Tomateninseln – das Rätsel bleibt ungelöst
Unsere Serie »Mein Lieblingsplatz« hat gleich in der ersten Folge für Furore gesorgt. Renate Duchilio präsentierte ihre geliebte Tomateninsel. Es gab eine Menge Reaktionen (wie berichtet). Wir beschäftigen uns noch einmal mit der Entstehung dieser Inseln.
Waren es die Holländer, die Schweizer oder die Franzosen? Unser Artikel »Vater Rhein – von Kindheit an« vom 22. August löste eine Diskussion über das Geheimnis der Tomateninseln am Oberrhein aus. Erwiesen ist, dass es bis zum Ausbau des Rheinseitenkanals Ende der 60er-Jahre zwischen Basel und Straßburg Rheininseln gab, auf denen Tomaten prächtig gediehen.
Wie sie aber dorthin kamen, darüber gibt es sehr unterschiedliche Varianten, die zur Zeit diskutiert werden. Ausgelöst wurde die Debatte durch Renate Duchilio, die im Rahmen der Serie »Mein Lieblingsplatz« wie berichtet unter anderem erwähnte, dass man früher zur Tomateninsel geschwommen ist, die so genannt wurde, weil auf ihr Tomaten wuchsen.
Viele Inseln
Gleiche Berichte gibt es von der Wittenweierer Gemarkung, wo man gleich auf mehreren Inseln die Früchte ernten konnte. Sie sollen so üppig gewachsen sein, dass sich selbst Bewohner aus den Nachbargemeinden damit versorgten. Einem anderen Bericht zufolge haben Jugendliche sogar Tomatenschlachten ausgetragen.
Tomateninseln gab es aber auch weiter nördlich. So zum Beispiel im Bereich zwischen Rheinkilometer 349 und 350 auf der Gemarkung Au am Rhein. Die Gemeinde bestätigte auf Anfrage, dass auch hier die Namensgebung den gleichen Hintergrund hatte. Beim Projekt »Rheinauen bei Rastatt« hat man im Zuge von Renaturierungen hier wieder Inseln geschaffen, die im April 2015 eingeweiht wurden.
Bisher wurden aber noch keine Tomaten auf diesen neuen Inseln festgestellt, sodass vorerst nur der Name geblieben ist. Interessant war jedoch, dass während des Telefongesprächs ungefragt der Hinweis kam, dass es über die Herkunft der Tomaten unterschiedliche Ansichten gibt.
Auf jeden Fall dürfte der nährstoffreiche Schwemmsand ideale Bedingungen für das Nachtschattengewächs geschaffen haben. Dafür spricht, dass sie sehr üppig wuchsen und selbst nach Hochwassern, wenn die Inseln überschwemmt wurden, immer wieder neu auftauchten.
Drei Ursachen für die Inseln werden genannt: Für die einen waren es die Holländer, die ihre faulen Tomaten am Oberrhein entsorgten, bevor sie mit ihren Schiffen Basel erreichten. Für eine andere Version spricht, dass die Tomatensamen über die damals noch ungeklärten Abwasser aus Basel angeschwemmt wurden. Eine dritte Variante sieht eine ehemalige Ketchup-Fabrik im Elsass als Verursacher.
Dass die Tomaten aus Holland heute mit Lkw in die Schweiz transportiert werden, dass die Stadt Basel inzwischen ihre Abwasser klärt und dass es die Ketchup-Fabrik im Elsass nicht mehr gibt, ist ein Hinweis darauf, dass eine der drei Varianten zutrifft.
Denn wenn es auch keine Rheininseln in dieser Form mehr gibt, irgendwo am Rheinufer oder ehemaligen Rheinbett oder einem Seitenarm müssten sie eigentlich auch heute noch hin und wieder erscheinen.
Kleines Geheimnis
So wird es also ein kleines Geheimnis bleiben, wie sie auf die Inseln kamen, und es bleibt dem einzelnen überlassen, welcher der drei Varianten er den Vorzug gibt. Oder finden sich noch weitere?
Auf jeden Fall bleibt den Bewohnern von Neuried und Schwanau nichts anderes übrig, als ihre Tomaten auch weiterhin selbst anzupflanzen oder eben zu kaufen.