Skulpturenweg bereichert den Fußbacher Ruhewald Bildtann

Am Freitagnachmittag wurde der Skulpturenweg im Fußbacher Ruhewald Bildtann eingeweiht (von links): Manfred Armbruster (Ortsvorsteher Bermersbach), Gabriele Rubner (Autorin der Begleittexte), Lothar Kimmig (Geschäftsführer Kultur- und Tourismus GmbH), Kurt Weber (Geschäftsführer der Waldservice Ortenau), Michael Steigerwald (vor Weber, Künstler und Projektleiter aus Steinach), Verena Kopp-Kast (Vorsitzende Leader-Regionalgruppe Ortenau), Thorsten Erny (Gengenbachs Bürgermeister) und Jutta Uhl (Waldservice Ortenau). ©Thomas Reizel
Sechs Künstler haben Skulpturen des menschlichen Lebens geschaffen. Diese vermitteln auf einem Rundweg durch den Fußbacher Ruhewald Bildtann Trost und Zuversicht.
Wohl die meisten Menschen fürchten den Tod. Dabei gehört er zum Leben wie die Geburt. Sechs Künstler haben sich mit diesem Thema auseinandergesetzt und im Fußbacher Ruhewald einen Skulpturenpfad geschaffen, der Trauernde, aber auch Betrachtern, die noch nicht vom Verlust eines geliebten Menschens betroffen sind, Inspiration, Raum zur Meditation, vor allem aber Trost und Hoffnung spenden soll.
Der Weg beginnt mit zwei Händen, die Michael Steigerwald, Künster aus Steinach, geschaffen hat. Dazwischen steht der Setzling einer Pappel. „Hände bringen uns zur Welt, Hände tragen uns zu Grabe“, sagte er am Freitagnachmittag bei der Eröffnung. Deshalb habe er sich dieses Themas angenommen. Nach dieser künstlerischen Geburt führt der Weg weiter zur „Kindheit“. Daniel Züsli aus der Schweiz hat überdimensionale Bauklötze aufgetürmt, die jeder aus seiner Kindheit kennt. „Das Einreißen war am schönsten“, erinnerte sich Bürgermeister Thorsten Erny. Dieses Kunstwerk ist das einzige, das mit bunten Farben gestaltet ist. Gerfertigt sind die Klötze aus einer Edelkastanie.
Elixier des Lebens
Die Jugend strotzt vor Kraft und Schönheit, blickt sehnsuchtsvoll nach oben, schier unerschöpflich scheint das Elixier des Lebens. Heinz Günther aus Thürigen thematisiert das als Skulptur aus Eichenholz anhand einer jungen Frau, deren Kleid er in unschuldigem, strahlendem Weiß lasiert hat.
In der Lebensmitte treten die ersten Sinnfragen auf. „Was war gut, was war schlecht? Wie will ich weitermachen“, erklärte Michael Steigerwald das Kunstwerk des sächsischen Holzbildhauers Paul Brockhage. Eine Kugel symbolisiert das „Ich“. Sie liegt unschlüssig zwischen den Wurzeln zweier auseinanderstrebender Douglasien.
Im Alter wird der Mensch ruhiger, gesetzter, reifer. „Er legt nicht mehr so viel Wert auf Äußerlichkeiten, weiß vielmehr andere Werte zu schätzen“, sagte Michael Steigerwald. Die Künstlerin Martina Kreitmeier aus Bayern stellte eine aus Lindenholz geschnitzte, etwas fülligere Dame, auf einen Stapel, der wie Bücher anmutet und für Erfahrung stehen könnte. Im Tod schließt sich der Kreis. Wie die Geburt aus Pappel gibt es eine zweiteilige Skulptur. Zwei schwarze Raben, in der Mythologie als Todesvögel gefürchtet, scheinen die Szene zu beherrschen. Doch über ihnen strebt eine weißer Vogel dem Himmel entgegen, Ausdruck für die Hoffnung, dass der Tod nicht das Ende ist. Bürgermeister Thorsten Erny sprach von einer attraktiven Steigerung des Fußbacher Ruhewalds, nicht nur für Einheimische, sondern auch für Auswärtige: „Und es ist eine Verbindung mit dem Wald gelungen.“ Ausdrücklich dankte er Verena Kopp-Kast, Vorsitzende der Leader-Regionalgruppe Ortenau, dass diese die Kosten von rund 20 000 Euro zu 80 Prozent trägt.
80 Beisetzungen pro Jahr
Jutta Uhl, die bei der Waldservice Ortenau für den Ruhewald verantwortlich zeichnet, erklärte, dass die Nachfrage nach dieser Bestattungsform hoch sei: „Nach viereinhalb Jahren haben wir von 4500 Plätzen mehr als 800 verkauft.“ Pro Jahr würden rund 80 Urnen beigesetzt.
◼ KLEINE SERIE: Das Offenburger
Tageblatt wird jede der Skulpturen, das Holz und die Begleittexte, in
loser Folge vorstellen.