Rückblick: Gesangverein Rammersweier wird 140 Jahre alt
In diesem Jahr feiert der Gesangverein »Eintracht« Rammersweier sein 140-jähriges Bestehen. Auch wenn es kein Jubiläum der klassischen Art sein mag, lohnt der Blick in die lange Historie des ältesten Vereins im Rebdorf, der sich bis heute behauptet hat.
Erste Rammersweierer Bemühungen zur Gründung eines Gesangvereins gab es bereits 1876, ein Jahr vor Vollzug. Das Ziel gelang 1877 mit 40 bis 50 Aktiven. Triebfeder war das Gedankengut der Badischen Revolution (1848) – in gemeinsamer, freiheitlicher Runde das deutsche Liedgut zu pflegen. Kulturell betrachtet, ging es um die Belebung der Dorfgemeinschaft.
Wie alte Kassenbücher belegen, übernahm Oberlehrer Eller die erste Chorleitung. Kandidus Bieser war Vorsitzender, Heinrich Basler Rechner. Im Juni 1894 erhielt der Gesangverein eine durch Mitgliederspenden finanzierte Vereinsfahne. 1907 wurde das 30-jährige Bestehen gefeiert, der Erste Weltkrieg brachte den Probenbetrieb zum Erliegen. Danach wurde wieder gesungen.
Selten so viele Menschen
Unter Vorsitz von Wilhelm Burgmaier begingen die Sänger im Juni 1927 mit 30 Gastvereinen und unter Patenschaft der »Concordia« Offenburg das 50-Jährige. »Selten noch hat Rammersweier eine solche Menschenmenge wie am gestrigen Tag gesehen«, schrieb die Presse. »Schon damals wurde die Kameradschaft mit Theateraufführungen, Fasent, Ausflügen oder Wanderungen gepflegt«, erzählt Vorsitzender Johannes Hasenohr-Fey, der die umfangreichen Unterlagen gesichtet hat.
Im Mai 1933 fand ein großes Gruppensingen mit den Gastgebern und Gästen aus Zell-Weierbach, Ortenberg sowie Fessenbach statt. Die NS-Zeit machte vor der »Eintracht« nicht Halt, führte laut Hasenohr-Fey durch äußere, aber auch interne Einflüsse »immer wieder zu Spannungen, die den Fortbestand des Vereins infrage stellten«. Im Zweiten Weltkrieg, der den Betrieb erneut für Jahre lahmlegte, verlor der Verein mehrere Mitglieder.
Erst im Mai 1947 konnten die Proben wieder beginnen. Richard Wagner wurde Dirigent, Anton Eisenecker war Vorsitzender. 1948 fand ein erstes Konzert statt, außerdem konnten 16 Vereine zum Wertungssingen begrüßt werden. 1950 wurde Anton Eisenecker Präsident des Ortenauer Sängerbunds, Franz Schäffner neuer Dirigent. 1952 feierte die »Eintracht« 75-jähriges Bestehen mit einem Konzert im Gasthaus »Blume«. Dabei trat auch der neue Frauenchor erstmals auf. Fünf Jahre später markierte ein Festkonzert mit 300 Mitwirkenden das 80-Jährige. Die Presse schrieb vom »singenden Dorf Rammersweier«.
Erste Frau am Taktstock
1958 übernahm Hermann Wörner nach dem Tod Eiseneckers den Vorsitz. Mit Hans Burg übernahm bis 1966 auch ein neuer Dirigent den Taktstock, unter ihm entwickelte sich der Verein weiter. Volker Wielandt (bis 1971) und Maria Trautmann – die erste Dirigentin der »Eintracht« – setzten die Arbeit fort.
»Trautmann verstand es mit viel Temperament und Schwung sowie guter Musikalität, den Chor zu begeistern«, rekapituliert Hasenohr-Fey. Sie blieb bis 1975, es folgten Alfred Lauel (bis 1978), übergangsweise Helmut Schmidt und Konrad Hillenbrand (bis 1979), darauf Helmut Brake (bis 1984), Berthold Zolg (bis 1986), Klemens Burkart (bis 2000).
1987 folgte Günther Gießler als Vorsitz auf Hermann Wörner, der nach 34 Jahren das Ruder übergab und zum Ehrenvorsitzenden ernannt wurde. Auch Gießler blieb 20 Jahre Vorsitzender, wobei der Verein 1992 bei Rammersweiers 750-Jahr-Feier mitwirkte. 2000 übernahm Nelli Weinberger für vier Jahre als Dirigentin. 2002 feierte der Verein 125-jähriges Bestehen mit einem Matinee-Singen und einem Mittsommernachtsfest. Seit 2004 ist Alexandra Lauer Dirigentin, seit 2007 Johannes Hasenohr-Fey als Vorsitzender. Unlängst wirkte der Gesangverein, der jährlich mit einem Konzertabend in Erscheinung tritt, bei der 775-Jahr-Feier Rammersweiers mit.
Kontakt
Johannes Hasenohr-Fey, Laubenbergstraße 2, Offenburg-Rammersweier, Telefon 07 81 / 30 36 4, E-Mail: johannes.ha-fey@t-online.de.