Strohbacher Grundschüler als "Sojaforscher"
Die Grundschule in Strohbach ist Teil eines bundesweiten Forschungsprojekts der Universität Hohenheim. Es geht um die Sojabohne. Die Wissenschaftler möchten erforschen, welche Sorten sich am besten für den Anbau und die Produktion von Tofu eignen.
Mit Eifer waren am Freitagvormittag Strohbacher Grundschüler dabei, im kleinen Schulbauernkarten Soja-Bohnen zu ernten. Lehrerin Simone Vollmer hatte dabei eine Menge zu beachten, vor allem, dass nichts durcheinander läuft und jede Sojabohne in das richtige Säckchen gelangt. Denn die Kinder haben einen Forschungsauftrag im Zuge von »Soja Experiment 1000 Gärten« (siehe Stichwort). Sie tragen als einer von rund 1000 Beteiligten in Deutschland dazu bei, der Universität Hohenheim für die Erforschung der Hülsenfrucht wertvolle Informationen zu liefern.
»Wir prüfen viele Sorten auf Öl- und Proteingehalt, ermitteln Wachstum der Keime und Beginn der Blüte, wann die Bohnen reif sind und wo sie am besten wachsen. Dann erforschen wir den Zusammenhang der Eigenschaften mit der jeweils sorteneigenen Genstruktur«, erklärte Volker Hahn aus Willstätt-Eckartsweier, stellvertretender Leiter der Landessaatzuchtanstalt der Uni Hohenheim, am Freitag im Schulbauerngarten. Entsprechend sorgfältig mussten die Grundschüler arbeiten, denn diverse Sojasorten standen in diversen Reihen. Und deshalb war es wichtig, dass die jeweils geernteten Bohnen auch richtig zugeordnet wurden.
Ein Erntejahr beschäftigt
Alle rund 50 Strohbacher Schüler aus den Klassen 1/2 und 3/4 sind seit dem Frühjahr mit dem Projekt beschäftigt. »Im März/April haben wir den Boden bearbeitet, im Mai nach Anleitung die Bohnen gesetzt«, erklärte Simone Vollmer. Ende Mai, also um Pfingsten, wurden die ersten Keimlinge entdeckt. Die Kinder gingen sogar während der Ferien immer wieder mal nachsehen. Dann ließen sie die Bohnen einfach wachsen und beobachteten, wann und wie sie blühen, wie sich jede der Pflanzen verzweigt und wie groß sie inzwischen sind. Immer wieder mussten auch die Tagestemperaturen aufgezeichnet werden.
Weil der Sommer so heiß und trocken war, übernahmen Eltern der Strohbacher Schulkinder den Gießdienst über die großen Ferien. Dazu dienter der Brunnen der Brennerei Wild. Dort konnten die Eltern einen Schlauch anschließen. Ab September waren die ersten Bohnen reif. Weitere folgten, sodass bis in den Oktober geerntet werden kann.
Test auf Tofu-Eignung
Doch mit der reinen Auswertung der Bohnen auf Öl- und Proteingehalt und weitere Eigenschaften einer Bohne belässt es die Uni Hohenheim nicht. »Wir arbeiten eng mit Europas größtem Tofu-Hersteller, der Firma Taifun in Freiburg, zusammen«, erläuterte Volker Hahn. Ihr werden von jeder Probe 80 Gramm zur Verfügung gestellt, um Tofuproben herzustellen. Dadurch werden Erkenntnisse erhofft, welche Sojabohne sich dafür am besten eignet. Denn die Nachfrage nach Tofu steigt und das Freiburger Unternehmen wolle so viel wie möglich Sojabohnen aus deutschem Anbau verarbeiten.
Für Simone Vollmer stehen auch die pädagogischen Aspekte im Vordergrund: »Die Kinder mussten zählen und mit Längenmaßen arbeiten und strukturiert vorgehen.« Auch um Deutsch und digitalen Unterricht wird es noch gehen. »Die Kinder bekommen Fotos von mir, die sich mit den neuen Tablets aufbereiten und mit Texten versehen. Ziel ist eine Fotowand«, blickte Simone Vollmer voraus.
Stolz sind die Kinder aber jetzt schon, weil sie der Wissenschaft helfen konnten. Und sie haben viel über Nachhaltigkeit und Umweltschutz erfahren.
»Soja Experiment 1000 Gärten«
Das Projekt »Soja Experiment 1000 Gärten« wird getragen von der Uni Hohenheim, Europas größtem Tofu-Hersteller, der Firma Taifun aus Freiburg, und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung. Ziel ist es, nicht genmanipulierten Bio-Soja heimisch machen. Gemeinsam mit 1000 Gärtnern aus ganz Deutschland, darunter die Grundschule Strohbach, werden zahlreiche Sorten angebaut und auf Tofueignung getestet. Nach 2016 ist das das zweite Versuchsjahr. Über 90 Prozent der global angebauten Sojabohnen wird zu Öl und Futtermitteln verarbeitet. Um diese riesigen Mengen zu erzeugen, wird Soja in Monokultur und unter Einsatz giftiger Pflanzenschutzmittel kultiviert, die nicht nur den Boden, sondern auch die Gesundheit gefährden.
Dabei wäre es ökologisch und ernährungsphysiologisch viel sinnvoller, Pflanzen wie Soja direkt zu verzehren, lautet der Forschungsansatz. Nach dem Versuch sollen ertragreiche Pflanzen gezüchtet werden, die in Deutschland überall gut wachsen.
Internet: www.1000gaerten.de