"Touristische Betriebe nicht einfach ausklammern“
Oberharmersbachs Bürgermeister Richard Weith sorgt sich um die Betriebe, die Gäste bewirten oder beherbergen und fordert von der Politik für sie eine Perspektive, wie es weitergehen soll.
Frühestens Anfang Mai könnten Gaststätten und Hotels erfahren, wie und wann sie ihren Betrieb weiterführen können. Bürgermeister Richard Weith hält es für ein großes Versäumnis, dass eine Perspektive für die Tourismusbranche bislang ausgeklammert wurde.
In einer Pressemitteilung, die er auf Anfrage erläuterte, erklärt er: „Für die in unserer Gemeinde sehr wichtige Hotellerie und Gastronomie sowie die Ferienwohnungen gibt es bislang kein Wiedereinstiegsszenario oder einen Zeitplan“. In Gesprächen mit Inhabern hatte er die zwischenzeitlich existenzbedrohende Lage mancher Betriebe erfahren.
Daniela Nikolovski vom „Zuwälder Stüble“ ist mehr als frustriert. „Wegen der Abgeschiedenheit ist ein Lieferservice für uns nicht möglich“, schildert sie ihre Situation. Einzige Alternative sei das wöchentliche Burger-Angebot. „Das Schlimmste ist jedoch die fehlende Perspektive, denn keiner weiß, wie es weitergeht“, stimmt sie mit dem diesbezüglich besorgten Bürgermeister überein.
Im Gasthaus „Posthörnle“ versucht man die karge Zeit mit „Essen außer Haus“ einigermaßen zu überbrücken. „Auf Dauer ist dies kein Zustand“, klagt Wirtin Maria Lehmann, die mit ihrer Familie das Restaurant beim Riersbacher Bahnhof führt und auch auf die Einnahmen der „Vogtschänke“ verzichten muss. Es wäre von Vorteil und zumindest eine Variante für den Wiedereinstieg, wenn wenigstens die Terrasse geöffnet werden könnte, auf der die erforderlichen Abstände und Hygienestandards einzuhalten wären.
Dies fordert Bürgermeister Weith auch. Neben dieser Variante der Bewirtung im Freien schlägt er auch eine Lockerung für Ferienwohnungen vor. „Das infektiologische Risiko einzelner Personen oder einer Familie, die ausgehend von einer Ferienwohnung wandern geht, dürfte nicht größer sein, als wenn sich vor einem Baumarkt oder vor einer Eisdiele meterlange Warteschlangen bilden“, teilt er die Meinung vieler Beherbergungsbetriebe.
Kein Verständnis
Für den Oberharmersbacher Bürgermeister geht es nicht darum, sofort wieder in den Normalbetrieb überzugehen. Dem Schutz der Menschen gehöre oberste Priorität. Aber er hat absolut kein Verständnis dafür, touristische Betriebe bei der Entwicklung von Lösungsansätzen zur Rückkehr in den Alltag einfach auszuklammern. „Für Oberharmersbach und vergleichbare Kommunen ist der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und bietet Arbeitsplätze und Einkommen für viele Menschen im Haupt- und auch im Nebenerwerb“, verweist er auf die einzige Verdienstmöglichkeiten nicht weniger Familien.
Wenn es um die Verteilung von Fördermitteln und die Festlegung von Zeitplänen zur Rückkehr in den Normalbetrieb gehe, müssten die Hoteliers, Gastonomen und Beherbergungsbetriebe deshalb auf Augenhöhe mit anderen Wirtschaftszweigen bedacht und berücksichtigt werden.
So sieht es auch Michael Pfundstein vom Hotel „Freihof“, Dieser fordert, mit der Öffnung des Restaurantbetriebes auch Übernachtungen zu ermöglichen. „Entweder muss der Mehrwertsteuersatz auf sieben Prozent gesenkt werden oder die Politik muss ein neues Hilfspaket schnüren“, schlägt er weiter vor und hofft, dass bis Mitte Mai zumindest ein Neustart beginnen könne.
„Ich hoffe, dass die Landes- und Bundepolitik gerade jetzt in der Krisenzeit diesen wichtigen Wirtschaftszweig im Urlaubsland Baden-Württemberg nicht aus den Augen verliert“, so Bürgermeister Richard Weith abschließend.