Mehr Wohnraumflächen: Hier soll in Offenburg gebaut werden
In Offenburg steigt der Bedarf an Wohnraum. Um dieser Tendenz Rechnung zu tragen, hat die Stadt Offenburg im Rahmen des Siedlungs- und Innenentwicklungsmodells (SIO) Potenziale ermittelt. Die Verwaltung hat acht Flächen ausgewählt, auf denen bis 2025 gebaut werden soll.
Gleich zu Beginn machte Oberbürgermeisterin Edith Schreiner noch einmal deutlich, worum es der Stadtverwaltung mit dem Siedlungs- und Innenentwicklungsmodell (SIO) geht. Anders als in früheren Jahren sei das bauliche Wachstum einer Gemeinde nicht mehr auf die »grüne Wiese« ausgerichtet, der Schwerpunkt liege vielmehr auf der Innenentwicklung, wie sie am Dienstag beim Pressegespräch anmerkte. Klar ist aber: In Offenburg ist der Wohnraum knapp, weshalb sich die Verwaltung auf die Suche nach geeigneten freien Flächen gemacht hat, auf denen in den nächsten Jahren die Bagger anrollen könnten.
Baubürgermeister Oliver Martini nannte die Zahl von rund 2200 Wohneinheiten, die bis 2022 am Mühlbach oder im Seidenfaden fertiggestellt sein werden. Er erinnerte aber auch an das Ergebnis der Wohnungsmarktstudie, wonach bis 2030 insgesamt 5200 neue Wohneinheiten (die genannten 2200 inklusive) benötigt würden. Deshalb sei es gut, »dass wir frühzeitig angefangen haben zu entwickeln«, so Martini.
462 Baulücken gelistet
Er umriss noch einmal die Hintergründe von SIO und die Vorgehensweise, um letztlich Empfehlungen aussprechen zu können, wo in den nächsten Jahren gebaut werden soll. So seien im Baulandkataster von 2014 insgesamt 462 Baulücken in Offenburg aufgelistet, etwa 110 in der Kernstadt, der Rest in den Ortsteilen. Davon seien seit 2013 schon 57 genutzt worden. Zuletzt wurden 60 Flächenpotenziale untersucht, 22 von ihnen wurden genauer unter die Lupe genommen und bewertet (siehe »Hintergrund I«).
Das Ergebnis: Acht Flächen sollen von 2018 bis 2025 entwickelt werden. Die Stadtverwaltung empfiehlt folgenden Zeitplan: Ab 2018 soll die Entwicklung freier Flächen in den Straßen »Seemättle« und »Krestenweg« in Bühl sowie in der Weststadt (Burda-Sportgelände) angegangen werden. Ab 2020 wären die Nordoststadt mit dem Gelände der Firma Kirsch und »In den Matten«/MAN-Gelände in Bohlsbach an der Reihe. 2022 würde die Entwicklung im Bereich Kirchen-/Einkaufszentrum Albersbösch sowie Uffhofen Nord beginnen, ab 2024 wären die Pferdekoppel in Windschläg sowie die Furtwänglerstraße in Zunsweier dran.
Das SIO bezieht sich übrigens ausschließlich auf Wohnraum und nicht auf die Entwicklung von Gewerbeflächen. Gesondert betrachtet werden auch die Entwicklungen in der nördlichen Innenstadt, am Bahnhof sowie beim Schlachthof, die im Rahmen von Sanierungsgebieten erfolgen.
Alle zwei Jahre prüfen
Je zwei Entwicklungen in zwei Jahren seien aus städtischer Sicht leistbar, aber auch im Hinblick auf die Entwicklungen auf dem Wohnungsmarkt sinnvoll, so Martini. Alle zwei Jahre solle der Zeitplan analysiert und gegebenenfalls korrigiert werden. Zu Beginn der jeweiligen Entwicklung werde die Verwaltung mit allen Grundstückseigentümern das Gespräch suchen, um die Bereitschaft zur Mitwirkung zu ermitteln und zu klären, inwiefern die jeweiligen Gebiete eingebracht werden können.
Sowohl am Dienstagabend als auch gestern wurden noch die Ortschaftsräte über die Pläne informiert. Dass auch diese gefragt seien, machte OB Schreiner deutlich. Schließlich gehe es bei Neubauten in den Ortsteilen künftig nicht nur um Einfamilienhäuser, sondern um eine Mischung. Dies sei »weitsichtig«, helfe es doch dabei, »Gebiete sozialverträglich zu gestalten«.
Und noch eine Frage warf Schreiner in den Raum: Reicht es künftig, wenn die Stadt Offenburg weiterhin in erster Linie als Vermittler für Investoren auftritt oder sollte sie auch selbst verstärkt beim Kauf von Grundstücken aktiv werden?
SO GEHT ES WEITER: Bis zum 7. Juli soll den Ortschaften die Möglichkeit gegeben werden, das Thema vorzuberaten, bevor es am 10. Juli im Planungsausschuss zur Sprache kommt. Vom 11. bis 31. Juli geht es in die Offenlage, am 27. Juli ist eine Bürgerinfo geplant. Ein Beschluss zum Siedlungs- und Wohnraumprogramm 2017 bis 2025 soll dann im Herbst im Gemeinderat fallen.
Die Kriterien für die Empfehlung
Anhand des Flächennutzungsplans, des Siedlungs- und Innenentwicklungsmodells (SIO) und des Ortsentwicklungskonzepts (OEK) Rebland wurden zunächst rund 60 Flächenpotenziale ermittelt. Diese wurden dann nach den Kriterien »Siedlungsentwicklung« (Innenentwicklung, Abrundung oder Außenentwicklung), »ökologische Verträglichkeit« (inklusive Hochwasserschutz und Immissionen) und »Wohnraumversorgung« (Wie viele Wohneinheiten sind zu erwarten?) analysiert und bewertet.
Das Ergebnis: 22 Flächenpotenziale, die nochmals detailliert untersucht wurden. Dazu zählen auch das Kirchengelände von St. Martin in der Südstadt oder die Herdfabrik in der Nordstadt. Daraus wurden abschließend acht zur Entwicklung ausgewählt.
Beispiel: So wurde bewertet
Eine der 22 Flächen, die nicht für den Zeitraum bis 2025 zur Entwicklung empfohlen wird, ist der Bereich »Mittelweg« in Zunsweier mit einer Baufläche von 1,5 Hektar (Nettobaufläche: 0,5 Hektar). Die Fläche liegt in der Gesamtbewertung in den »Top Ten«, hinter dem Burda-Sportgelände, dem Kirsch-Areal und »Seemättle/Am Krestenweg« in Bühl.
Und so setzt sich die Bewertung zusammen: Für die Siedlungsentwicklung als »Innenentwicklung« gibt es drei Punkte – die Höchstpunktzahl. Ebenfalls die Höchstpunktzahl: drei Punkte für die ökologische Verträglichkeit. Dazu kommen weitere Punkte für die Zahl der möglichen Wohneinheiten (40). Ergebnis: neun Punkte. Zum Vergleich: Im Fall von Kolping-, Burda- und Senefelderstraße sind es zwölf Punkte wegen des Mehr an Wohneinheiten.