Sein Hit ging um die Welt
Offenburg. Klaus Lippok ist ein echter Berliner. Am 12. August 1942 in der Hauptstadt geboren, erlebte er als Kleinkind das Kriegsende. Seine Familie wurde ausgebombt, und als während der Berlin-Blockade die »Rosinenbomber« flogen, stand der sechsjährige Klaus Lippock wie andere Kinder am S-Bahnhof Tempelhof in der Einflugschneise, wo die Piloten Schokolade an kleinen Fallschirmchen abwarfen.
Sein Vater kam erst spät aus der Gefangenschaft heim, und neun Jahre wurde Lippok »bei den schwarz-weißen Hauben«, wie er humorvoll formuliert, erzogen. »Da gab es mehr Rohrstock als zu essen – aber das war eben die Zeit!«, resümiert er ohne Bitterkeit. Und – sowohl die Bewunderung für die Leistung der Piloten als auch das Liedgut dieser frühen Jahre sollten in seinem Leben noch eine Rolle spielen!
Nach der Volksschule besuchte Lippok die »Oberschule, Technischer Zweig«, kurz »OTZ« genannt. In der Ingenieursschule »Zitadelle Spandau« begann er danach das Studium des Hoch- und Tiefbaus, »aber dann kam die Musik dazwischen«, erläutert der Jubilar. Schon als Jugendlicher hatte er sich selbst das Gitarrespielen beigebracht, und an der Freiwilligen Abendschule des Konservatoriums bildete er sich drei Jahre lang in Harmonielehre weiter.
Es war die Zeit des Beat und des Rock ’n’ Roll – der von der Elterngeneration als »Hottentottenmusik« gescholten wurde, die ja doch keine Zukunft habe. Die junge Generation sah das naturgemäß ganz anders: Im Jahr 1961 gründete Lippok seine erste Band, die »Wild Players«, und 1963 dann die »Rainbows«. Die junge Band, die im angesagten Charlottenburger Tanzlokal »Songpause« spielte, coverte vor allem die Stars der Zeit. Eines Tages wollten »spendable Gäste« den Beatles-Song »Clarabella« hören, den die Musiker leider nicht drauf hatten. Um die Zuhörer nicht zu enttäuschen, improvisierte Lippok flugs »etwas Ähnliches in A-Dur« auf der Gitarre und erfand einen Text dazu, zu dem ihn ein Kinderreim seiner Jugend inspirierte – in dem »Balla Balla« vorkam!
Den Gästen gefiel’s, und so spielten die »Rainbows« die Improvisation, die sich auch noch veränderte, immer wieder – auch als B-Seite einer Single, die sie bei CBS von »Ju Ju Hand« von »Sam the Sham & the Pharaos« aufnahmen. »Spielt doch das lustige Ding!«, empfahl der Aufnahmeleiter. Erst als die Single schon aufgenommen war, wurde »die Platte umgedreht« und »My Baby Balla Balla« kam auf die erste Seite. Es wurde ein weltweiter Erfolg, den heute noch die Spatzen von den Dächern pfeifen. Für die »Rainbows« ging mitten in den wilden 60er-Jahren eine verrückte Zeit mit Touren durch ganz Deutschland und ausverkauften Konzerten los.
Für Firma VIS geflogen
Aber Lippock hatte neben der Musik noch eine zweiten Lebenstraum: Pilot zu werden! Da dies im geteilten Berlin nicht möglich war, brach er seine Zelte ab und begann 1972 in Westdeutschland die Ausbildung zum Piloten. Ab 1974, als er die Berufspiloten-Lizenz hatte, bis 2000 flog er für die Firma VIS Kunststofftechnik. Auch während dieser Zeit blieb er musikalisch aktiv: Ab 1970 in Offenburg mit der Band »Crazy Motion«, später 16 Jahre lang mit dem Tanzorchester Schwarz-Weiß Baden-Baden. Lippok komponierte weiter und hat heute noch 16 Songs bei der Gema gelistet. Seine aktuelle Band sind die »R.O.C.K.S.«
Aber auch wenn der Vater die Musik über alles liebt, bestand er doch darauf, dass seine beiden Kinder höchst »bürgerliche Berufe« ergriffen: Seine Tochter ist Lehrerin, der Sohn Human Resources Manager bei Siemens!