Über allem strahlt der Nikolaus
Zell-Unterentersbach. »Schön für’s Dorf, aber stressig für unseren Nikolaus Christian Dumin«, ahnte Ortsvorsteherin Andrea Kuhn vor Beginn der Dreharbeiten am Mittwoch. Und sie sollte Recht behalten. Denn überdies hatten sich in diesem Jahr 21 Familien fürs »Klausern« angemeldet – doppelt so viele wie im letzten Jahr und damit so viele, wie schon lange nicht mehr.
Tags zuvor bereits hatte der Stuttgarter SWR-Redakteur Olaf Jahnke mit Dumin die Vorgehensweise so weit wie möglich abgesprochen. Schließlich hatte die Privatsphäre der Familien im Interesse ihrer aufgeregt wartenden Kinder absoluten Vorrang. Dennoch durfte Jahnke in Begleitung von Kameramann, Tontechniker und Kamera-Assistent bei drei Familien mit hinein in die »gute Stube«.
Hier dokumentierten sie nicht nur den Auftritt des Heiligen Mannes samt schwarzgesichtigem Ruprecht und Sackträger. Sie führten auch Interviews mit den Kindern und ihren Eltern – sowohl vor als auch nach dem gespannt erwarteten Besuch der Brauchtumsakteure. Einmal ermöglichte es das Platzangebot, dass auch der Biggesel sowie die übrigen elf schwarzen Gesellen dem Nikolaus ins Haus folgen durften, statt wie sonst immer wieder furchteinflößend lärmend draußen vor der Tür zu warten.
Ein wilder Biggesel
Entsprechend hoch ging es in besagtem Wohnzimmer her, umso mehr, als der Biggesel es wild trieb. Keine einfache Aufgabe für den Kameramann, mit seinem schweren Gerät in dem für das Filmteam besonders engagierten Gedränge zu agieren. Viel Mühe gab sich das Team auch damit, die nicht nur schwarzgesichtigen, sondern zudem schwarzgekleideten Gesellen trotz der tiefen Dunkelheit auf der Straße – die Laternen im Ort werden beim »Klausern« grundsätzlich ausgeschaltet – in Szene zu setzen.
Denn die Sendung, für die der Beitrag gedreht wurde, möchte nicht nur die bunten und freundlichen Seiten des von Landstrich zu Landstrich unterschiedlichen Brauchtums zeigen, sondern gerade auch die für viele furchterregenden, wilden. Wie eben die der Unterentersbacher schwarzen Gesellen. Mit Ketten klirrend und mit dem Gebrüll gefährlich wilder Kreaturen symbolisieren diese das Dunkle, Böse, lassen den »guten Klaus« in ihrer Mitte um so heller strahlen.
Da das SWR-Team tags zuvor bereits das Nikolaustreiben in Steinach begleitet hat, sind es insgesamt rund 120 Minuten Filmmaterial, aus denen die vier bis fünf Minuten dauernde Reportage zusammengeschnitten wird. Anschließend heißt es für Redakteur Jahnke: Text schreiben, das Ganze mischen, rechtzeitig fertig werden.
Das Ergebnis wird am Sonntag, 9. Dezember, ab 18.15 Uhr in der SWR-Sendung »Treffpunkt Baden-Württemberg« zu sehen sein. »Klaubauf, Krampus, Klaus: Teufelstreiben im Advent« lautet der Titel.