Neues Integrationsprojekt für Flüchtlinge

Die Tür des Lernzentrums Kinzigtal steht nun für Flüchtlinge offen: Die Gemeinde Biberach prüft derzeit ein Integrationsmodell, das in Kooperation mit dem Staatlichen Schulamt und der BRO aufgebaut werden soll. ©Andrea Bohner
In Biberach sind bereits einige Flüchtlinge angekommen, weitere werden in Kürze erwartet. Doch mit dem berühmten Dach über dem Kopf alleine ist es nicht getan. Ehrenamtliche Flüchtlingspaten werden das Einleben erleichtern. Und im Lernzentrum Kinzigtal soll ein Integrationsmodell aufgebaut werden.
»Sprache ist der Schlüssel zur Integration«, heißt es auf der Website der Bundesregierung, die Integrations- und Sprachkurse für verschiedene Zielgruppen wie Eltern, Jugendliche oder Frauen finanziell fördert. Diese Kurse befähigen die Flüchtlinge, sich in der deutschen Sprache ausdrücken zu lernen. Gleichzeitig bieten sie eine Möglichkeit, die deutsche Kultur und ihre Werte zu vermitteln. Sie sind eine wertvolle Hilfe für Integration.
Wie wichtig es den Asylbewerbern auch selbst ist, richtig Deutsch zu lernen, hatte Bürgermeisterin Daniela Paletta bei einem Treffen mit den Flüchtlingsfamilien und deren Vermietern Mitte September erfahren. Am Montag fand nun zum zweiten Mal ein »Runder Tisch« statt, bei dem es im Beisein von über 20 Bürgern sowie Elke Hund von der Diakonie und Constanze Blank vom Caritas-Sozialdienst um weitere Schritte ging, die Integration für Flüchtlinge voranzutreiben. Dabei war auch die Übernahme ehrenamtlicher Flüchtlingspatenschaften ein Thema.
Besonders freute sich Daniela Paletta in dem Pressegespräch am Donnerstag darüber, dass bereits drei Patinnen für Prinzbach sowie fünf Patinnen und ein Pate für Biberach gewonnen werden konnten. Deren Aufgaben sind vielfältig: Arzt- und Behördengänge, Terminvereinbarungen, Unterstützung beim Einkaufen, Hilfe bei Hausaufgaben und das Mitnehmen zu örtlichen Veranstaltungen gehören dazu. Ebenso können die Paten Beziehungen zu den Vereinen knüpfen und dafür sorgen, dass auch die Kinder dort integriert werden. Fußball, Leichtathletik und Turnen sind schließlich international.
Um den Paten die Möglichkeit zu geben, sich auch in größerem Rahmen austauschen und um die interkommunale Zusammenarbeit zu erweitern, war bereits ein Koordinationsgespräch mit Vertretern der Verwaltungsgemeinschaft Zell sowie der Kirchen erfolgt.
Auch das Thema Sprache könnte prinzipiell zu den Aufgaben der Paten gehören. Können nicht beide Seiten Englisch, bleiben allerdings nur Hände und Füße oder die Übersetzungs-App, die aber bekanntlich auch viel Blödsinn produziert. Ein Sprachkurs, der zugleich kulturelle Aspekte vermittelt, bietet eine gute Basis für schnellere Integration.
Für diese Aufgabe wurde nun auch das Lernzentrum Kinzigtal ins Boot geholt. Es sei schon eine besondere Herausforderung für sie gewesen, Flüchtlinge nicht nur aufzunehmen, sondern auch für deren gesellschaftliche Teilhabe zu sorgen, betonte Daniela Paletta. Streckenweise habe sie sich dabei alleingelassen gefühlt, sei aber nun umso dankbarer für die Hilfe der BRO, die Bildungsregion Ortenau ist in Kooperation mit dem Staatlichen Schulamt und der Gemeinde Biberach Träger des Lernzentrums Kinzigtal im Biberacher Grundschule. In diesen Räumlichkeiten könnte mit einer Person, die das Ganze aufbaut, ein Integrationsmodell entstehen, das für den Einzugsbereich des gesamten Kinzigtals offen ist.
Neben Sprach- und Kulturerwerb könnte hier die Aufarbeitung von durch Krieg und Flucht erlittenen Traumata erfolgen. Wolfgang Zink, Vorstandssprecher der BRO, hatte darauf verwiesen, dass ein Pool an pensionierten Lehrern für den Deutsch-Unterricht bereits zur Verfügung stehe. Nun sollen die Fördermöglichkeiten geprüft und das Projekt so schnell wie möglich auf den Weg gebracht werden.