Lied, das unter die Haut ging. Das Klarinetten-Ensemble schaffte es, mit den rauchigen Klängen das Timbre eines Chancons im Kirchenraum lebendig zu machen. Die Ensembles waren an diesem Abend sowieso die Trumpfkarten des Orchesters.
Fast jedes Register spielte Stücke als Ensemble – und erzeugte ganz verschiedener Stimmungen. 2017 waren es acht Stücke und eine Zugabe gewesen, die eine Stunde Kirchenkonzert füllten. Heuer 13 und eine Zugabe. In der Vielfalt lang ein zusätzlicher Reiz. Annette Herzberg rundete das Konzert mit ihrer gewohnt ruhigen Moderation ab, die einen ganz eigenen Genuss darstellte – Kundiges zu den Komponisten und deren Stücke; aber auch Zitate (etwa von Platon) und ein Gedicht von Goethe.
Die Marienkirche war am Sonntag genau der richtig Ort, um sich an einem Novemberabend verzaubern zu lassen.