Timo Vocke feiert seinen Antritt als Pfarrer in Offenburg
Timo Vocke wird heute um 17 Uhr bei einem Gottesdienst in der St.-Mattiaskirche als Pfarrer der alt-katholischen Gemeinde Offenburg eingeführt. In den vergangenen zwei Jahren war der 44-Jährige als »Geistlicher im Auftrag« in den Gemeinden Offenburg und Baden-Baden tätig.
Am heutigen Samstag, 8. September, feiert die alt-katholische Gemeinde Offenburg die offizielle Einführung ihres Pfarrers Timo Vocke mit einem Gottesdienst in der Kirche St. Mattias (Gymnasiumstraße 7). Die Festliturgie mit Bischof Matthias Ring aus
Bonn beginnt um 17 Uhr.
Pfarrer Vocke war in den vergangenen zwei Jahren als »Geistlicher im Auftrag« in den alt-katholischen Gemeinden Offenburg und Baden-Baden tätig. Nach erfolgreichem Abschluss eines fachspezifischen Zusatz-Studiums erfüllte der 44-Jährige die formalen Wählbarkeitsvoraussetzungen für die Pfarrstelle, die durch den Bischof ausgeschrieben wurde. Im Rahmen der Gemeindeversammlung im Juli wurde Timo Vocke zum Pfarrer der beiden Gemeinden gewählt und übernimmt nun zusammen mit dem Kirchenvorstand die Leitung der Gemeinde. Ihre synodale Verfassung ist ein Charakteristikum der alt-katholischen Kirche in Deutschland. Pfarrerinnen und Pfarrer werden direkt durch die Gemeinde gewählt.
In der Gemeinde Baden-Baden, die Pfarrer Vocke ebenfalls betreut, findet die Amtseinführung am Sonntag, 9. September, statt.
Zuvor war der Geistliche als Pfarrer in der römisch-katholischen Kirche tätig, bis er sich entschied, zu den Alt-Katholiken zu wechseln. »Anders als der Name alt-katholisch assoziiert, ist die Kirche sehr liberal und frei«, sagt Vocke. Da er schon lange in einer Partnerschaft mit seinem Freund gelebt habe, die er in der römisch-katholischen Kirche verheimlichen musste, sei die Entscheidung des Wechsels gereift. Über einen Zeitraum von vier Jahren habe er am Alt-Katholische Seminar der Universität Bonn Seminare belegt, um die Anerkennung als Pfarrer zu bekommen. Am Ende habe eine wissenschaftliche Abschlussarbeit gestanden, sagt er.
Beim Alten geblieben
Nach dem Ersten Vatikanischen Konzil (1870) entstanden überall im deutschsprachigen Raum Kirchengemeinden derjenigen katholischen Christen, die die neuen Glaubenssätze (Dogmen) von der Unfehlbarkeit des Papstes und seinem Jurisdiktionsprimat aus ihrem Gewissen heraus nicht annehmen konnten und beim alten Glauben blieben.
In kritischer Auseinandersetzung mit den historischen Zeugnissen der frühen Christenheit entwickelten die Väter der alt-katholischen Bewegung eine bischöflich-synodale Kirchenverfassung.
In der Kirche haben Männer und Frauen die gleichen Rechte. Insbesondere können Frauen und Männer gleichermaßen zum apostolischen Dienst des Diakonats, Presbyterats und Episkopats ordiniert werden. Das bedeutet so viel, dass auch Frauen Priesterinnen, Diakoninnen und sogar Bischöfinnen werden können. Dass dem jetzigen Bischof Matthias Ring, wenn er in den Ruhestand geht, eine Frau nachfolgt, hält Vocke für nicht ausgeschlossen.
»In 99 Prozent der Glaubensaussagen stimmen wir mit der römisch-katholischen Kirche überein«, sagt Vocke. Dennoch: Was die Unfehlbarkeit des Papstes angeht, seien die Alt-Katholiken anderer Meinung. »Wir könnten zwar akzeptieren, dass der Papst als Kirchenoberhaupt als Gleicher unter Gleichen als Mediator und Supervisor den Vorsitz eines Bischofsgremiums übernimmt.« Aber dass er Recht spricht über alles, sei nicht akzeptabel.
Ökumene ist wichtig
Das »Alt« im Namen steht übrigens für den ursprünglichen, gemeinsamen christlichen Glauben – »katholisch« also im Sinne von ökumenisch. Als erste Rom-unabhängige katholische Konfession sind die Alt-Katholiken staatlich anerkannt. Sie sind Gründungsmitglied im Ökumenischen Weltrat der Kirchen (Genf) und der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK).
Die alt-katholische Gemeinde Offenburg wurde bereits im Jahr 1870 gegründet. Im Jahr 1874 hat sie das offizielle Nutzungsrecht für die Kirche des ehemaligen Kapuzinerklosters in der Gymnasiumstraße übertragen bekommen.
Timo Vocke arbeitet in Offenburg nach eigenen Angaben sehr gut mit den anderen christlichen Kirchen zusammen. In den vergangenen Jahren an Pfingstmontag fand jeweils ein gemeinsamer ökumenischer Gottesdienst mit den katholischen und evangelischen Kollegen statt. Auch bei der »Nacht der offenen Kirchen« ist die alt-katholische Gemeinde dabei und öffnet die St.-Mattiaskirche in der Gymnasiumstraße für Besucher.
HINWEIS: Infos zur alt-katholischen Gemeinde in Offenburg gibt es im Internet unter www.alt-katholisch.de und www.ak-offenburg.de