Trauer um Albert Roth aus Berghaupten
Beim Jahreskonzert des Blasorchesters Berghaupten wird ein Musiker fehlen: Albert Roth. Am Mittwoch, 11. September, ist er im Alter von 88 Jahren friedlich im Ortenau-Klinikum entschlafen. Seinen 88. Geburtstag drei Tage zuvor musste er auch schon im Krankenhaus verbringen.
Geboren in Deutschlands dunkelster Zeit am 7. September 1936 fand der junge Albert früh Gefallen an der Blasmusik, war doch sein Vater Franz Frei ebenfalls Trompeter. Und bereits im Jahr der Währungsreform 1948 schloss sich daher der zwölfjährige Albert der damaligen Musik- und Trachtenkapelle Berghaupten an. Nach seiner Volksschulzeit folgte er auch beruflich dem väterlichen Vorbild und ließ sich bei Burda in Offenburg ausbilden.
Zunächst arbeitete er als Drucker, dann Schriftsetzer und nach einer Verletzung, die ihm als Ordner bei einer Auseinandersetzung in der Schlosswaldhalle Berghaupten zugefügt worden war, als Lektor.
Neben seiner Familie mit Ehefrau Traudel und Tochter Marion gehörte in seiner Freizeit sein ganzer Einsatz der Musik, auch wenn er von 1975 bis 2008 als Vorsitzender den SPD-Ortsverein Berghaupten führte. Weitere acht Jahre diente er dem Ortsverein als Stellvertreter.
Der Weg zur SPD war entscheidend von der eigenen Lebenserfahrung geprägt. Für den im heute noch existierenden Gemeindehaus im Schatten des Dorfbergs aufgewachsenen Albert Roth war der vollständige Zusammenbruch Deutschlands im Jahre 1945 ein prägendes Erlebnis. So musste er als Zehnjähriger in die Mündungsrohre französischer Maschinengewehre blicken.
SPD-Gemeinderat
Anlässlich der Überreichung der Parteiehrennadel für sieben Parteijahrzehnte im Jahre 2019 zeigte sich der damals 82-Jährige überzeugt, dass sein Aufstieg aus bescheidenen Verhältnissen zu komfortablem Wohlstand wesentlich dem politischen Einsatz der Sozialdemokraten zu verdanken sei. Er selbst gab erst nach 30 Gemeinderatsjahren mit 70 sein Mandat auf.
Seine Bedeutung für das Blasorchester Berghaupten aber zeigte sich in seiner Ernennung zum Ehrenmitglied am 1. Dezember 1974 im Alter von 38 Jahren. Davor führte er von 1972 bis 1997 das Blasorchester als Vorsitzender.
Ein Jahr lang leitete er das Orchester auch musikalisch als Dirigent, bis diese Stelle wieder besetzt werden konnte. 1997 wurde Albert Roth schließlich zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
Von den Verbänden erhielt Albert Roth alle nur möglichen Ehrungen. Bei der Verleihung der Ehrennadel in Gold mit Diamant für 70-jähriges aktives Musizieren im Dezember 2018 würdigte der aktuelle Vorsitzende Helmut Zapf den nun Verstorbenen: „Der Verein braucht Leute wie Albert Roth!“ Und Blasmusikehrenpräsident Gerhard Roth pries beim gleichen Konzert seinen Namensvetter als leidenschaftlichen Musiker und Vorbild für die Jugend.
Doch Albert Roth musizierte nicht nur in Berghaupten. Noch als Jugendlicher vertrat er regelmäßig seinen Vater beim „Kronen-Trio Berghaupten“, wenn dieses in Gengenbach im Hirschgarten zum Tanz aufspielte. So intonierte er noch im Juni 2023 anlässlich der Buchvorstellung „Gengenbach – eine Zeitreise“ unter großem Beifall das Glenn Miller Stück „In the mood“.
Nach eigenem Bekunden besonders dienlich für seine musikalische Weiterentwicklung sei seine Zeit in der Burdakapelle gewesen. Die sehr guten Musiker dort hätten ihn zu besonderer Leistung angespornt. Freude bereitete ihm auch die Mitwirkung in einer Bigband und zuletzt spielte er noch im Seniorenorchester des Musikverbandes Kinzigtal.
Nun ist seine Trompete für immer verstummt. Einen Termin für die Beisetzung des beliebten Berghaupteners und äußerst verdienten Musikers ist offiziell noch nicht bekanntgegeben.