Schilder an Waldbachsenke

Städtische Obstbäume dürfen in Offenburg geerntet werden

Kirsten Pieper
Lesezeit 4 Minuten
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06. September 2018

Etwa 50 Obstbäume in der Waldbachsenke gehören der Stadt. Bürger dürfen die Äpfel ernten. ©Ulrich Marx

Jetzt ist es offiziell und für jeden erkennbar: Mitarbeiter der Technischen Betriebe haben vor ein paar Tagen Schilder in der Waldbachsenke angebracht, die kennzeichnen, welche Bäume der Stadt gehören. An den übervollen Bäumen darf das Fallobst aufgelesen und reife Früchte gepflückt werden.

Der Duft nach reifem Obst wie Mirabellen, Birnen, Äpfel – seit Wochen liegt er in der Luft, wenn man durch die Waldbachsenke zwischen Offenburg und Zell-Weierbach spaziert oder radelt. Erst hingen die Kirschbäume übervoll, jetzt leuchten die herrlichsten Äpfel in großer Menge zwischen den Ästen hervor. Manche Bäume sind so schwer von Obst beladen, dass sie bereits heruntergebrochen sind. 

Was viele Spaziergänger bislang nicht wussten: Etwa 50 dieser Obstbäume in der Waldbachsenke befinden sich im städtischen Besitz. Eine Baumreihe beginnt entlang des Fußwegs in der Waldbachsenke neben der Weingartenstraße gegenüber des Friedhofs bis auf die Höhe Parkdeck der Josefsklinik. Eine weitere Zeile mit Obstbäumen zieht sich entlang des Radwegs in der Verlängerung der Zeller Straße ab der Brücke zum Bolzplatz Richtung Zell-Weierbach. In der OT-Serie zur Oberbürgermeisterwahl mit dem Thema Grünpflege vom 25. September hatte der pensionierte Gärtnermeister Hans-Martin Einstein bereits bemängelt, dass es diese Bäume zwar gebe, es aber keiner wisse. 

In der Zwischenzeit wurden die Äpfel immer reifer, und es mehrten sich Hinweise an die Stadtverwaltung, bis diese nun letzten Donnerstag reagiert hat, bestätigt die Pressestelle. Ein Mitarbeiter der Technischen Betriebe Offenburg hat Schilder aufgehängt, die dazu auffordern, die Äpfel in der Baumreihe aufzulesen und bei Pflückreife zu ernten. Wie Andreas Bross, Förster im Stadtwald und Abteilungsleiter Baumkontrolle und Baumschau bei den TBO, bestätigte, habe ein Mitarbeiter die Schilder jeweils zu Beginn und Ende der Baumreihen angebracht.

Im Überfluss

»Es war auch ein moralischer Aspekt, dass der Überfluss an Obst jetzt genutzt werden kann«, gibt Bross an. Um welche Apfelsorten es sich bei den Bäumen genau handelt, kann Bross leider nicht sagen. Das Baumkatas­ter der Stadt gibt zwar Aufschluss über die Sorte der Bäume und deren Pflegezustand, nicht aber über die Obstsorte. »Dafür ist es ja auch nicht angelegt«, sagt Bross. Der TBO-Abteilungsleiter weiß aber, dass unter den Bäumen auch viele sogenannte alte Sorten sind. 

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Dies bestätigt auch Gerhard Schröder, Vorsitzender des Fördervereins Ortenauer Streuobstanbau (Fosa). Der Verein hat insgesamt 1000 Obstbäume, die er bewirtschaftet, unter anderem auch eine Streuobstwiese in der Waldbachsenke mit Mirabellen-, Äpfel-, Zwetschgen- und Birnenbäumen. Die Fläche hat der Verein von der Stadt Offenburg gepachtet, die sie als Ausgleichsfläche für das Baugebiet Seidenfaden angelegt hat. 

Die Fülle des Obstes in diesem Jahr – Gerhard Schröder schätzt den Ertrag im Durchschnitt um 30 bis 40 Prozent höher ein als in anderen Jahren – sei dem vergangenen schlechten Jahr geschuldet. Im letzten Frühjahr habe es noch einmal sehr späten Frost gegeben, sodass viele Blüten erfroren sind.  »Vor allem Bäume, die zur Alternanz, Ertragsschwankung im Rhythmus von zwei Jahren, neigen, haben in diesem Jahr einen deutlich höheren Ertrag«, sagt Schröder. In diesem Frühjahr sei das Wetter sehr gut gewesen, im April habe es eine tolle Blüte gegeben und die Bienen hätten gut bestäubt.  

Folgen der Dürre

Eine Folge der extrem vollen Bäume sieht man derzeit nicht nur in der Waldbachsenke. Kehrseite des Wetters mit der langanhaltenden Trockenheit ist nach Aussage von Schröder nämlich auch häufiger Bruch an den Bäumen. »Weil die Pflanzen nicht genügend Flüssigkeit einlagern konnten, ist der ein oder andere Ast gebrochen.« 

Wenn der Ast aber noch ein bischen Kontakt zu dem Baum habe, reifen die Früchte etwas langsamer nach, sagt der Obstbaumexperte. Nach der Ernte, im Herbst oder Winter, sollten dann die gebrochenen Äste sauber abgesägt werden und der Baum durch einen gezielten Schnitt wieder in Form gebracht werden. 

Wer also in den nächsten Tagen Lust auf einen leckeren Apfelkuchen oder Zwetschgenkuchen hat, der kann sich an dem städtischen Obst bedienen. Viele Passanten sieht man bereits, die mit Körben unterwegs sind und sich an dem kostenlosen, leckeren Obst erfreuen. Um sicherzugehen, keine privaten Bäume zu erwischen, soll man sich an die Wege halten, empfiehlt Bross.

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