Tradition des Palmbindens wird immer noch gelebt
Segen für Haus und Hof: Traditionell werden zum Palmsonntag auch in Zell-Weierbach Palmen gebunden.
Schon als Kind hat Josef Basler aus Zell-Weierbach mitgeholfen, zum Palmsonntag Palmstöcke zu binden, bis heute pflegt er die alte Tradition mit Unterstützung von Ehefrau Christel und in den letzten Jahren auch von den Enkelkindern. Je nach regionaler Besonderheit sind die Palmen mit roten Bändern, Beeren oder Krepppapier geschmückt, in Zell-Weierbach kommen traditionsgemäß nur Naturmaterialien zum Einsatz.
»Als Stamm verwenden wir eine hohe Stechpalme aus unserem eigenen Wald«, erklärt Basler. Das Grün wächst ums Haus und hat symbolische Bedeutung. Die Stechpalme ist Symbol für die Dornenkrone Jesu. Thuja-Zweige stehen für ewiges Leben, denn Thuja ist als immergrüner Zypressenstrauch auch bekannt als Lebensbaum. Weitere grüne Zutaten sind Buchs und Sadebaum, ein Wacholdergewächs, das man oft auf Friedhöfen findet und das im Volksmund Sefe genannt wird. Es ist Symbol für den Tod.
»Das Schwierigste«
Der untere Abschluss des Palmstraußes wird oft als Kugel geschnitten und symbolisiert die Erdkugel. »Das soll auch bedeuten, wir tragen die Erde in die Kirche zum Segen«, so Basler. Der Strauß wird mit einer Schnur am Stamm festgebunden, darüber kommt eine dekorative Wicklung mit einem Weidenzweig. »Das ist das Schwierigste«, wie Christel Basler erläutert, »man braucht Kraft dazu, den Zweig um den Strauß zu wickeln und die Enden unter der Wicklung zu befestigen.« Die Zweige und Weidengerten hat sie im Vorfeld passend zurechtgeschnitten und die Weide über Nacht ins Gras gelegt, damit sie feucht und biegsam bleibt. »Das Naturprodukt gehört bei uns einfach zum Palmen dazu«, meint sie.
Auch für die Enkelkinder gehört das alljährliche Palmenbinden zur vorösterlichen Zeit. »Sie haben uns die Zweige zugetragen und waren mit Zuschauen beschäftigt«, sagt Christel Basler, der es wichtig ist, dass man den Kindern die Tradition weitergibt. Sie dürfen die gesegneten Palmen dann zum Opa bringen oder zur Patentante und ihnen damit symbolisch den Segen ins Haus tragen. Meist gibt es zum Dank ein bisschen Taschengeld.
»Es ist auffallend, dass wieder mehr Kinder Palmen oder Palmzweige am Palmsonntag zur Kirche tragen und dort an der Prozession teilnehmen«, beobachtet Josef Basler und erinnert sich an seine eigene Kindheit, als es immer ein Wettkampf war, wer die größte Palme hatte, die in der Weingartenkirche bis zur Orgelempore hochgereicht hat. Der war dann der Palmkönig.
Kein Wettkampf mehr
Heute gibt es keinen Wettkampf mehr, trotzdem seien die Kinder mit heller Begeisterung dabei, wenn die Palmen zur Kirche getragen und vor dem Gottesdienst mit Weihwasser gesegnet würden. Zu Hause wird dann ein Stück vom Sefe ans Kreuz gesteckt zum Segen für Haus und Hof. Früher kam der Palmen zuerst an die Haustür, wenn er langsam trocken war, wurde er in den Stall gestellt. Erst wenn der neue Palmen da war, hat man den alten im hauseigenen Backofen verbrannt.
»Das machen wir heute noch so«, sagt Christel Basler, denn »ein gesegnetes Teil einfach so wegschmeißen, das soll man ja nicht.«
INFO: Der Gottesdienst mit Palmenweihe beginnt in der Weingartenkirche am Palmsonntag um 9 Uhr.
Der Brauch der Palmweihe
Der Brauch der Palmweihe geht auf den Einzug Jesu in Jerusalem zurück, von dem die Bibel berichtet: Er ritt auf einem Esel zum bevorstehenden Paschafest in die Stadt und die Volksmenge empfing ihn mit jubelnden Worten: »Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn, der König Israels!« (Joh. 12,13-15). Ihm zu Ehren breiteten sie ihre Kleider und Umhänge aus und streuten Palmzweige auf den Weg, denn in vielen Religionen galten Palmen als heilige Bäume. Dass der Palmsonntag heute noch auf diese Weise begangen wird, liegt wahrscheinlich daran, dass in altkirchlichen Gottesdiensten die einzelnen Ereignisse der Passion Jesu nachgespielt und gefeiert wurden.