Sonderausstellung über die Geschichte von Ebersweier
Die 800-jährige Dorfgeschichte von Ebersweier in einer Ausstellung zusammengefasst: Die Sonderausstellung im Heimatmuseum Durbach macht das möglich. Ob die Ausstellung allerdings noch 2017 zu sehen sein wird, ist unklar.
Wer in die Vergangenheit der 800-jährigen Geschichte Ebersweiers noch einmal so richtig eintauchen will, muss die Sonderausstellung im Heimatmuseum Durbach demnächst besuchen. Denn ob die Ausstellung auch 2017 noch besteht, ist fraglich. In einer Sammlung historischer Schriftstücke befindet sich unter anderem das älteste Dokument des Gemeindearchivs: »Vertrag über die Teilung der Allmend 1626«.
Ausgehend von historisch-geografischen Grundlagen (große Wandbilder) zeichnet die aufschlussreiche Ausstellung die 800-jährige Dorfentwicklung nach: Durch die großherzoglich-badische Zeit, Kriege, Kirchengeschichte, Handwerk, Handel und Gewerbe führt der Weg zur modernen demokratischen Solidargemeinschaft.
Margot Hauth, Leiterin der Ebersweierer Geschichtswerkstatt, führte bei einem Pressegespräch durch die Ausstellung. Über jedes Exemplar weiß sie etwas zu berichten. Die Begeisterung der Geschichtskundigen über die Entwicklungsgeschichte des Dorfes wirkt ansteckend. Erinnerungen werden derart lebendig, dass es sich lohnt, zu verweilen. »Altes Wissen weiterzugeben ist mein Hauptanliegen«, sagt die ehrenamtliche Forscherin.
Als »Herzstücke« der Sonderausstellung bezeichnet sie die beiden restaurierten Kirchenfenster. Glasbildnisse in Blei gefasst zeigen die heilige Theresia von Lisieux und eine Christusfigur vor dem Kreuz. Sie stammen aus der Dorfkirche vor deren Renovation (1964). Ein Arbeiter hat sie wohl damals aus dem Schrotthaufen gezogen und gerettet.
Erst Ende vergangenen Jahres sind sie wieder aufgetaucht und restauriert worden. Handgeschnitzte Teile aus der alten Kommunionbank und liturgische Gegenstände aus Gold erinnern an Zeiten, da der hochwürdige Pfarrer Pfirsig (1876 bis 1894) Messfeiern noch in der Hochsprache Latein zelebrierte. »Aus der Entstehung des Dorfes gibt es keine anschaulichen Fundstücke«, erklärt Margot Hauth. Aber schriftlich sei vieles festgehalten.
Die erste Gemeindeordnung und -verwaltung gab es ab 1831. Früher fanden Gemeindeversammlungen im Freien unter einem Baum statt. Beschlüsse fassten ausschließlich Männer, nicht die ganze Gemeinde. Das erste Rathaus entstand 1877. Den Beginn der Schule begründete die Kirche, mit dem Katechismus als wichtigstem Lerninhalt. Die Ausstellung zeigt einen historischen Markstein, der Herrschaftsgebiete trennte. Gemarkungssteine gab es erst seit 1960. Neben Grafiken und Fotos liegt ein Gesetzbuch (1797) des Vogts Anton Neger aus.
Paul Kuderer hat eine ehrwürdig anmutende Herrgottsnische aus dem Jahr 1729 zur Verfügung gestellt. Sie ist als Teil gläubig-bürgerlichen Lebens ebenso erhalten wie ein alter Hauspfosten »vun’s Kudder-Seppe in de Au« (anno 1879). Manche Exponate erzeugen Verwunderung, zum Beispiel ein handgefertigter Kranz aus Barthaaren des Ehemanns. Die Trachten-, Trauer- oder Winterkappe zeugen von exakter Handarbeit ebenso wie Webstoffe aus Leinen und Stickereien. Gegenstände aus dem frühen bäuerlichen Arbeitsleben mit Viehwirtschaft, Obst- und Gemüseanbau lassen ahnen, wie ideenreich und unermüdlich die Menschen schon damals waren.
Entbehrungsreich
Dokumente von Institutionen wie Sparkasse und Tabakfachschaft zeigen Aspekte des mehr oder weniger entbehrungsreichen Lebens. Viehversicherungsverein, Feuerwehr und Genossenschaft waren wichtige Grundlagen, um im Ernstfall füreinander einzutreten. Eine Stunde in der Sonderausstellung reicht zwar nicht aus, um die ganze Bandbreite zu erfassen. Aber aufmerksame Betrachter erkennen: Tatkräftiger Zusammenhalt war schon immer ein wesentliches Kennzeichen der Bürger von Ebersweier.
ÖFFNUNGSZEITEN: Wein- und Heimatmuseum Durbach, mittwochs und samstags 14 bis 17 Uhr, sonntags 15 bis 18 Uhr. Sonderführungen für Gruppen nach Anmeldung ganzjährig möglich. Informationen bei der Tourist-Information Durbach, • 07 81/4 21 53, E-Mail: info@durbach.de.
Geforscht
Im vergangenen Jahr feierte die Gemeinde Ebersweier ihr 800-jähriges Bestehen. Margot Hauth forschte zuvor sieben Jahre lang in verschiedenen Archiven, befragte Einwohner und erfasste wichtige Dokumente über die örtliche Entwicklung von Kirche und Gemeinde. Ihr anspruchsvolles Ziel war es, das Wissen in einer gut lesbaren Ortschronik zusammenzufassen und weiterzugeben.
Hauths starker Antrieb führte zur Gründung der Geschichtswerkstatt, deren Leiterin sie ist. Zum ereignisreichen Jubiläum trugen die Mitglieder zahlreiche Urkunden, wertvolle Fakten und historische Gegenstände zusammen.
Für ihr außergewöhnliches Projekt erhielten die Aktiven um die ehemalige Verwaltungsfachangestellte des Ebersweierer Rathauses eine Anerkennungsurkunde. Der Vorsitzende des Landesausschusses für Heimatpflege, Erich Bürkle, würdigte Ende 2015 »die beispielhaften Leistungen auf dem Gebiet der ehrenamtlichen Heimatforschung«.
Seit Februar 2016 füllt die Sonderausstellung das Obergeschoss des Durbacher Heimatmuseums. Wie lange, das hängt wohl auch vom Besucherinteresse ab.