Straßenfeger
Straßenfegen ist in Schutterwald eine nahezu heilige Handlung. Der Begriff hat aber noch eine ganz andere Bedeutung.
Der Schutterwälder an sich ist ein froher, ausgeglichener Mensch und für allerlei Späße zu haben – aber irgendwo hört auch bei ihm der Spaß auf: beim Straßenfegen. Denn in Schutterwald wird schon immer am Samstag die Stroß un des Trottwo gfägt, ob’s sie dreckig sin oder nid – baschda. So erging es auch dem Neubürger Tobias K., der schon nach kurzer Zeit von seinem Nachbar Manfred darauf hingewiesen wurde, dass Samschdig isch un dass ma do die Stroß fäge muss. Kurzer Hand wurde der Tobias einem Stroßefeg-Lehrgang unterzogen. Seither treffen sich die Stroßefeger all Samschdig gegen vier, fäge, schwätze und trinken hinterher zusammen ein wohlverdientes Bier. ’S geht doch.
Aber es gibt noch ne ganz andere Art von Straßenfeger, und zwar nennt man Sendungen im Fernsehen mit sehr hohen Einschaltquoten auch so. In den 50er- und 60er-Jahren liefen solche Serien regelmäßig im Fernsehen.
Damals saß die gesamte Familie gemeinsam im Wohnzimmer vor der Kiste und schaute Francis-Durbridge-Verfilmungen an. Im Notfall ging man zum Nachbarn, der ein Fernsehgerät hatte, oder begab sich in die Kneipe seines Vertrauens.
Einer der ersten Straßenfeger war der Sechs-Teiler »Das Halstuch«, der mir persönlich nix sagt. Großes Interesse fand auch die Serie »Soweit die Füße tragen«. Ein absoluter Straßenfeger, den ich selbst erleben durfte, war »Die Gentlemen bitten zur Kasse.«
Diesen Ganovenfilm habe ich als kleiner Bub zusammen mit den Eltern und Großeltern mit Begeisterung angeschaut. Ich erinnere mich noch an die Szene, als die Bankräuber mit Geldscheinen ihre Zigaretten anzündeten. Diese Serie lief 1965, in der Hauptrolle war Horst Tappert. Im Übrigen haben sie alle Posträuber erwischt, außer einem! Wisst ihr wen? Er lebte lange Zeit in Brasilien...R.B.
Hier noch ein paar Straßenfeger: Stahlnetz, Die Firma Hesselbach, Raumpatrouille, Einer wird gewinnen und Spiele ohne Grenzen. Heutzutage gibt es nur noch Straßenfeger, wenn die Bayern oder die Nationalmannschaft kicken, ansonsten rentiert es sich ja fast kaum noch, die Kiste einzuschalten.
Tägliche Verblödungssendungen
Es ist unglaublich, was täglich für Verblödungssendungen über die Mattscheibe laufen. Die Sendungen sind flacher als der Bildschirm, vor dem man sitzt. Zum Glück gibt es immer noch einen Knopf zum Abschalten.
An was ich mich auch noch gerne erinnere, ist das Wunschkonzert »Vom Telefon zum Mikrofon«. Es wurde immer mittwochs ausgestrahlt, unter anderem mit Heinz Siebeneicher. Vor allem im Winter, in der warmen Stube, hatte diese Radiosendung was sehr Gemütliches. Habt ihr die Eröffnungsmelodie noch im Kopf? Nein? Hier ist sie: Biii, bi, bi bi bi bi biiii, bi... Alles klar? Und da ich damals schon im Besitz eines Tonbandgerätes war, nahm ich das ein oder andere Lied auf. Am Schlimmsten war dann immer, wenn der Moderator am Ende »ins Lied nigschwätzt het«. So viel zu den Straßenfegern an sich. Und nun, meine Damen und Herren, Ladys und Gentlemen, jetzt freue ich mich auf das erste Herbstessen.
Es gibt nämlich demnägschd in dr Hansert’schen Kuchi Erdepfelsupp’ un Zwetschgekuche. Immer, wenn dieses Essen auf dem Speiseplan steht, dann ist der Sommer bald vorbei. Dann kommt schon bald der erste Risser (Federweißer), dann der Zwibblkuche, und dann isch au schu bald widder Wiiehnachte. Hier noch was für die Enkel. Fragt mal, ob sie wissen, was diese Wörter bedeuten: Giftschisser, Griffel,
Gruuscht, Hänschig (was zum Anziehen), Kanapee, Läbesdag, Gischpel un Gieschter.
Es grüßt euch der Schutterwälder an sich, der heute ausnahmsweise die Straße nicht fegt.