Strahlende Augen als Lohn
Offenburg. Als auf einmal seine Echtheit infrage gestellt wird, reagiert der Weihnachtsmann souverän. »Habe ich einen langen, weißen Bart? Habe ich einen dicken Bauch?«, fragt er die beiden Mädchen im Grundschulalter, die ihn zuvor so ungläubig angeschaut haben. Damit sind die Zweifel offensichtlich beseitigt. »Man muss das eben nett erklären, dann funktioniert auch alles«, sagt der Weihnachtsmann. Und er muss es ja wissen, immerhin macht er den Job schon seit 15 Jahren.
Der Weihnachtsmann heißt im wahren Leben Sascha Kirner und kommt – anders als das Vorbild – nicht aus dem hohen Norden, sondern aus Rheinhausen im nördlichen Breisgau. Der 34-Jährige arbeitet das Jahr über eigentlich als Leiter eines Fastfood-Restaurants. Nur in der Adventszeit streift er sich das rote Kostüm über, klebt sich den Bart an und zieht mit seinem Schlitten los. Letzteren lässt er allerdings nicht von den berühmten Rentieren ziehen, dafür hat er sich eigens einen Autoanhänger zugelegt. Für den Schlitten habe er lange im Internet gesucht und »ein schönes Geld investiert«. Ein Weihnachtsmannkostüm für fünf Mark aus dem Baumarkt, wie zu Beginn seiner »Karriere«, tut es eben nicht mehr.
Voller Terminkalender
Aber schließlich hat ein Weihnachtsmann auch jede Menge zu tun. Heute in Offenburg, morgen in Emmendingen, dazwischen in privaten Haushalten – der Kalender ist in diesen Wochen gut gefüllt. Bis Heiligabend stehen täglich Termine an. In Offenburg, wo Kirner einen Tag vor dem »echten« Nikolaustag Station macht, ist er bereits zum vierten Mal. Mit dabei sind auch seine Frau Daniela und Tochter Vivien. »Normalerweise habe ich noch einen Engel dabei, aber der hat sich den Fuß gebrochen«, erläutert Kirner.
»Ich mache das mit Herzblut«, sagt Sascha Kirner, als er den mit 80 Äpfeln, Nüssen, Schokolade und Gummibärchen beladenen Sack über die Schulter wirft. Der Lohn: strahlende Kinderaugen, Menschen, die sich freuen. Und begehrt ist der Weihnachtsmann allemal. Denn von den 1500 Geschenken, die übrigens die Stadt Offenburg bereitstellt, bleibt am Ende eines Abends nichts mehr übrig.
Da tut es auch wenig zur Sache, ob er nun als »Nikolaus« oder als »Weihnachtsmann« bezeichnet wird. Kirner jedenfalls repräsentiert ganz bewusst die amerikanische Version. Die Gründe sind naheliegend. Zum einen sei es schwierig, den biblischen Nikolaus zu mimen, denn dafür brauche man erst einmal ein Bischofskostüm. Und zweitens zählen für die Jüngeren ohnehin ganz andere Werte: »Die Kiddies lieben den dicken Bauch und den Rauschebart«, da ist sich der Weihnachtsmann ganz sicher.