Tänzer setzten Zeichen gegen Gewalt an Frauen
Circa 50 Menschen haben am Mittwochnachmittag auf dem Offenburger Rathausplatz getanzt, um auf Gewalt und Rassismus gegen Frauen aufmerksam zu machen. Bereits zum fünften Mal fand die weltweite Aktion in Offenburg statt.
Jede dritte Frau in Europa ist Opfer von körperlicher oder sexueller Gewalt. Das geht aus den jüngsten Eurostat-Zahlen hervor. Mit der tanzenden Protestaktion »One Billion Rising« möchten Frauen weltweit auf diesen Umstand hinweisen und vor allem der Gewalt gegen Frauen ein Ende bereiten. Neben Oberkirch und erstmals Kehl nahm auch Offenburg an dieser Kampagne zum weltweiten Aktionstag am Mittwoch teil. Bereits zum fünften Mal tanzten Frauen, aber auch der ein oder andere Mann, auf das Lied »Break the Chain«, zu Deutsch »Spreng die Ketten«, eine einstudierte Choreografie. Circa 50 Frauen beteiligten sich an der Aktion am Offenburger Rathausplatz, die vom Frauennetzwerk Offenburg organisiert wurde.
Aus Opferrolle schlüpfen
»Jeder kann mitmachen. Im Internet können Interessierte sich die Tanzschritte anschauen und lernen. Es ist aber gar nicht wichtig, dass jeder Schritt sitzt«, sagte Regina
Geppert, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Offenburg. Es gehe bei dem Tanz mehr darum, dass die Frauen aus der Opferrolle schlüpfen.
»Die tanzenden Frauen entwickeln eine völlig andere Ausstrahlung und fühlen sich miteinander verbunden. Jeder der mittanzt, weiß was das für ein tolles Gefühl ist.« Jedes Jahr tanzen sie die gleiche Choreografie auf das Lied von Tena Clark. Die New Yorker Künstlerin und Feministin Eve Ensler hat die Kampagne gegen Gewalt, Sexismus und Unterdrückung im September 2012 ins Leben gerufen.
Dabei gehe es auch um Solidarität und den Mut etwas zu sagen, sagte Julia Karlhuber, Mitarbeiterin beim Frauennetzwerk und der Wohnungshilfe. Sie versteht die viele Kritik an der tanzenden Protestaktion, die teilweise aufkommt. »Es gibt viele, die sagen, Tanzen macht doch Spaß und damit kann man nicht auf ein ernstes Thema aufmerksam machen. Es gibt aber auch Teile der Länder, da gehört es zur Kultur und es entsteht ein tolles Gemeinschaftsgefühl. Die Frauen bekommen Kraft.«
Gemeinsam mit Frauen der Wohnungshilfe hat sie den Tanz einstudiert. »Viele von ihnen verbindet das gleiche Schicksal, und sie haben bereits Gewalt erfahren. Der Tanz hilft ihnen, die Situation zu bewältigen.« Aus Solidarität tanzte auch Wolfgang Bilmann als einziger Mann mit. »Ich fühle mit den Frauen mit, und Gewalt und Unterdrückung darf nicht einfach verschwiegen werden.« Er habe selbst in seinem Leben viel erlebt und wollte deshalb selbst an der Aktion teilnehmen.
Mehr Aufmerksamkeit
Fast seit Anfang an der Kampagne tanzt auch Gesche Herold mit. Der 18-Jährigen geht es vor allem darum, Aufmerksamkeit für das Thema zu wecken: »Seit ich mittanze, nehme ich das Thema anders war. Ich stelle mir mehr Fragen dazu, und zusammen zu tanzen, ist einfach ein gutes Gefühl.«
Ihre Freundin Lea Schlager hat sie zum ersten Mal begleitet. »Es ist eine schöne Art um auf etwas aufmerksam zu machen. Für mich ist das ein positiver Weg um Solidarität zu zeigen«, erklärte sie.