Weingut Schloss Ortenberg

So wirkt sich der Klimawandel auf den Weinbau aus

red/tap
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26. August 2019

Geschäftsführer Matthias Wolf blickt voller Zuversicht auf die anstehende Weinlese im Weingut Schloss Ortenberg. Dennoch: Der Klimawandel stellt auch Winzer vor neue Herausforderungen. So ist seit einigen Jahren eine intensive Bewässerung notwendig. ©Stadt Offenburg

Der Klimawandel wirkt sich auch auf den Weinbau aus. Wie genau, das erklärt Matthias Wolf, Geschäftsführer des Weinguts Schloss Ortenberg.

Zielstrebig schreitet Matthias Wolf durch die Weinreben oberhalb von Ortenberg. »Hier haben wir einen Traminer«, sagt der Geschäftsführer des Weinguts Schloss Ortenberg, zupft eine Traube ab und steckt sie in den Mund. »Ist schon süß, aber noch nicht erntereif«, meint er. 

Wolf ist zuversichtlich: Dieses Jahr kann die Lese richtig gut ausfallen. Noch vor ein paar Wochen war die Prognose verhaltener. Hitze, Trockenheit, Klimawandel bestimmten die öffentliche Diskussion, denn schließlich war es wirklich sehr heiß und trocken – wie schon im Jahr zuvor. Dann kam aber der nasse Segen von oben. »Der Regen ist noch zum richtigen Zeitpunkt gekommen, und auch in der richtigen Menge«, resümiert Wolf, der das Weingut führt, welches sich im gemeinsamen Besitz der Stadt Offenburg und des Ortenaukreises befindet.

 
»Als Winzer würde ich mir jetzt einen schönen Spätsommer wünschen, nicht zu heiß und mit wenig Niederschlägen«, sagt Wolf. Vielleicht geht der Wunsch in Erfüllung, doch das darf nicht als selbstverständlich verstanden werden. Die zwei Hitzewellen im Juni und Juli machten den Weinpflanzen ganz schön zu schaffen, denn extreme und langanhaltend hohe Temperaturen vertragen auch die wärmeliebenden Reben nicht: Unter der sengenden Sonne trocknen die Blätter aus und färben sich gelb. Die Pflanzen fahren ihr Wachstum herunter. 

Bei den Altanlagen können die Pflanzen weniger Wasser und Nährstoffe einlagern. Besonders trifft die Hitze jedoch die neueren Pflanzungen. Jüngeren  Anlagen muss man sehr regelmäßig Wasser bringen, weil die Wurzelstöcke noch nicht so ausgeprägt sind – das Wasser muss direkt an die Pflanze. »Schon seit Jahren müssen wir hier Wasser geben«, sagt Matthias Wolf. Das geschieht durch Tropfbewässerung: Entlang der Reben schlängelt sich ein System von Wasserleitungen. Die Junganlagen nehmen eine Fläche von einem Hektar ein. Das einmalige Betropfen dieser Fläche verbraucht rund 40 000 Liter Wasser. Jeder Weinstock erhält dabei acht bis zehn Liter Wasser. Das benötigte Nass kommt aus dem Ortenberger Tiefbrunnen, es handelt sich um kein Trinkwasser.

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Diese intensive Bewässerung, erklärt Wolf, sei erst in den vergangenen Jahren nötig geworden. Den Klimawandel erleben Winzer hautnah. 
Nicht allen Auswirkungen der Hitze kann man mit Bewässerung begegnen. »Wir haben in diesem Jahr teils dramatische Sonnenbrandschäden«, bedauert der Winzer. Vor allem Früchte, die der Sonne direkt exponiert sind, verkochen regelrecht. Dieses Phänomen trete erst seit etwa 20 Jahren regelmäßig auf. Ein wenig Abhilfe soll ein gezieltes »Entblätterungsmanagement« schaffen. Dabei wird darauf geachtet, dass die Traubenzone luftig ist und schnell trocknen kann, während von oben genügend Blätter für den Sonnenschutz sorgen sollen.

Lese beginnt früher

Derweil haben die Klimaveränderung und die damit einhergehenden wärmeren Temperaturen auch anderweitige Auswirkungen auf den Weinbau – und das sind nicht nur schlechte: Die Weine werden kräftiger, weil der Zuckergehalt in den Trauben zunimmt. Grundsätzlich ist das positiv für die Qualität des Weins. 

Trotzdem sollen die Weine auch künftig fruchtig und schlank schmecken. Deshalb wird zum Beispiel zu einem früheren Zeitpunkt mit der Ernte begonnen als früher. »Die Leseidee hat sich komplett verändert, und das radikal schnell, also innerhalb einer Generation«, sagt Matthias Wolf. Er ist sich sicher: »Das kann man nicht mit einem natürlich bedingten Klimawandel erklären.«
Voraussichtlich Mitte September beginnt beim Weingut Schloss Ortenberg die Hauptlese. Dann sind insgesamt 16 Helfer im Einsatz. 
 

Hintergrund

Mediterrane Sorten

Die sich verändernden Klimaverhältnisse führen auch dazu, dass zunehmend mit mediterranen Sorten experimentiert wird, die bislang eher untypisch für die Gegend hier waren: Merlot, Cabernet, Syrah. Trotzdem werde es auch in Zukunft gelingen, traditionelle Sorten »in einem guten Qualitätskorridor« auszubauen, sagt Matthias Wolf voraus. Der Riesling oder Klingelberger, wie er hier genannt wird, wuchs früher nur in den besten Lagen. Das ist heute anders. Zunehmend gedeiht er in vergleichsweise kühlen Nordlagen – für eine längere Reifezeit. In den wärmeren Lagen werden dafür andere Sorten eingesetzt.

Info

Weingut Schloss Ortenberg

Das Weingut Schloss Ortenberg wird seit der Fusion im Jahr 1997 vom Ortenaukreis und der Stadt Offenburg gemeinsam betrieben. Heute umfasst es eine Rebfläche von insgesamt 45 Hektar und beschäftigt fünf feste Winzer im Außenbetrieb. Geschäftsführer Matthias Wolf kam schon im elterlichen Obs- und Weinbaubetrieb in Oberkirch mit dem Thema Wein in Berührung. Er hat zunächst eine kaufmännische Ausbildung gemacht und dann in Heilbronn Weinbetriebswirtschaft studiert. In diesem Jahr feiert er sein »Zehnjähriges« als Geschäftsführer des Weinguts Schloss Ortenberg.

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