Verein "Kleinkunst" Gengenbach bot Abschiedsgala
Das fantastische Trio „Unikat und Zipfel“, die tiefsinnige Erzählerin Sigrid Voigt sowie die hintergründige Agnes Müller mit ihrem Gitarrenbegleiter Martin Weinacker gestalteten in der Stadthalle den letzten Veranstaltungsabend von Kleinkunst Gengenbach.
Der finale Abschiedsabend des Vereins „Kleinkunst“ Gengenbach“ wird ein lange nachwirkendes Ereignis bleiben. Die Künstler waren in den vergangenen 20 Jahren häufig auf der Bühne des Kleinkunstvereins zu bewundern, doch niemals in dieser Zusammensetzung. Am Freitagabend vertrieben Armin und Gaby Heuberger mit ihrem Schlagzeuger Tobias Zipfel schnell den Hauch von Wehmut, die Christa Indruch bei ihrer Begrüßung nicht ganz unterdrücken konnte. Die Besucher, es waren überwiegend Frauen, in der gut gefüllten Stadthalle spürten, wie viel Herzblut Christa Indruch und ihre Mitstreiterinnen in den zurückliegenden zwei Jahrzehnten in dieses Kleinkunstprojekt investiert hatten.
Eine davon stand am Freitagabend selbst im Rampenlicht: Sigrid Voigt. Als sie nach dem Auge und Ohr faszinierenden Auftritt von „Unikat und Zipfel“ in den Spot des konzentrierten Scheinwerferlichtes trat, war man schon gespannt, wie sie es mit ihren Märchen und Geschichten schaffen würde, gegenüber der soeben erlebten faszinierenden Musikshow die ungeteilte Aufmerksamkeit zu erhalten. Doch sie brauchte nur wenige Sätze und wenige Klanginstrumente und schon umgab die begnadete Erzählerin und ihr Publikum ein dichter Kokon aus Mystik und fernöstlicher Vergangenheit.
„Beißende Satire“
Auch wenn sie schon seit acht Jahren nicht mehr in Gengenbach wohnt, so betrat mit Agnes Müller eine seit vielen Jahren der Gengenbacher Fasend und Kleinkunst verbundene Künstlerin die Bühne. Martin Weinacker begleitete sie aufmerksam an der Gitarre. Vom melancholischen Rückblick auf Lust und Leben in Gengenbach bis zur beißenden Satire auf die Rolle der Frau entrollte die vielseitige Künstlerin die Bandbreite ihrer kreativen Persönlichkeit. Voller Melancholie besang sie einleitend Rainer Maria Rilkes „Herbsttag“ mit dem prophetischen Vers „Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben“.
Voller Selbstironie besingt sie gar eigene künstlerische Erfahrungen: „Talent ist da, aber es gibt für nix ä Garantie.“ Und zielsicher hat sie den Nerv der Frauen getroffen, wenn diese lustvoll ihren Liedrefrain mitsingen: „Baby, lass’ mich deine Hausfrau sein, überlass’ mir alle Arbeit, dann bin ich dein. Nie hab’ ich was so heiß begehrt, stell mich hinter deinen Herd!“
Nach ihrem zwölf Liedern erntet die authentische Künstlerin Juhu-Rufe und langen Beifall. „Unikat“ hatte den Abend eröffnet und dem Duo gehörte auch das Finale. War sie zur Eröffnung noch die „Lady in red“ , so trug Gaby Heuberger zum Abschluss das kleine Schwarze mit Glitzereffekt. Und auch musikalisch funkelten und glitzerten noch einmal Stimme, Piano und Schlagwerk in perfektem Zusammenspiel. Mit ihrer erotisch rauchigen Stimme, einer rhythmisch geladenen Körperspannung und eleganter Laszivität bis in die Fingerspitzen vermittelt Gaby Heuberger jedem Zuhörer das Gefühl, nur für ihn zu singen.
„Gute Nacht, Freunde“
Während ihr Mann Armin am Piano und Tobias Zipfel zu „Dance, dance“ sich ein instrumentales Duell liefern, zeigt die Sängerin, dass sie auch tanzen kann. Mit „Just a perfect day“ von Lou Reed bringt sie Stimmung und Programm des Abends auf den Punkt. Es war ein perfekter Abend. „Jetzt nehmen wir einfach Abschied“, beschied Christa Indruch. „Gute Nacht Freunde“ von Reinhard Mey umschlang dann Publikum und Akteure warm und dicht. Um 23.30 Uhr war „Kleinkunst“ Gengenbach Geschichte.