Trauer um den ehemaligen Offenburger Monsch-Rektor Karl Schülj
Nach einem erfüllten Leben verstarb Rektor i. R. Karl Schülj am 22. November im Alter von 93 Jahren. Er war eine prägende Persönlichkeit der Offenburger Schullandschaft und verdientes Mitglied verschiedener Bildungsinitiativen. Kinder im Mittelpunkt der Erziehungsarbeit zu wissen – das waren stets die Maxime seines erfolgreichen pädagogischen Handelns.
Karl Schüljs berufliche Laufbahn begann 1949 mit dem Studium an der Pädagogischen Akademie Lörrach. Sein erster Einsatzort als junger Lehrer war Berghaupten. Spätere Dienstorte waren Nesselried und schließlich die Zwergenschule in Oberentersbach als Universallehrer für sämtliche Schülerjahrgänge. Auch Schüljs älteste Tochter Brigitte war seinerzeit seine Schülerin, die dem Vater lange übel nahm, dass er ihr für Schönschreiben nur die Note „befriedigend“ gab.
Mutige Lösungen
Bereits in dieser Anfangstätigkeit erlebte Schülj, dass Lehrersein mehr bedeutet, als Kinder zum richtigen Rechnen und Schreiben zu bringen. Seinen Auftrag verstand er als ganzheitliche Erziehung. Das öffentliche Bild des Lehrers war das des „Allrounders“. 1966 wurde er an die Georg-Monsch-Schule in Offenburg versetzt. Er engagierte sich bald als Lehrervertreter in der Bildungsgewerkschaft und wurde Vorsitzender des Pestalozzivereins. 1971 Konrektor. 1974 wurde er Rektor, später auch geschäftsführender Rektor aller Offenburger allgemeinbildenden Schulen.
Karl Schülj verstand seine Leitungsaufgabe als Teil einer dynamischen Entwicklung. Schule brauche Visionen – kreative und mutige Lösungen für einen Weg, der ständig von Veränderungen abhängt. Dazu gehöre auch ein motiviertes Lehrerkollegium und eine solidarische Elternschaft. Der „Betrieb Schule“ war Schüljs Arbeitselixier. Der freundschaftlich-kollegiale Umgang mit der Lehrerschaft war eine Hauptbedingung für gutes Schulklima. Bei Krankheitsausfällen übernahm er oft selbst die Vertretung. Auch die intensive und persönliche Beratung der Referendare erwuchs aus seiner Grundverantwortung für‘s Ganze.
In Schüljs Ägide fallen die Renovierung der historischen Georg-Monsch-Turnhalle, die Schulausflüge aller Schulen mit Sonderzügen der Bundesbahn, die Abschlussfeiern in der alten Stadthalle und die Organisation jahreszeitlicher Anlässe und Feste für die Stadt Offenburg. Auch die erfolgreiche Mitgestaltung der baden-württembergischen Heimattage 1980 war sein Verdienst. Wie sehr hat er sich auf die Wiederholung in 2022 gefreut und auf die gleichzeitige Fertigstellung des Generalumbaus „seines“ Monsch-Schulhauses. Zu seinen schulischen Anschub-Initiativen zählte auch die Berufsorientierung und der Monsch-Wettbewerb.
Streng aber gerecht
Als Familienmensch hat Karl Schülj mit Ehefrau Helga und den Töchtern Brigitte, Margot und Karin das Ohlsbacher Haus zum „Castle“ gemacht. Hier lauschten seine Kinder und vier Enkel den Erzählungen des Vaters und Opas, den sie im Rückblick als intelligent, weltoffen, interessiert und engagiert charakterisieren. Streng aber gerecht. Soziale Kontakte waren Schülj wichtig. Ein offenes Haus mit vielen Gästen und Feiern steht für eine grundsätzliche Willkommenskultur der Familie.
Große Reisen brachten ihn auf andere Kontinente. Dem Dalai Lama persönlich begegnet zu sein, zählt sicherlich zu den Höhepunkten seiner internationalen Erfahrung. 1993 bezeichnete Schülj als ein „persönliches Schicksalsjahr“. Verursacht durch einen Virusinfekt wurden ihm Metallstäbe durch die Schädeldecke gebohrt, die seinen Bewegungsapparat für sieben Monate fixiert haben. Diagnose: Querschnittslähmung. Der konsequente Klinikaufenthalt, die medizinische Hilfe, der ernsthafte, eiserne und disziplinierte Wille zur Genesung und der Beistand von Familie und Kollegen halfen. Seine Erlebnisse hatte er zu seinem 80. Geburtstag in einem Buch zusammengefasst.
Karl Schülj genoss bis zuletzt mit wachem Geist und heller Aufmerksamkeit die Wertschätzung und Dankbarkeit seiner ehemaligen Schüler- und Kollegenschaft. Doch es wurde alles beschwerlicher, kleine Krankheiten machten das Leben nicht leichter. Das Schreiben auf seiner geliebten mechanischen Schreibmaschine war fast nicht mehr möglich. Im April 2019 konnte er noch an der Hochzeit seines ältesten Enkels Lukas und seiner Steffi teilnehmen und im Juni wurde sein Urenkel Laurice geboren, was ihn sehr glücklich machte.
Aber ein immer schlechter werdender Gesamtzustand schränkte seine Möglichkeiten weiter ein. Weil sich schließlich das Hörvermögen reduzierte und bald auch das Sehvermögen schwand, wurde eine noch engere familiäre Rundumversorgung notwendig. Karl Schülj verstarb friedlich am 22. November zu Hause im Kreis seiner Familie.