Rée-Carré: Stadträte vom Planungsstand verwundert
Stadthallenoptik, Größe des Kopfbaus, elegantere Fassade fürs Wohn- und Geschäftshaus: Der Gestaltungsbeirat formulierte gestern seine Anregungen fürs Rée-Carré. Die anwesenden Stadträte waren teilweise frappiert über die Indisponiertheit der OFB-Vertreter.
»Das ist ernüchternd«, meinte CDU-Chef Albert Glatt. Von einem »halbfertigen Produkt« sprach sein Fraktionskollege Klaus Binkert, und SPD-Stadträtin Loretta Bös nannte den Auftritt von OFB-Architekt Rüdiger Kramm »wenig motiviert«. Der Unmut der Stadträte rührte daher, dass im Gestaltungsbeirat der Planungsstand vom Oktober 2015 für das Rée-Carré vorgelegt und auf Details kaum eingegangen wurde. CDU-Chef Glatt hegte die Befürchtung, dass kurz vor knapp Pläne eingereicht werden, um dann das Bauamt bei der Genehmigung unter Druck zu setzen. Wie Baubürgermeister Oliver Martini auf OT-Anfrage mitteilte, ist der Bauantrag bislang nicht eingegangen. Er werde für April erwartet, so Martini.
Der Gestaltungsbeirat nutzte den gestrigen Termin dennoch, um seine Wünsche und Anregungen für das Projekt einzubringen. Für das Eckgebäude (ehemals Metzgerei Burg) sei es wünschenswert, dass es ein Blickfang werde, weil es der Kopfbau des Rée-Carrés sei, führte Annette Rudolph-Cleff aus. »Das Bauteil ist inzwischen höher geworden«, antwortete OFB-Architekt Kramm. Im Modell habe man sehr gut sehen können, dass der erste Entwurf »zu unscheinbar« gewesen sei.
Moderne Stadthalle?
Die Rekonstruktion der alten Stadthalle mit ihren Rundbögen erfordere sehr viel Sorgfalt, wenn es nicht nur Blendwerk sein soll, so Rudolph-Cleff weiter. Der Gestaltungsbeirat könne sich auch eine moderne Interpretation vorstellen. Man plane, mit Architektenbeton zu arbeiten, sagte Kramm: »Dass ein Stuckateur Profile draufklebt, wollen wir nicht.« Details müssten aber noch erarbeitet werden. Diese Aussage war von Kramm häufig zu hören. Zur modernen Interpretation sagte der Architekt aus Darmstadt provokant: »Diese Variante ist dann ein Glashaus mit aufgesetzten Bögen.«
Kritik gab es an der Fassade des Wohn- und Geschäftshauses an der Gustav-Rée-Anlage, worauf Kramm antwortete, die Fenster seien lediglich Platzhalter, bis die Grundrisse der Wohnungen feststünden. Das Gebäude entlang des Bahngrabens sei im Wettbewerbsentwurf noch »offen« gewesen und präsentiere sich jetzt als geschlossene »Rückseite«, kritisierte Rudolph-Cleff weiter. Das hänge von der Nutzung ab, so Kramm. »Wird es ein Fitnesscenter, wird es offen sein.«
Klinker erwünscht
Für die Fassaden wünschte sich der Gestaltungsbeirat viel Klinker, vor allem für den Kopfbau. Das sei die teuerste Variante, sagte Kramm mit Blick auf OFB-Projektleiter Matthias Barschitz. Er könne sich Riemchenklinker als Kompromiss vorstellen.
Zu einem kleinen Disput kam es, als es um die Gestaltung des Bodenbelags ging. Kramm sagte: »Wir wollen einen ruhigen Belag haben, homogen, aber gegliedert.« Am Ende werde es ein farbiger Betonstein werden wie in der Gustav-Rée-Anlage. Dass Kramm gleichzeitig den Entwurf von Faktorgrün für das Pflaster in der Innenstadt kritisierte, verärgerte Bürgermeister Martini: »Unseren Ansatz mit changierenden Tönen halten wir für richtig.« Der Belag im Einkaufsquartier müsse nicht identisch sein, »aber auch nicht so, dass wir komplette Brüche haben«.
Fest stand nach dem 60-minütigen Austausch: Die SQO Stadt Quartier Offenburg GmbH & Co. KG, Frankfurt am Main, die als Bauherr fürs Rée-Carré fungiert, wird eine weitere Einladung für den Gestaltungsbeirat erhalten, wie dessen Vorsitzender Eckart Rosenberger in Aussicht stellte.
So weckt man keine Lust
Was war denn das? Der uninspirierte Auftritt der OFB-Verantwortlichen gestern im Gestaltungsbeirat war ebenso irritierend wie die Tatsache, dass über Pläne diskutiert wurde, die aus dem Oktober 2015 (!) stammen, obwohl im April der Bauantrag eingereicht werden soll. Da fragt man sich schon, was seither passiert ist und wie der Investor seinen ehrgeizigen Zeitplan für das 65-Millionen-Euro-Projekt einhalten will.
Den gestrigen Termin hätte man sich in der Form jedenfalls getrost sparen können. Das war beste Nahrung für die Kritiker des Projekts. Fazit: Dieser lustlose Vortrag machte wenig Lust aufs Einkaufsquartier.
@ Wie ist Ihre Meinung?
Schreiben Sie an
christian.wagner@reiff.de