Vernissage von »Die Heiterkeit des Singens« im KiK
Es war so voll wie immer an den Abenden, an denen im KiK »Querbeet« gesungen wird. Kein Wunder – schließlich wurde zur Vernissage mit Fotografien unter dem Titel »Die Heiterkeit des Singens: Querbeet im Bild« geladen. Für Fotograf Wilfried Beege markierte der Abend sogar einen Neustart.
Eigentlich war alles wie immer: ein voller Raum, fröhliche Gesichter, begleiteter Gesang. Dieses Mal hingen allerdings Bilder an der Wand im KiK, die die Sänger zusätzlich zeigten. Man feierte die Vernissage von Wilfried Beeges Porträts. Unter dem Titel »Die Heiterkeit des Singens: Querbeet im Bild« wurden 15 Großformate und 30 Miniaturen vorgestellt.
Doch sie genauer zu betrachten, war zunächst kaum möglich. Stefan Böhm, der bei den Queerbeet-Treffen Gitarre spielt, musste sich etwas überlegen, um die Besucher von ihren Stühlen wegzulocken, damit die Vernissage-Gäste die Fotos auch von Nahem betrachten konnten. Lied, Reden, Lied, Sekt, Gugelhupf und ab ins Nebenzimmer, lautete deshalb sein Plan.
In seiner Hinführung an den Künstler brachte Böhm die Vernissage-Gäste einige Male zum Lachen. Er wollte nämlich Beeges Assoziationen zu verschiedenen Liedtiteln – tiefenpsychologisch interpretiert, versteht sich. »Im Märzen der Bauer« hieß der erste Titel, und Beege plagte prompt das schlechte Gewissen, weil er seinen Garten vernachlässigt hatte. Dabei spielte Böhm auf die Herkunft des Liedes an; es stammt aus dem Sudetenland, wo Beege 1944 geboren wurde. Da hatte der Fotograf zumindest die Spur, dass es biografisch weitergehen könnte. Tat es auch, es führte über die wilden '68 nach Offenburg. Und woran sollte »Itsy Bitsy Teenie Weenie Honolulu Strand Bikini ...« erinnern? Der Künstler aus Urloffen hatte spontan nur die Antwort parat, dass er Mädchen im Bikini »rauf und runter« fotografiert hatte. Zu den »schönsten Mädchen und schönsten Stränden« führten ihn seine Reisen, zitierte Böhm den Künstler. Der wollte wissen, wo er denn diesen Spruch aufgegabelt habe. »Von deiner Homepage«, antwortete Böhm zur Erheiterung des Publikums.
Singen wirkt verjüngend
Auch im Ruhestand könne er das Fotografien nicht lassen, betonte der frühere Burda-Fotograf mit Spitzname Bee Gee. »Deshalb schnappe ich mir eben euch«, sagte er. Er nutze den umstand, dass bei Events immer etwas los ist, zu seinem Vorteil – nämlich um möglichst unauffällig zu fotografieren. Er wisse nicht, ob es immer gelänge, aber in dem Moment, in dem er jemanden fotografiert, bemerke der dies meist nicht.
Die Vernissage bezeichnete er für sich persönlich auch als Wendepunkt. Nachdem der Spinnereiverein nicht wie geplant das namensgebende Gebäude als Kreativzentrum ausbauen kann, musste man sich neu sortieren. Wie es genau weitergehen soll, kristallisiert sich vermutlich bei der Hauptversammlung am 3. März heraus. Für ihn und drei weitere Fotografen steht jedoch fest, dass sie sich als Kollegen zusammentun: »Feedback in einer kleinen Gruppe ist sehr wertvoll.« Auch Themen suche man gemeinsam.
Dirigentin Mechthild Fuchs machte noch einmal auf die entstressende und verjüngende Wirkung des Singens aufmerksam. Dass nach dem Singen weniger Stresshormone im Speichel gemessen würden, sei ja hinreichend bekannt. »Man kommt auch mit sich in Einklang, das sieht man auf den Bildern«, sagte Fuchs. Verrückt, vergnügt, konzentriert – so sehen die Sänger darauf aus. So entspannt könnten sie beim Querbeetsingen auch deshalb mitmachen, weil es kein Anspruchsniveau gebe: Es reiche die eigene Stimme. Und Fuchs hat festgestellt: »Es gibt es nicht, dass das nicht gut klingt.«
Erlös für neuen Verstärker
Die Bilder sind übrigens käuflich, die kleinen Formate gibt es für zehn, die großen für 100 Euro. Damit sollen zum einen die Kosten gedeckt werden, zum anderen hofft Bee-Gee aber auch darauf, dass ein bisschen Geld zusammenkommt für das Queerbeetsingen: »Dann könnten wir vielleicht einen neuen Verstärker anschaffen, der alte krächzt arg.«
◼ Die Ausstellung von Wilfried Beege ist bis 18. März im KiK in der Weingartenstraße 34c zu sehen.