Offenburg

Ruch beschreibt Lebensläufe von zehn jüdischen Frauen

Ursula Groß
Lesezeit 3 Minuten
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19. August 2016

©OT-Archiv

Die Erinnerung an die Schoah (Vernichtung der Juden durch die Nationalsozialisten) wird zunehmend Geschichte. Historiker Martin Ruch versucht, den Opfern als Erinnerung und Dokumentation mit seinem neuen Buch »Jüdische Frauen aus Offenburg« einen Namen, einen Ort zurückzugeben.
 

Die Publikationen des Offenburger Historikers Martin Ruch über die jüdischen Gemeinden der Ortenau, insbesondere Offenburg, umfassen seit 1992 ein Kompendium aus Schriften, Büchern und Dokumentationen. Weltweit werden sie in Bibliotheken, Dokumentationsstätten, wie dem israelischen Yad Vashem, als Quellen für die geschichtliche Aufarbeitung des Holocaust archiviert. 

Sein neuestes Buch mit dem Titel »Jüdische Frauen aus Offenburg - zehn Lebensläufe im Zeichen der Schoah« möchte an Offenburger Frauen erinnern, »die durch den Nationalsozialismus verfolgt, vertrieben oder ermordet wurden, weil sie Jüdinnen waren«. Es füllt die Lücke der Beschreibung eines Alltags, des einstigen Zusammenlebens, in unserer Stadt. Wie lebten die jüdischen Frauen in Offenburg? Wie gestalteten sie ihr Judentum, hatten sie Anteil oder Einfluss auf das kulturelle und soziale Leben ihrer Heimat? 

Waren sie sich überhaupt bewusst, dass sie jüdisch waren? Denn die Assimilierung war durchaus in der Weise fortgeschritten, dass erst durch den sogenannten »Arier-Nachweis« ein Offenburger plötzlich Jude, und somit die falsche Sorte Mensch für die Nazis war. 
So unterschiedlich diese Fragen, so unterschiedlich gestalteten sich ihre Lebenswege. Ruch lässt die zehn Frauen in weiten Teilen selbst zu Wort kommen. Er recherchierte dazu in Briefwechseln und Tagebüchern, in denen sie schilderten, wie sie die wachsende Bedrohung erlebten, wie sie mit ihren Familien versuchten, der Vernichtung zu entkommen. Bis zuletzt, denn »leider ist es wahr«, schrieb Rosa Schnurmann an ihren Vater am 21. Februar 1943, »dass wir unser Domizil verlassen müssen, und zwar nächste Woche nach Theresienstadt« … »wir wollen hoffen, uns bald wieder zu sehen…« Rosa Schnurmann ist dort 1944 gestorben. 

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Profunde Quelle war für den Autor zudem die spätere Zeitzeugenarbeit. Der Offenburger Ärztin Hertha Wiegand wurde 1938 die Approbation entzogen, »am 10. Januar 1944 holten sie meine Mutter«, beschrieb ihre Tochter, die 2012 verstorbene Dorothea Siegler-Wiegand. Im Zug nach Auschwitz, in dem alle Juden aus Baden zusammengetrieben worden waren, nahm sich die Mutter das Leben. 

In Gurs überlebt

Elise Wetzlar, eine der fünf Töchter des Weinhändlers Eduard Oberbrunner in der Wilhelmstraße, überlebte das Vernichtungslager Gurs. Martha Oberbrunner wurde 1940 Opfer der Euthanasie, einer »Auslöschung lebensunwerten Lebens« nach Nazi-Ideologie. Das Kapitel »Myriam Cohn (1929 bis 1975) – Ein Leben vor, während und nach der Schoah« ist eine persönliche Dokumentation von Nachfolge-Generationen. Aus aller Welt melden sich Stimmen, die die Wurzeln ihrer Vorfahren im Badischen suchen und finden.

INFO: »Jüdische Frauen aus Offenburg – Zehn Lebensläufe im Zeichen der Schoah« ist in den Offenburger Buchhandlungen erhältlich. ISBN-13:978-3-7412-2189-7. 
Preis: 15 Euro.

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