Schutterwälder Rat schimpft und stimmt zu
Deutlichen Widerspruch erfuhr die Verwaltung im Rat beim Thema Nahwärmekonzept für die Ortsmitte. Der Vorwurf vieler Räte: Die Verwaltung habe die Bürger nicht einbezogen. Dennoch gab es am Ende ein klares Votum für das neue Modell.
Drei Punkte zum Nahwärmekonezpt Ortsmitte standen am Mittwoch im Rat zur Abstimmung: Ein neu dimensioniertes Nahwärmekonzept mit einer Gasbrennwertheizung als Blockheizkraftwerk im neuen Pflegeheim; dazu Versorgungsleitungen mit einem Durchmesser von 63 Millimetern und kleiner – sternförmig aufgebaut; und eine Photovoltaikanlage auf dem Dach vom neuen Pflegeheim. Sie soll 124,70 kWp haben, 124 993 Euro netto kosten und von der Firma Elektro Prinzbach aus Haslach gebaut werden. Später könne es noch zusätzlich eine Pelletsanlage im Alten Jakob geben. Zur Variante sternförmig gab es eine Gegenstimme, der Rest ging einstimmig über die Bühne.
Die Gründe
Kämmerer Achim Sexauer erläuterte die Gründe für die neue Variante: Das ursprünglich geplante große Netz mit 125er Rohrdurchmesser sei 18 500 Euro teurer als die sternförmige Variante mit 63 Millimetern. Auch die Anbindung der Schule funktioniere nicht. Nun soll es einen Wärmverbund um die beiden St.-Jakobusse und den Kindergarten geben. Sexauer: »Wir schlagen die sternförmige Variante aus wirtschaftlichen Gründen vor.« Bauamtsleiter Bruno Hahn erläuterte, dass bei der großen Lösung der Meter 600 Euro koste, man habe weite Entfernungen bis zu den weit verstreuten Privathäusern zu überwinden. Die vier Häuser im Zentrum benötigten 570 000 Kw/h, Privatleute müssen noch einmal das Doppelte abnehmen, damit es sich rentiere. Im Gebiet lägen 25 Häuser. 200 000 Euro zusätzliche Baukosten für 100 000 Kilowatt zahle kein Mensch über die Energiekosten. Die sternförmige Variante sei flexibel und erweiterbar, versicherten Sexauer und Hahn. Und Bürgermeister Martin Holschuh sagte, größere Abnehmer seien in diesem Gebiet nicht in Sicht.
Deutlicher Widerstand kam von der CDU. Alexander Beathalter und Andrea Junker monierten, dass die Verwaltung keine Privatleute befragt hätte, ob sie mitmachen wollten. Junker: »Die Leute fühlen sich vernachlässigt. Das ärgert mich. Fragen hätte man können.« Hahn erwiderte, aktiv habe man nicht gefragt, das wäre ohne einen konkreten Preis nicht gegangen. Die Bürger wollten den wissen. Hahn: »Wir haben wahrscheinlich keine zehn Abnehmer. Die Privaten reichen nicht. Wir haben alles durchgerechnet.«
Unabhängiges Gutachten
Beathalter und Ludwig Bindner verdeutlichten, dass ihre Fraktion gerne ein unabhängiges Ingenieurbüro eingeschaltet hätte. Beathalter: »Es gibt Nahwärmekonzepte, die funktionieren.« Und Bindner sagte resigniert: »Wir wollen bis Oktober fertig sein. Es ist schade, dass wir jetzt keine Zeit haben, alles von einem Ingenieurbüro prüfen zu lassen.« Eine andere Lösung als die vorgeschlagene habe man nicht genug geprüft. Maria Jung (SPD) konnte die Argumente der Verwaltung nicht nachvollziehen: Man hätte den Interessenten keine endgültigen Kosten vorlegen müssen – eine Größenordnung hätte gereicht. Jung: »Vielleicht hat es an Transparenz gefehlt.«
Bruno Hahn ließ das nicht auf sich sitzen: »Ich verwehre mich gegen den Vorwurf, nicht geliefert zu haben.« Die Badenova sei in Schutterwald gewesen und habe alles berechnet.
Die hat er jetzt bekommen.
◼ Bei der Photovoltaikanlage ist laut Hahn nicht geregelt, ob das Pflegeheim als Mieterin Energie abnimmt – das müsse gesetzlich erst geregelt werden. Eine von Alexander Beathalter angeregte Speicherung zum späteren Verkauf sei unter Umständen sinnvoll.