Renate und Hans-Peter Fischer sind seit 50 Jahren verheiratet
Am Samstag, 1. August, feiern Renate und Hans-Peter Fischer aus Zunsweier ihre Goldene Hochzeit. Als jüngstes Hochzeitspaar von Offenburg mussten sie um ihr Glück kämpfen – das bis heute hält.
„Unser Leben ist schon ‘ne Story – da könnte man einen Roman draus machen“, sagt Renate Fischer und lacht fröhlich. Und in der Tat: Die Geschichte von Hans-Peter Fischer aus Hildboldsweier und Renate Buß aus Biberach ist pure Zeithistorie. Denn als die jungen Leute 1970 heiraten wollten, wäre die Braut mit ihren 17 Jahren auch nach heutigem Recht noch nicht volljährig gewesen – das traf aber auch auf ihren Bräutigam zu, der 18 Jahre zählte. „Großjährig“, wie es damals hieß, war man nämlich bis zur Gesetzesnovelle von 1975 erst mit einundzwanzig. Dazu kam, dass zwar Renate Buß‘ Eltern die erforderliche Einwilligung gern gaben, Hans-Peter Fischer aber die Zustimmung des Jugendamtes brauchte, weil er einen Stiefvater hatte. Und das Jugendamt sagte Nein, verbunden mit der Anmerkung: „Wenn sie schon schwanger wäre, dann vielleicht, aber so geht das nicht!“
Das Paar, das am heutigen Samstag die Goldene Hochzeit feiert, wandte sich an das Vormundschaftsgericht und verklagte das unwillige Amt – mit Erfolg. „Ein schon älterer Richter, kurz vor der Pension“ verlieh per Urteilsspruch die begehrte vorzeitige Volljährigkeitserklärung und am 1. August 1970 läuteten die Hochzeitsglocken.
Kennen gelernt hatte sich das Paar schon drei Jahre vorher beim Tanzen im „Wienerwald“ in Offenburg, der damals über einen „richtig großen Tanzsaal“ im ersten Obergeschoss verfügte. Hans-Peter Fischer, der in der Spinnweberei eine Lehre als Schlosser gemacht hatte, arbeitete 42 Jahre lang, bis zur Rente, als Meister in der Schleiferei bei Kratzer, einer anderen Offenburger Traditionsfirma. Und auch seine Frau war den größten Teil ihres Lebens berufstätig, davon allein 22 Jahre bei „Obi“.
Nur als die Söhne Joachim genannt „Josch“ und Andreas noch klein waren, reduzierte sie die Stunden oder arbeitete gar nachts, um den Nachwuchs optimal versorgen zu können. „Wir hatten keine Oma, und an die heutigen Betreuungsangebote war nicht zu denken“, erinnert sie sich an „eine Zeit, die nicht immer leicht war“. 1988 bauten Fischers in Zunsweier das Haus, in dem sie heute noch leben. Der Garten ist ein gemeinsames Hobby der Eheleute, genau wie das Wandern.
An ihrer in so jungem Alter getroffenen Partnerwahl haben weder Renate noch Hans-Peter je gezweifelt. „Wir waren auf einer gemeinsamen Wellenlänge“, berichten sie, „wir haben uns gut verstanden, aber auch immer alles diskutiert – das tun wir heute noch!“ Auch hätten sie, wann immer möglich, „alles gemeinsam unternommen“. „Es hat eben gepasst“, lautet das Fazit. „Wenn man so jung heiratet, erfährt man jede Menge Gegenwind – aber es gab auch Menschen, die uns zur Seite standen und denen wir bis heute dankbar sind!“
Gefeiert wird wegen Corona nur im engsten Familienkreis, zu dem auch die Lebensgefährtinnen der Söhne, Enkel Timo und Stief-Enkelin Jana gehören.