Unterharmersbach: Ortsvorsteher Wagner verabschiedet
Mit einer emotionalen Feier vor und im Fürstenberger Hof wurde am Freitagabend Unterharmersbachs langjähriger Ortsvorsteher Hans-Peter Wagner verabschiedet. 29 Jahre lang setzte er sich für „seinen Hombe“ ein, entsprechend viele Wegbegleiter und Gäste würdigten die Verdienste des 75-Jährigen.
Hans-Peter Wagner (CDU) war 40 Jahre Gemeinderat in Zell a. H., seit 1976 im Ortschaftsrat und seit 1990 Ortsvorsteher von Unterharmersbach, als er vor der jüngsten Kommunalwahl bekannt gab, nicht mehr zu kandidieren. Hans-Peter Wagner ist ein kommunalpolitisches Urgestein, der sich zeitlebens für die Stadt Zell und für den Ortsteil Unterharmersbach eingesetzt hat. Die Stadt Zell wird Wagner beim Silvesterempfang für seine Verdienste die Ehrenbürgerwürde verleihen. „Sein Unterharmersbach“, sprich Ortsverwaltung, Ortschaftsrat, Vereine und viele Weggefährten, würdigte den langjährigen Ortsvorsteher am Freitagabend mit einer sehr emotionalen Feier.
Zum ersten Mal in seinem Leben hatte Hans-Peter Wagner für fünf Tage Hausverbot im Fürstenberger Hof. Das war keine Strafmaßnahme wegen ungebührlichen Verhaltens. Nein, Hans-Peter Wagner sollte vorab nicht mitbekommen, was da im Innern des Heimatmuseums für seine Verabschiedung vorbereitet wurde. So blieb ihm verborgen, dass der Weg zur Tenne des Hofs voll war mit Fotos aus Wagners Leben, vom kleinen Steppke bis hin zum gestandenen Kommunalpolitiker.
Die Geheimniskrämerei hatte sich gelohnt: „»Ich bin tief gerührt und überwältigt“, sagte Hans-Peter Wagner am Ende der rund zweistündigen Feier, die mit einem Aufmarsch von Bürgerwehr und Musikverein vor dem Bauernhof begonnen hatte. Dort zeigte sich übrigens ein letztes Mal Wagners guter Draht zum Himmel. Kaum war der Salutschuss verklungen, setzte der Regen wieder ein, der für den Empfang im Außengelände eine Pause eingelegt hatte.
In der festlich geschmückten Tenne des Hofs gaben sich die Ehrengäste das Mikrofon in die Hand und keiner sparte mit Anerkennung und Lob für Hans-Peter Wagner, der 29 Jahre lang als Ortsvorsteher Tag und Nacht für „seinen Hombe“ da war. Diese Rundum-Bereitschaft ist übrigens wörtlich zu nehmen, wie der vielfach Geehrte in seinen Schlussworten bekräftigte. So riefen die Unterharmersbacher Landwirte schon mal um 6 Uhr in der Früh beim Ortsvorsteher an, bevor sie aufs Feld fuhren.
„Ich bin von Dankbarkeit erfüllt, dass ich dieses Amt innehaben durfte“, so Wagner zu den vielen Gästen. 1990, als er Ortsvorsteher wurde, waren die Gräben zwischen Zell und Unterharmersbach noch tief, erinnerte sich Wagner. „Aber das legte sich, denn die Zeller sahen ihren Wunsch erfüllt, dass einer der ihren den Hombe regiert“, spielte der gebürtige Zeller auf seine städtische Herkunft an.
Wagner dankte seinen engsten Mitarbeitern Martin Müller und Lisa Willmann, die ihn stets perfekt unterstützt hatten. Die Bedeutung des Teams der Ortsverwaltung werde auch sein Nachfolger Ludwig Schütze noch schätzen lernen, kündigte Wagner an. Und er betonte: „Ludwig Schütze ist der richtige Mann am richtigen Ort!“
Schütze hatte eingangs die vielen Gäste begrüßt, unter ihnen auch eine große Delegation aus der Partnergemeinde Tuggen. Schütze betonte, dass es schlicht nicht möglich sei, die 29 Jahre Tätigkeit Wagners in einer Rede vollumfänglich zu würdigen.
Um ein paar Highlights aus Wagners Amtszeit kam auch sein Nachfolger nicht herum: So managte Wagner nach dem Brand des Fürstenberger Hofs 1991 dessen Wiederaufbau als Bürgeraktion.
In Wagners Amtszeit sei auch der Zustrom vieler Aussiedler gut bewältigt worden, eine Herausforderung, die sich mit der Integration der Asyl-bewerber wiederholt habe. Wagners jüngster Erfolg sei die Aufnahme der Ortsdurchfahrt ins Landessanierungsprogramm. „Im Namen von Ortschaftsrat und aller Unterharmersbacher möchte ich mich stellvertretend vor Deinen Leistungen verneigen“, schloss Schütze seine Laudatio.
Zells Bürgermeister Günter Pfundstein zog den Vergleich zu dem Beruf des Wagners und fand viele Parallelen zum scheidenden Ortsvorsteher. Ein Wagner sei ein Baumeister, er baut Fahrzeuge: „Ohne ihn läuft und fährt nichts. Ein Wagner musste Holz hobeln, sägen, bohren. Auch Feinschliffe waren gefragt. Manchmal waren auch Schraubzwingen und Stemmeisen im Einsatz. Ein Wagner ist jedenfalls ein wahrer Experte, der sein Handwerk versteht“, betonte Pfundstein.
Ganz persönlich versicherte Zells Stadtoberhaupt dem ehemaligen Ortsvorsteher, dass die bei der Zusammenarbeit während der L-94-Sanierung entstandene Freundschaft für immer bestehen bleibe. „Danke Peter!“, schloss Günter Pfundstein seine Rede unter dem Beifall der Gäste.
Die Feierstunden wurde musikalisch umrahmt von einem Ensemble des Musikvereins Unterharmersbach. Später spielte die Band „Es rennt ä Sau de Garde na“.