Stadtrat Hättig zum geplanten Abriss der St.-Martins-Kirche
In einer Stellungnahme äußert sich SPD-Stadtrat Heinz Hättig erneut zum geplanten Abriss der St.-Martins-Kirche und zu unserem Artikel »Es war klar, dass es Gegenwind gibt« (OT, 14. Februar). Hättig hatte bereits in einem offenen Brief an Erzbischof Robert Zollitsch gegen die Pläne der Kirche protestiert.
»Nun liegen die Fakten auf dem Tisch, man habe es sich nicht leicht gemacht und man hat mit Gegenwind gerechnet«, zitiert Hättig den OT-Bericht vom 14. Februar. Auch die Gemeindemitglieder hätten es sich nicht leicht gemacht und müssten jetzt lernen, das Wirtschaftlichkeit vor dem Glauben komme. »Was uns förmlich erschlägt, ist die Basta-Politik, nicht-öffentlich zu beschließen, die Kirche wird abgerissen«, ärgert sich Hättig. Es gebe keine Entschuldigung für die Geheimniskrämerei. Seine Mutter habe ihn schon mit der Muttermilch gelehrt: »Wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren«, so Hättig. Und gerade das sei das Schmerzliche: »Man lässt uns nicht um unsere Kirche kämpfen. Vielleicht hätten wir ja doch noch eine Lösung gefunden, dass die Ökonomie neu berechnet werden müsste.«
Parolen, die das Gewissen beruhigen sollen, nennt Hättig die Kompromissvorschläge der Kirchenvertreter, nach denen es in dem geplanten Studentenwohnheim einen 100 Quadratmeter großen Raum für kirchliche Zwecke geben soll. »Mal ehrlich, wer will in einem Partyraum von Studenten in einen Gottesdienst gehen?«, fragt Hättig.
Es habe Zeiten gegeben, da sei jedes Kirchenmitglied für die Gemeinde wichtig gewesen. »Heute sind 840 Mitglieder nicht mehr wirtschaftlich«, so Hättig. Heimat sei da, wo Familie, Freunde, Verein und Kirche seien. »Man nimmt uns jetzt ein Stück Heimat weg«, sagt Hättig.
Pfarrer Alois Balint spreche von dem Wandel der Volkskirche hin zur Bekenntniskirche. »Ich bekenne mich zu meiner Kirche und zum Christentum, wie ich den Graben in meinem Glauben wieder geschlossen bekomme, weiß ich heute noch nicht«, schreibt Hättig und zum Abschluss: »Die Hoffnung stirbt zuletzt, ich warte noch auf eine Antwort meines Briefes vom Erzbischof.«
HINWEIS: Morgen veröffentlichen wir eine Seite mit Leserbriefen zum Thema Abriss von St. Martin.