So war der AfD-Wahlkampftermin in der »Brandeck«
»Wir werden geschröpft, belogen und betrogen – und wir wissen das.« Harte Kritik äußerte der pensionierte Medizin-Professor Jens Zeller beim AfD-Wahlkampftermin in der »Brandeck« an der Bundesregierung, der EU und Emmanuel Macron. Die Partei sieht große Chancen für die Bundestagswahl.
Eines kann man der AfD nicht vorwerfen, dass sie wie die Christdemokraten einen »Wohlfühl-Wahlkampf« führt. Dies zeigte sich am Donnerstagabend im mit 60 Personen voll besetzten Nebenzimmer der »Brandeck« beim September-Stammtisch des Kreisverbands. »Wir haben eine große Change, bei der bevorstehenden Wahl in den Bundestag einzuziehen«, so Kreisvorsitzender Thomas Kinzinger.
Wie er sei auch der aus Heidelberg angereiste Gastredner Jens Zeller seit Anfang an mit dabei, betonte AfD-Wahlkreiskandidat Taras Maygutiak. Der Medizin-Professor im Ruhestand, Jahrgang 1944, agierte über 40 Jahre im dortigen Krebsforschungszentrum. Nach einer kurzen persönlichen Vorstellung kam Zeller bei seinem über 90-minütigen Vortrag schnell zur Sache. Mit der Frage »Warum brauchen wir dringend die AfD?« überschrieb Zeller seine Rede und unterteilte seine Antwort gleich in die vier Themenschwerpunkte: Aktuelle Migrantenpolitik, die Rolle von Deutschland in der EU nach dem Brexit, Innere Sicherheit und Bildungspolitik.
»Über sechs Millionen Migranten warten derzeit vor den Grenzen der EU. Wenn wir alle aufnehmen, wird es Deutschland so nicht mehr geben«, so Zeller. Täglich lasse sich die Bundesregierung von der türkischen Regierung erpressen, um den Flüchtlingszufluss einigermaßen in Zaun zu halten. »20 Milliarden Euro stellte Bundesfinanzminister Schäuble in den letzten zwei Jahren im Haushalt für Flüchtlinge ein, bis 2020 werden es bis zu 90 Milliarden sein«, so der Redner weiter, »einfach der helle Wahnsinn.« Dabei seien die Kosten für die 390 000 Nachzügler nicht mitgerechnet. »Jeder fünfte Arbeiter von uns hat das Risiko, im Alter bei Hartz IV anzukommen. Flüchtlingsfamilien
sind da weit besser finanziell versorgt. Bei diesen Fakten kommen mir die Tränen.« Mietwohnungen seien für Normalverdiener kaum noch bezahlbar.
Auch die Berichterstattung vor allem aus Kanälen der öffentlich-rechtlichen Anstalten kritisierte Zeller: »Es ist einfach unglaublich, was über uns geschrieben und berichtet wird, und dies müssen wir auch noch durch unsere Steuergelder und Gebühren bezahlen.« In puncto Rückzug von Großbritannien aus der EU äußerte Zeller, »den Briten geht es nach ihrem Austritt wirtschaftlich besser«. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron fordere eine EU-Arbeitslosenversicherung, »das würde heißen, wir müssten auch für die 45 Prozent Jugendarbeitslosigkeit in Spanien mitbezahlen«.
Auch in Sachen Sicherheitspolitik gab Zeller der Regierung keine guten Noten, »unsere Polizisten machen zwar eine gute Arbeit, werden allerdings von der Regierung alleine gelassen«. Auch die derzeitigen Umfrageergebnisse werden in Frage gestellt, dieses Mal vom Kreisvorsitzenden selbst: »Viele verraten doch am Telefon nicht, was sie wählen. Die haben Angst, dass am nächsten Tag ihre Hauswand beschmiert wird.«