Stahlbauunternehmen Müller Steeltec hat Insolvenz beantragt

Die Müller Offenburg Steeltec GmbH hat Insolvenz beantragt. ©Archivfoto
Ein Offenburger Traditionsunternehmen ist zahlungsunfähig: Die Müller Offenburg Steeltec GmbH, früher bekannt als Stahlbau Müller, hat Insolvenz beantragt. Es ist bereits die dritte Insolvenz des Unternehmens nach 2008 und 2013. Dennoch sind die Verantwortlichen optimistisch.
Vor etwas mehr als zwei Jahren, im November 2017, hatte die Müller Offenburg Steeltec GmbH das 175. Firmenjubiläum gefeiert. Denn die Geschichte des Offenburger Traditionsunternehmens reicht bis ins Jahr 1842 zurück. Unter dem Namen Stahlbau Müller wurde es bekannt. Und Grund zum Feiern gab es damals nicht zuletzt deshalb, weil das einstige Familienunternehmen zwei Insolvenzen überstanden hatte, 2008 und 2013.
Dieses Schicksal hat die Firma nun zum dritten Mal ereilt. Wie Geschäftsführer Christian Büchl am Donnerstag in einer Pressemitteilung bekanntgegeben hat, hat die Müller Offenburg Steeltec GmbH bereits am vergangenen Donnerstag Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Am selben Tag habe das Insolvenzgericht Offenburg die Rechtsanwältin Gesa Pantaleon gen. Stemberg zur vorläufigen Insolvenzverwalterin bestellt, informiert Büchl. Die an derselben Geschäftsadresse (Englerstraße 4, Offenburg) ansässige FM Steeltec GmbH sei von dem vorläufigen Insolvenzverfahren nicht betroffen.
Die vorläufige Insolvenzverwalterin wird in der Mitteilung wie folgt zitiert: „Der Geschäftsbetrieb wird regulär weitergeführt, die Produktion läuft entsprechend wie geplant weiter.“ Sie kündigt an: „Wir werden gemeinsam in den nächsten Wochen intensiv und mit der gebotenen Ruhe und Sorgfalt alle sich darstellenden Sanierungschancen prüfen.“ Die Auszahlung der Lohn- und Gehaltszahlungen werde über die Insolvenzgeldvorfinanzierung sichergestellt.
Betrieb aufrechterhalten
Wichtig sei nun, „dass wir gemeinsam mit unseren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, Lieferanten und Kunden den laufenden Geschäftsbetrieb aufrechterhalten und gemeinsam partnerschaftlich an Lösungen arbeiten“. Das Unternehmen beschäftigt in Offenburg rund 75 Mitarbeiter.
In einer Betriebsversammlung am vergangenen Freitag habe Gesa Pantaleon gen. Stemberg gemeinsam mit der Geschäftsführung die Mitarbeiter informiert. Alle Beteiligten blickten zuversichtlich auf die nächsten Wochen und zögen an einem Strang, „um eine tragfähige, nachhaltige Zukunftslösung für das Traditionsunternehmen zu erarbeiten“, heißt es in der Mitteilung. Und weiter: „Die bisherigen Rückmeldungen, insbesondere von Kundenseite stimmen uns positiv, wir spüren einen merklich starken Unterstützungswillen.“
Gesa Pantaleon gen. Stemberg und das Team der vorläufigen Insolvenzverwaltung hätten bereits Kontakt mit Lieferanten, Finanzierungspartnern und Kunden aufgenommen, um diese unmittelbar zu unterrichten. „Die Information an alle Beteiligten ist wichtig, um ohnehin bestehende Unsicherheiten möglichst schnell auszuräumen. Unser Ziel ist es, den Betrieb zu sanieren und damit wenn möglich alle Arbeitsplätze zu erhalten“, betont die Insolvenzverwalterin.
Die Geschäftsführung und die vorläufige Insolvenzverwaltung kündigen an, die Öffentlichkeit über den weiteren Fortgang zu informieren. Zu den Gründen für die Insolvenz machte das Unternehmen in der Mitteilung keine Angaben.
Unternehmen mit langer Geschichte
Die Müller Offenburg Steeltec GmbH ist ein mittelständisches Stahlbauunternehmen mit Sitz in der Englerstraße im Offenburger Nordwesten, dessen Ursprünge bereits auf das Jahr 1842 zurückgehen.
Heute arbeiten nach Firmenangaben rund 75 Mitarbeiter für das Unternehmen. Von der Planung und Konstruktion bis zur Produktion und Montage würden die Stahlkonstruktionen mit eigenem Personal „auf Basis höchster Qualitätsstandards“ errichtet.
Die Tätigkeitsschwerpunkte liegen im Tankstellenbau, dem klassischen Stahlbau sowie der Sonderkonstruktion für den Sondermaschinenbau.
Gegründet wurde das Unternehmen 1842 von Schlossermeister Franz Anton Müller in der Steinstraße. Nach der Umwandlung in eine Bau- und Kunstschlosserei entwickelte sich der Betrieb 1926 zur größten Schlosserei in Mittelbaden, mit 50 Mitarbeitern. 1935 entstand der Neubau am heutigen Standort in der Englerstraße 4.
Als „kriegswichtiges“ Unternehmen stellte Müller in der Nazi-Zeit Teile für die V2-Rakete, laut dem Historiker Martin Ruch unter anderem mit Hilfe von Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern, her. 1945 startete nach der Entnazifizierung der Neuanfang mit Gustav Müller III. In den 1950er-Jahren kam nicht nur der Tankstellenbau dazu, Müller baute auch Brücken, wie die Eisenbahnbrücke in Offenburg. In Offenburg tragen außerdem die Baden-Arena, der Hohe-Horn-Turm und die Überdachung des ZOB die „Müller’sche Handschrift“.
Über 500 Arbeiter standen bei Müller in Lohn und Brot. Bis 2008 war das Stahlbauwerk Müller ein Familienunternehmen. Nach der ersten Insolvenz übernahm die Walthelm-Gruppe aus Nürnberg, nach der zweiten Insolvenz 2013 kam das Traditionsunternehmen in den Besitz der irischen Beteiligungsgesellschaft Ark Capital.