So bewerten die Offenburger "ihre" Einkaufsstadt
Die Offenburger Innenstadt punktet mit ihrem Angebot an Bekleidungsgeschäften, mit dem Wochenmarkt und mit einer hohen Aufenthaltsqualität: Das sind einige Ergebnisse des »Standortchecks Innenstadt«, der am Montag präsentiert wurde. Doch es gibt auch Nachholbedarf.
»So etwas hat man noch gar nicht gemacht«, betonte Gerhard Beck gleich zu Beginn seiner Ausführungen im Haupt- und Bauausschuss. Der Prokurist der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA) aus Ludwigsburg präsentierte am Montagabend vor dem Gremium die Ergebnisse des »Standortchecks Innenstadt«. Damit sei nicht nur der Einzelhandelsbestand in der Offenburger Innenstadt ermittelt, sondern auch erstmals systematisch aufgearbeitet worden, wie viele Menschen sich in der Hauptstraße, Steinstraße und Lange Straße bewegten. Schwerpunkt sei die Kundenbefragung gewesen, so Beck.
Einzelhandelsbestand: Rund 42 000 Quadratmeter Verkaufsfläche gebe es in der Innenstadt, etwa drei Viertel davon (25 745 Quadratmeter) im Bereich Bekleidung, so Beck. Dieser Anteil sei »relativ« hoch, betonte er auf Nachfrage von FDP-Stadtrat Thomas Bauknecht. Sonst sei er nur in Großstädten höher, zum Beispiel in der Königstraße in Stuttgart. Grundsätzlich habe es zuletzt relativ wenige Wechsel gegeben. Weil geeignete Flächen fehlten, seien in den vergangenen zehn Jahren weder die Zahl der Läden, noch die Verkaufsflächen »wesentlich ausgebaut« worden. Beck sprach von einer »sehr stabilen Situation«. Und: »Ein Lebensmittelmarkt fehlt klar.«
Frequenzanalyse: Ermittelt wurde die Kundenfrequenz an drei Tagen: Dienstag und Mittwoch (jeweils von 8 bis 20 Uhr) sowie Samstag (8 bis 16 Uhr). »Wir haben bewusst einen Markttag genommen«, sagte Beck. Dessen Einfluss sei besonders positiv wahrzunehmen, auch OB Edith Schreiner verwies auf die »Strahlwirkung« des Markts. Die Zahlen: Im Fall der südlichen Hauptstraße lag die Kundenfrequenz zwischen knapp 12 000 am Donnerstag und fast 18 000 am Samstag. Zum Vergleich: In der Lange Straße waren es jeweils unter 3000, in der Steinstraße zwischen über 8000 und über 14 000. Es gebe »signifikante Unterschiede« zwischen Haupt- und Nebenlagen sowie innerhalb der Nebenlagen. Die Bandbreite der stündlichen Frequenzen im Durchschnitt über alle drei Tage reiche von 1425 (südliche Hauptstraße) bis 144 (Spitalstraße).
Kundenbefragung: Insgesamt 1044 Passanten in der Innenstadt wurden befragt – »der gesamte Altersdurchschnitt von jung bis Senioren«, wie Beck betonte. Rund die Hälfte dieser Menschen sei aus Offenburg, etwa zwei Drittel seien »Stammkunden«. Eine Botschaft, die Beck der Kundenbefragung entnimmt: »Offenburg ist nach wie vor die Einkaufsstadt schlechthin.« Immerhin 641 der Befragten gaben an, sie gingen zum Einkaufen in die Innenstadt. Grundsätzlich positiv: 72 Prozent sagten, das Angebot in der Innenstadt habe sich verbessert oder sei unverändert – normalerweise liege dieser Wert nur bei 50 Prozent.
Offenburg könne im Vergleich mit anderen Städten in Sachen Sauberkeit und Sicherheit genauso punkten wie beim Freizeit- und Kulturangebot. Hervorzuheben sei auch die gute Erreichbarkeit mit dem Fahrrad. Dass trotz des kühlen Wetters – die Erhebung fand Mitte Oktober 2016 statt – zwölf Prozent der Kunden mit dem Rad unterwegs waren, habe ihn »überrascht«. Eher schlechter seien die Ergebnisse dagegen beim Parken, bei der Gastronomie und bei der Einzelhandelsvielfalt.
Gerhard Beck streifte auch das Thema Online-Handel. Dessen Anteil ist der Befragung zufolge noch relativ gering, nur bei Elektrowaren/Foto liegt er über zehn Prozent. Aber: Nur durch eine gute Angebotsqualität und Atmosphäre könne es gelingen, weiterhin auch die Bewohner des Umlands nach Offenburg zu locken. Die Stadt Offenburg punkte »durch eine hohe Aufenthaltsqualität, verbunden mit einem attraktiven Stadtbild«. Diese städtebaulichen Qualitäten seien auch in Zukunft weiterzuentwickeln »und gegenüber den Kunden und Besuchern herauszustellen«, so die Empfehlung.
Bemerkenswert in diesem Zusammenhang: Rund die Hälfte der Kunden informiert sich noch über klassische Printmedien wie die Tageszeitung oder Werbebeilagen/Flyer über die Angebote des Einzelhandels in der Innenstadt. »Kundenstopper« spielten eher eine untergeordnete Rolle.
SO GEHT ES WEITER: Der »Standortcheck Innenstadt« soll zwei Mal wiederholt werden, das nächste Mal während der Bauphase des »Rée-Carré« und dann noch einmal in einem gewissen Abstand nach der Eröffnung des neuen Einkaufsquartiers. Ziel sei es, gegebenenfalls auf die Situation reagieren zu können.
Und die Busse?
Ob sich denn im Rahmen der Kundenbefragung niemand über die Busse in der Innenstadt beschwert habe, wollte CDU-Fraktionschef Albert Glatt wissen. Dem entgegnete Gerhard Beck von der GMA mit einer konkreten Zahl: 68 der rund 1000 Befragten hätten sich negativ über die Busse geäußert. Es sei also »schon wahrnehmbar«. Baubürgermeister Oliver Martini hob in diesem Zusammenhang die Vorzüge des Busverkehrs hervor: Der große Vorteil sei es, dass man mit dem Bus direkt in die Innenstadt komme.
Leerstände
»Bei nur 2,5 Prozent leerstehender Verkaufsfläche kann von keinen strukturellen Problemen ausgegangen werden«, heißt es in der Bewertung der GMA. Dies liege »im Rahmen der natürlichen Fluktuation«.