Offenburg

Star-Fotograf Wilfried Beege wird 70

Ute Dahmen
Lesezeit 4 Minuten
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29. Oktober 2014
Als Fotograf ist Wilfried Beege viel herumgekommen, nun ist sein Lebensmittelpunkt in der Ortenau. Unter anderem engagiert er sich für ein Kreativzentrum in der alten Spinnerei.

Als Fotograf ist Wilfried Beege viel herumgekommen, nun ist sein Lebensmittelpunkt in der Ortenau. Unter anderem engagiert er sich für ein Kreativzentrum in der alten Spinnerei. ©Beege

Er war Kameramann bei Kultregisseur Rainer Werner Fassbinder, jobbte in Andy Warhols Factory in New York und fotografierte für Modemagazine die schönsten Frauen der Welt: Der Offenburger Fotograf Wilfried Beege wird heute 70. Zur Ruhe setzen will sich »Beegee« (Biedschie) deshalb nicht.

Seinen blauen Augen entgeht nichts. Wilfried Beege beobachtet Leute genau, registriert gleichzeitig Licht, Stimmung und Atmosphäre. »Ich kann gut auf Menschen eingehen«, sagt er – und dieses Einfühlungsvermögen spiegelt sich in seinen Fotografien wider. Ob bei Vernissagen, Hochzeiten, Betriebsfeiern oder im Studio: Er trifft die Persönlichkeit. Dabei gelingt es dem gestandenen Mann mit den kinnlangen grauen Haaren und den buschigen Augenbrauen bei Veranstaltungen unauffällig zu bleiben, stets bereit, im günstigsten Moment den Auslöser der Kamera zu bedienen. Der Blick auf das Natürliche ist es, der ihn fasziniert. Gelebtes Leben statt Glamour.

Das hat »Beegee«, wie er in der englisch sprechenden Modelszene genannt wurde, jahrzehntelang als Modefotograf genossen. Reisen um die Welt, die schönsten Mädchen an den schönsten Stränden vor der Linse. unzählige Titelfotos für Magazine und Reportagen. Heute hier, morgen fort. Die Unrast begann mit seiner Geburt 1944 im Sudetenland. Der Vater im Krieg gefallen, flüchtete Beeges Mutter mit Großmutter und drei Kindern nach Thüringen. Nach den Stationen Berlin, Hannover und Ulm wurde die Familie in Niederbayern sesshaft. Die Mutter verdiente den Lebensunterhalt als Lehrerin. Als Kind wollte Wilfried Beege Pfarrer werden: »Da stehe ich auf der Kanzel und die Leute machen brav, was ich ihnen befehle!«

Arbeit mit Fassbinder
Nach dem Abitur studierte er aber an der Bayerischen Staatsanstalt für Fotografie in München, Schwerpunkt Porträt, und knüpfte Kontakte zur Schwabinger Theaterszene. Dort lernte er Rainer Werner Fassbinder kennen, fotografierte Bühnenbilder für dessen Theaterstücke und kam als Kameramann für einen Film des Kultregisseurs zum Einsatz.

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1969 wurde er auf eine Stellenausschreibung des Münchner Burda-Verlags aufmerksam. Aenne Burda suchte für ihren Modeverlag in Offenburg einen Fotoassistenten. Bereits nach einem Jahr beerbte Beege seinen Chef Christoph Rüdt von Collenberg und wurde Leiter von sieben Fotostudios. Dort entstanden Bilder für Burda Moden, Burda International, Burda Sonderhefte, »Carina« und »Verena«.

Auf Reisen nach Afrika, Indien, in die USA, zu Mittelmeerinseln und auf die Kanaren produzierte das Team Fotostrecken für mehrere Ausgaben. Aenne Burda wirtschaftete sparsam – und konnte gern und heftig Kritik üben, wenn ihre Offenburger Crew nicht »up to date« war. »Einmal habe ich sogar mit der Faust auf ihren weißen Lackschreibtisch gehauen und gefordert, dass wir nicht immer nur nach Berlin, sondern auch zu den Schauen nach Mailand und Paris fahren dürfen«, erzählt Beege.
Es war die Ära der Supermodels – und Beege auf einmal mittendrin: Er fotografierte Cindy Crawford, Christy Turlington, Naomi Campbell, Linda Evangelista (»Oben ohne, mit einem Haufen Kartoffeln im Arm, für einen Bunte-Titel«), und natürlich Claudia Schiffer: »Sie war damals erst 16 und Mama saß immer neben ihr.« Als es zwischen der Verlegerin und ihrem Cheffotografen erneut zum Disput kam, erlebte dieser anstelle eines Rauswurfs die Überraschung seines Angestelltenlebens: Sie bezahlte ihm drei Monate Urlaub in einer beliebigen Großstadt plus ordentlichem Taschengeld unter der Prämisse, sich beruflich weiterzubilden.

Beege entschied sich für New York. Dort suchte er die Studios berühmter Fotografen auf, jobbte in Andy Warhols legendärer »Factory« und erlebte den bleichen, introvertierten Pop-Art-Künstler als »Fisch auf Beinen«. 1989 sprang  er selbst ins kalte Wasser und machte sich selbstständig. Er renovierte den alten Tanzsaal der »Zauberflöte« in Offenburg und richtete dort sein Studio ein. Als freier Fotograf dokumentierte er für »Harper’s Bazaar«, »Cosmopolitan« die Modeschauen in Mailand und Paris und Mode für »Madeleine« und Quelle.

Schon zu dieser Zeit konzentrierte er sich wieder auf Porträts, lichtete für Magazine VIPs aus der Modebranche, Schauspielerinnen, Firmenchefs und Vorstandsvorsitzende ab. »Die Glamourwelt habe ich hinter mir gelassen«, beteuert der Weitgereiste, der mittlerweile mit Familie und 100-jähriger Mutter in Urloffen lebt und mit seiner Frau (»Eine echte Schwarzwälderin!«) am liebsten im »Ländle« urlaubt.
In der Ortenau porträtiert er Menschen, fotografiert bei Firmen, bebildert Wände für private und öffentliche Räume aus seinem immensen Fotoarchiv. Nach wie vor gehören zu seinem Arbeitsgebiet redaktionelle Werbefotos.
Pünktlich zum 70. hat Beege seine Webseite neu gestaltet, die Einblick in ein bewegtes Leben gibt. Dort plaudert der Vater von fünf Töchtern in einem Blog auch mal aus dem Nähkästchen eines Modefotografen. 

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