»Unseriöse Stimmungsmache«
Die Stadtspitze hat sich gestern gegen die harsche Kritik der City Partner verteidigt. Deren Argumentation sei einseitig und entbehre jeder Grundlage. Eine solche Stimmungsmache sei unseriös. Sie sei überzeugt davon, dass Offenburg ein verträgliches Einkaufszentrum bekomme, sagte Rathauschefin Edith Schreiner.
Offenburg. Am Dienstag feuerten die City Partner eine Breitseite in Richtung Rathaus ab, gestern folgte die Replik der Stadtspitze. Man befinde sich mitnichten »im Blindflug« noch müsse man sich gegenseitig Mut zusprechen. Man sei auch nicht dabei, das Funktionieren der Einkaufsstadt Offenburg zu gefährden. Ganz im Gegenteil, betonten OB Edith Schreiner und ihre beiden Dezernenten Christoph Jopen und Oliver Martini bei einem Pressegespräch im Rathaus.
Sie verstehe zwar, dass die Einzelhändler in Sorge seien. »Aber wenn wir da stehenbleiben, wo wir jetzt sind, bedeutet das Rückschritt«, verteidigte Schreiner das Projekt. Man sei im Übrigen nicht mit der Tür ins Haus gefallen. Gemeinderat und Stadtverwaltung beschäftigten sich schon seit Jahren intensiv mit dem Einkaufszentrum. Man habe umfangreiche Analysen betrieben und klar gesagt, wo in der Innenstadt die Defizite seien: Es fehlten Lebensmittel- und Elektrohandel sowie größere Ladenflächen. Sie erhoffe sich von dem Einkaufszentrum einen Impuls, um neue Kunden anzulocken und Offenburg gegenüber anderen Städten, der grünen Wiese und dem Internet zu stärken.
Kritik aus Eigeninteresse
Den City Partnern warf sie vor, mit der scharfen Kritik in erster Linie eigene Interessen zu verfolgen, während die Stadtspitze sich am Allgemeinwohl und am Gemeinnutz orientieren müsse.
Die City Partner hätten die von den Gutachtern prognostizierte Umsatzverteilung von 7,7 bis zehn Prozent von der Innenstadt ins Einkaufszentrum als »sehr, sehr hohen Wert« kritisiert. Bürgermeister Oliver Martini betonte, dass man bei den Berechnungen vom Worst-Case-Szenario, also dem schlimmsten Fall, ausgegangen sei. »Wir haben angenommen, dass die neuen Kunden nicht einen Euro in der Innenstadt ausgeben – das ist unwahrscheinlich«, so Martini. Auch den Zustrom durch das neue Tourismuskonzept habe man nicht berücksichtigt.
Die Verträglichkeitsanalyse zum jetzigen Stand des Verfahrens nannte Martini »klug«: »Wir haben jetzt viel mehr Erkenntnisse darüber, was in dem neuen Quartier passiert. Bei der Analyse zu Beginn des Verfahrens wäre dies weitaus unpräziser gewesen.« Im Übrigen treffe man durch das Entwicklungskonzept Maßnahmen, um die bestehende Innenstadt zu stärken. Schon im März werde der Gemeinderat entscheiden, welche Maßnahmen umgesetzt würden, so Edith Schreiner.
Bürgermeister Christoph Jopen warf den City Partnern vor, nicht wahrgenommen zu haben, »dass wir über etwas völlig anderes reden als beim ECE-Projekt vor zehn Jahren«. Heute habe man mit 11 000 Quadratmetern die Hälfte an Verkaufsfläche. Damals habe man mit einem Bieter verhandelt, heute mit drei. Das biete tolle Chancen, weil die Investoren in Konkurrenz stünden. Er hätte nie geglaubt, dass alle drei Bieter die Stadthalle erhalten und alle drei ein so offenes Quartier planen würden.
Einer möglichen Klage, wie von den City Partnern avisiert, sehe man gelassen entgegen, betonten Schreiner, Jopen und Martini unisono.