Rektor sagt nach 31 Jahren an der Kästner-Realschule ade
Er bezeichnet sich scherzhaft als »Schulmobiliar«: Nach 31 Jahren an der Erich-Kästner-Realschule, die letzten vier davon als Rektor, ruft für Fritz Scheuer (63) seit dieser Woche der Ruhestand. Das Lehrersein hat ihm Freude gemacht: »Der Umgang mit Kindern hält einen selber ein bisschen jung.«
Was für ein Ruhestandstyp ist Fritz Scheuer? »Meine Standardantwort: Ich bin nicht traurig«, sagt der 63-Jährige. Das trifft es ziemlich gut. »Es besteht keine Gefahr, dass ich in ein großes Loch falle«, versichert Scheuer. Kein Wunder: Schließlich hat er als Präsident des VCO und Vorsitzender des Sportkreises viel zu tun, außerdem wollen die beiden Enkel Leni (6) und Louis (vier Monate) betreut sein, und das Wohnmobil steht auch schon bereit, um gemeinsam mit Ehefrau Dorothea auf Reisen zu gehen.
Aber vermissen wird er die Schule trotzdem. Viele schöne Erlebnisse hat er hier gehabt, vieles konnte er bewegen, deshalb will er den Schlüssel nicht komplett rumdrehen. Die positive Zukunft der Erich-Kästner-Realschule ist ihm immer noch ein Anliegen. Er macht keinen Hehl daraus, dass er den jetzigen Standort in der ehemaligen Kaserne in der Prinz-Eugen-Straße für eine Realschule für wenig geeignet hält. »Alles ist beengt, die Schüler rempeln sich auf den Gängen an, im Sommer ist es zu heiß«, listet Scheuer auf, und die Geschwister-Scholl-Sporthalle müsse man sich mit anderen Schulen teilen.
Deshalb favorisiert er einen Umzug der Erich-Kästner-Realschule in die Weingartenschule nach Zell-Weierbach. »Dort gibt es eine Top-Halle – und Bewegung ist für Ganztagsunterricht Gold wert«, so Scheuer. Auf dem Areal in der Prinz-Eugen-Straße kann er sich ein Bildungshaus vorstellen, in dem die Anne-Frank-Schule und das Bunte Haus ihren Sitz haben. Diese Lösung will er aktiv befördern: »Als Vorsitzender des Sportkreises sitze ich im Schul- und Sportausschuss und werde mich bei diesem Thema auch einbringen.«
Seit 2005 Konrektor
Scheuer ist in Offenburg aufgewachsen, baute sein Abitur im Internat in Triberg. Dem Studium an der Pädagogischen Hochschule in Freiburg schloss sich 1978/79 das Referendariat in Emmendingen an. Erste Dienststelle als Lehrer war dann 1980 in Bad Krozingen, ehe es 1983 nach Gengenbach und 1986 schließlich an die Kästner-Realschule ging. Seit 2005 ist er dort Konrektor gewesen, seit 2013 Rektor.
Wie war die Umstellung vom Lehrer zum Rektor? »Kein großer Schritt«, sagt Scheuer. Mit seinem Vorgänger Johannes Burger habe er sich bestens verstanden. »Wir waren Brüder im Geiste, haben vieles gemeinsam gemacht«, erzählt Scheuer. Auch nach seiner Ernennung zum Rektor sei er mit allen Kollegen per Du geblieben. Er habe auch nicht den Eindruck gehabt, »dass die Gespräche verstummten, wenn ich ins Lehrerzimmer gekommen bin«. Überhaupt die Kollegen: »Wir haben tolle Lehrer hier und deshalb auch einen entsprechend guten Ruf«, schwärmt Scheuer.
Witzige Situationen
Sich mit den Kollegen und Schülern gut zu verstehen, sei ihm immer wichtig gewesen. »Wenn einen ehemalige Schüler grüßen und nett mit einem quatschen, merkt man, dass man nicht so viel falsch gemacht hat«, freut er sich. Mittlerweile seien schon die Kinder ehemaliger Schüler bei ihm im Unterricht gewesen. Das habe zu witzigen Situationen geführt, wenn es beim Elternabend um nicht gemachte Hausaufgaben ging, und es schon der Vater damit nicht so genau gehalten hat, amüsiert sich Scheuer.
»Da war schon Hektik in den letzten Jahren«, blickt Scheuer auf die Schnelligkeit der Bildungsreformen zurück. Verändert habe sich auch die Anspruchshaltung der Eltern, »die teilweise am liebsten die Erziehungsverantwortung an die Schulen abgeben würden«. Sein weiser Rat: »Wir arbeiten gerne mit, können aber das Elternhaus nicht ersetzen.«
INFO: Scheuers Nachfolgerin wird nach OT-Informationen Sabina Wadenpohl (46). Die Deutsch-, Biologie- und Geschichtslehrerin unterrichtet bereits an der Kästner und hat sich am Montagabend nichtöffentlich im Gemeinderat vorgestellt.