Stadt räumt Defizite ein: Jugend kommt in Offenburg zu kurz
Die Jugendarbeit in Offenburg ist ausbaufähig. Das stellte Bürgermeister Hans-Peter Kopp am Mittwoch in der Sitzung des Ausschusses für Familie und Jugend fest. Bis Sommer 2019 soll ein neues Konzept erarbeitet werden.
Die Stadt Offenburg und die dazugehörigen Stadtteile besitzen zwar 13 Jugendräume – die Jugendlichen nutzen diese laut Jugendbüroleiter Martin Maldener aber nur wenig. Eine genaue Zahl sei schwer zu erfassen, da die Besucherzahlen sehr stark schwankten und oft nur eine Momentaufnahme möglich sei. Das soll sich zukünftig ändern, weshalb die Jugendarbeit am Mittwoch Thema im Ausschuss für Familie und Jugend war.
»Eines der Probleme ist der Veränderungsprozess der Gesellschaft. Gerade auch Ganztagsschulen führen die Kinder weg von weiteren Institutionen, weshalb sie sich vermehrt im öffentlichen Raum treffen«, erklärte Maldener. Die Jugendlichen seien auf der Suche nach Freiraum. Weiter führte er die Öffnungszeiten der Räume als Problem auf: »Wir haben zwar viele Räume, aber oftmals haben diese nur ein- bis zweimal in der Woche geöffnet.« Gerade am Wochenende sollten sie laut Maldener etwas bieten. Vorrangig seien die Räume in den Stadtteil- und Familienzentren (SFZ) angesiedelt. »Jugendliche fühlen sich dort nicht dazugehörig«, betont er. Die schlechte Nachfrage sei aber kein spezielles Problem in Offenburg, sondern bundesweit so.
Erster Schritt: Analyse
Mit einem neuen Konzept möchte die Stadt auf diesen Missstand reagieren. »Im ersten Schritt analysieren wir, welche Angebote unsere Zielgruppe besonders ansprechen.« Einer der Schwerpunkte sei die Frage, wie sich die Jugendarbeit angesichts der medialen Lebenswelten verändern müsse. »Jugendliche sind immer miteinander vernetzt. In wenigen Sekunden machen sie Termine aus, um sich zu treffen«, erklärt er.
Martina Köllner, Leiterin der Abteilung Familie, Jugend und Senioren, verdeutlichte, dass vor allem die Zielgruppe zu Wort kommen soll, aber auch Sozialpädagogen. In Offenburg sei die Jugendarbeit bislang zu kurz gekommen. Mit dem Fokus auf die Vorschul- und Schulkindphase habe man bereits gute Arbeit geleistet, jetzt bestehe aber in der Jugendarbeit Bedarf. Im Sommer 2019 möchten Köllner und Maldener ihre Ergebnisse präsentieren.
»Viele O-Töne sammeln«
Der Bericht zur kommunalen Jugendarbeit traf im Ausschuss auf Zuspruch. Jess Haberer (CDU) sieht die Kommune in der Pflicht, auf gesellschaftliche Veränderungen zu reagieren. »Die Verantwortlichen haben den Auftrag, möglichst viele O-Töne zu sammeln und Angebote auf Aktualität und Zukunftstauglichkeit zu prüfen«, betonte Haberer. Man könne die Entwicklung der Jugendlichen nicht einfach dem Zufall überlassen.
Julia Letsche (SPD) stellte sich die Frage, wie diese Befragung der Jugendlichen aussehen soll. Köllner versicherte, dass sie nicht nur jene befragen, die bereits das Angebot nutzen, sondern auch andere. Sowohl Eva-Maria Reiner (Bündnis 90/Grüne) als auch Stefan Konprecht (FWO) sprachen die Jugendarbeit von anderen Trägern an. »Wir könnten uns an Vereinen orientieren und mit ihnen das Programm besprechen, damit es nicht zu Überschneidungen kommt«, merkte Reiner an. Was die Jugendräume in den Familienzentren angehe, denke sie, es sei sinnvoll nach neuen Räumen zu suchen.
Laut Bürgermeister Kopp steht jedoch die kommunale Jugendarbeit im Fokus. Es gelte, eine neue Variante für diese zu finden: »Ich halte es für richtig, uns von der Vereinsarbeit abzugrenzen.« Man habe die eigene Arbeit kritisch bewertet und versuche, einen Weg zu finden. Vorschnell nach Lösungen zu suchen, bringe nichts.
So ist die Jugendarbeit aufgestellt
Die kommunale Jugendarbeit wird von dem zentralen Sachgebietsleiter und sieben Stadtteileinrichtungen gestaltet. Martin Maldener ist als Leiter verantwortlich für die gesamtstädtischen Angebote. Die sechs Stadtteil- und Familienzentren sowie das Bunte Haus sind verantwortlich für die Angebote in den Stadt- und den Ortsteilen.