70. Geburtstag

Thile Kerkovius aus Zunsweier ist ein Pionier der Hospizbewegung

Jana Lunkenbein
Lesezeit 4 Minuten
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25. März 2020

Das Begleiten von sterbenden Menschen war und ist eine Lebensaufgabe für den Zunsweierer Thile Kerkovius. Heute feiert der langjährige Leiter des Hospizes Maria Frieden seinen 70. Geburtstag. ©Jana Lunkenbein

Ein Leben für die Begegnung auf Augenhöhe: Der Zunsweierer Thile Kerkovius feiert am Mittwoch seinen 70. Geburtstag. Er ist ein Pionier der Hospizbewegung. Für ihn ist es wichtig, das Wesentliche im Blick zu behalten.

Wenn Thile Kerkovius aus Zunsweier über das Sterben von Menschen spricht ist spürbar: Dieser Mann hat seine Lebensaufgabe gefunden. Schon in jungen Jahren zählte er zu den Pionieren der Hospizbewegung und bis heute widmet er sich dem Umgang der Gesellschaft mit dem Tod. Am Mittwoch feiert Kerkovius seinen 70. Geburtstag und kann auf ein beachtliches Lebenswerk zurückblicken.

Die Gründung des „Haus Maria Frieden“ im badischen Oberharmersbach sorgte 1990 bundesweit für Aufmerksamkeit, blickt der Jubilar zurück. Als deutschlandweit erstes Hospiz für Aids-kranke Menschen weckte es Unsicherheit und Ängste in der Bevölkerung. 

Thile Kerkovius war von der ersten Stunde an dabei – von 1993 bis 2012 als Leiter der Einrichtung und zuständig für die psychosoziale und spirituelle Betreuung der Patienten. An zahlreiche Namen, Schicksale, aber auch hoffnungsvolle Momente erinnert er sich gern. Beispielsweise an den jungen, mit Aids infizierten Familienvater, dessen sehnlichster Wunsch es war, noch einmal Weihnachten mit seiner dreijährigen Tochter zu erleben. Er hat es geschafft. 

Positive Rückmeldungen

Auch zu beobachten, wie die Resonanz in der Bevölkerung positiv umschlug und sich die Postfrau oder der Busfahrer aus Oberharmersbach nach den Patienten erkundigten, waren für Kerkovius geschätzte Erfahrungen. „Die Eindrücke und Begegnungen mit Menschen sind es, die mich bis heute bewegen“, sinniert Kerkovius über seinen Antrieb.Menschen beim Sterben zu begleiten sei eine Situation, in der es um das Wesentliche geht, da rücken die Alltagsprobleme in den Hintergrund.

Thile Kerkovius wurde am 25. März 1950 im hessischen Usingen geboren und absolvierte bereits seinen Zivildienst in der Palliativ-Betreuung von Krebspatienten. Diese grundlegende Erfahrung bereitete seinen weiteren Lebensweg. Er studierte Sozialpädagogik in Marburg und lernte dort seine spätere Ehefrau Susanne kennen. Es folgten Stationen als Sozialarbeiter in einer Jugendstrafanstalt und als Dozent in der damaligen Zivildienstschule in Seelbach. Auch dort war sein Hauptanliegen, den zukünftigen Pflegern das soziale „Begleiten“ eines Sterbenden neben dem medizinisch-pflegenden „Behandeln“ zu vermitteln. 1982 ließ sich die Familie in Zunsweier nieder, 1993 übernahm Kerkovius die Leitungsstelle in Oberharmersbach.

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Neben seiner Tätigkeit im Haus Maria Frieden referierte Kerkovius über die Betreuung von Aids-Kranken sowie schwerkranken und sterbenden Menschen. Er ist Autor zahlreicher Fachbeiträge in Büchern, Mitherausgeber der Fachzeitschrift „Praxis Palliative Care“ und arbeitete in verschiedenen Gremien der deutschen Hospizbewegung und der Aids-Hilfe-Bewegung.

Für sein langjähriges Engagement in der Hospizarbeit erhielt Thile Kerkovius 2012 das „Caritas Ehrenzeichen in Gold“ vom Caritasverband Freiburg. Es war auch das Jahr, in dem er in den Vorruhestand ging. Doch seine Botschaft trägt er weiter und hält bis heute Vorträge über die spirituelle Begleitung von Sterbenden, über die Angehörigenbetreuung oder die Grundlagen der Hospizidee.

Vielseitig engagiert

Und was macht Thile Kerkovius im Privaten? Auch hier prägen die Begegnungen mit Menschen sein Leben. Er ist seit vielen Jahren aktiv in der evangelischen Kirchengemeinde Diersburg und singt in verschiedenen Chören. Als Gründungsmitglied der Nachbarschaftshilfe Zunsweier unterstützt er die Vermittlung von Hilfesuchenden und Helfern im Ort. 

Und wenn er mit seiner Frau Susanne die Reisekoffer packt, führt ihr Weg sie nach Skandinavien, Albanien, mit dem Auto bis nach Island, in die Bretagne oder zu den Slums nach Namibia. Stets mit dem Wunsch, die Menschen vor Ort kennenzulernen. Zurück zu Hause freuen sie sich dann auf die Zeit mit ihren drei erwachsenen Kindern und mit ihrem Enkelsohn. „In unserem schnelllebigen Alltag nehmen wir vieles für selbstverständlich.“, betont Thile Kerkovius, während er seine Lebensgeschichte erzählt.

Umso wichtiger sei es, das Wesentliche im Blick zu behalten. Im Leben wie im Tod gehe es um den menschenwürdigenden Umgang auf Augenhöhe. Ein gutes Credo für ein erfülltes Leben.

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