Offenburg

Vogesenstraße wird zum Drogen-Hotspot

Anna Teresa Agüera
Lesezeit 3 Minuten
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28. Juli 2017
Die Kontrollen in der Drogenszene - hier ein Symbolfoto - sind ganz häufig schwierig.

Die Kontrollen in der Drogenszene - hier ein Symbolfoto - sind ganz häufig schwierig. ©Archivfoto: Ulrich Marx

Die Palette der Drogen, die in Offenburg gedealt werden, ist groß. Die Orte, an denen sich Verkäufer und Konsumenten treffen, ändern sich immer wieder. Ein Brennpunkt ist derzeit die Vogesenstraße, vor allem am Wochenende. Die Leiterin des St.-Ursulaheims, Eva Christoph, beklagt die Situation.

»Mit der Offenburger Drogenszene beschäftigen wir uns schon seit über 20 Jahren«, sagt Polizeihauptkommissar Simon Schmitt, stellvertretender Leiter des Polizeireviers Offenburg. Haschisch, Heroin, Amphetamine oder LSD: Die Betäubungsmittel, mit denen in Offenburg gehandelt wird, decken laut Schmitt die gesamte Palette der weichen und harten Drogen ab. Die Orte, an denen gedealt werden, wechseln immer wieder. Während vor einigen Monaten im Franz-Volk-Park noch ein akutes Drogenproblem herrschte, ist es dort inzwischen ruhiger geworden. 

Dafür kämpfen nun die Anwohner in der Vogesenstraße in Höhe des St.-Ursulaheims mit dem Drogenhandel vor der Haustür. »Samstags und sonntags ist die Situation unerträglich«, sagt Eva Christoph, Leiterin des Ursulaheims. Dann treffen sich Konsumenten und Dealer aus der ganzen Ortenau in der Straße. »Von Montag bis Freitag aber haben wir die Situation gut im Griff, weil wir darauf achten und eingreifen können«, sagt sie. Auch arbeite sie gut mit der Polizei zusammen, die häufig Streife fahre. »Immer wieder werden Gespräche geführt. Wir haben  schon viele gemeinsame Versuche unternommen«, betont Christoph.

Überwachung schwierig 
Eine Überwachung der Szene mit entsprechenden Kontrollen ist laut Schmitt jedoch sehr schwierig. »Teils aus rechtlichen Gründen, vor allem auch wegen der sehr konspirativen Ausführung des Handels«, so der Polizeihauptkommissar (siehe »Hintergrund«). Neben den Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz beschäftigt die Polizei auch die Beschaffungskriminalität. »Insbesondere drogenabhängige Intensivtäter sind immer wieder für Serien von Straftaten verantwortlich. Einige dieser Täter spezialisieren sich auf Fahrraddiebstähle, Autoaufbrüche, Diebstahl von hochwertigem Parfüm und Einbrüche«, beschreibt Schmitt.

Warum sich gerade die Vogesenstraße zu einem Brennpunkt entwickelt hat, sieht Schmitt in den örtlichen Begebenheiten begründet. »Hier befinden sich das St.-Ursulaheim als Obdachlosenunterkunft und eine Substitutionspraxis in unmittelbarer Nachbarschaft. Auch nicht allzu weit entfernt liegt am nördlichen Bahnhof der Kontaktladen der Drogenhilfe. Die Szene bewegt sich täglich mehrfach zwischen den aufgeführten Örtlichkeiten«, so Schmitt. 
Auch Arzt Dirk Menzel von der Substitutionspraxis beschreibt, dass seinen Patienten als potenziellen Kunden geradezu aufgelauert werde. Aber auch an anderen Orten werde gedealt, betont der Arzt. »Vom Zwinger höre ich auch immer wieder. Selbst im Gefängnis bekommen sie alles. Wie soll es dann draußen sein?« 

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Ob man den Handel steuern kann? »Da bin ich skeptisch«, sagt Klaus Rieger, Leiter des Kontaktladens. Und ob es wirklich an dem »magischen Dreieck« zwischen Kontaktladen, Praxis und Ursulaheim liegt, mag er bezweifeln. »Das wird halt so interpretiert. Man kann nur darüber spekulieren, warum sich die Leute dort treffen.« 

Die in der Ortenau verkauften Drogen werden laut Patrick Bergmann, Pressesprecher der Polizei, unabhängig von ihrer Art sehr häufig aus den Niederlanden, teilweise auch aus Frankreich eingeführt. »Ein weiterer, nicht unerheblicher Anteil wird zwischenzeitlich über das Darknet bezogen und dann weiter veräußert«, beschreibt Bergmann. 

Verschiedene Gruppen
Die Dealerszene an sich setze sich aus verschiedenen Gruppierungen und Nationalitäten zusammen, wie Detlef Erny, Leiter der Kriminalinspektion 4 und dort zuständig  für Drogen-, Banden- und organisierte Kriminalität, ausführt. »Überproportional vertreten sind Russisch- und Türkischstämmige sowie Tatverdächtige aus den Balkanstaaten«, sagt Erny. »Darüber hinaus sind auch Asylbewerber aus zentralafrikanischen Ländern im Drogenhandel aktiv. Neben den ausländischen Tatverdächtigen gibt es natürlicherweise auch viele deutsche Drogendealer.« 

Wie sich die Situation in der Vogesenstraße weiterentwickelt, ist unklar. »Wir sitzen immer wieder zusammen, um eine Lösung zu finden«, sagt Christoph.

Hintergrund

Gegen Drogenhandel

Kleindealer sind meist unvorsichtiger. »Wenn sie auftauchen, gehen plötzlich alle auf sie zu«, beschreibt Detlef Erny. Die strukturiert aufgebaute Drogenszene sei da schwieriger zu erkennen. Oft wirken laut Simon Schmitt mehrere Personen zusammen. »Der Kontaktmann versucht, den Kunden zu werben. Er meldet dann seinem Obmann, wer was will. Dieser entscheidet, ob der Käufer etwas bekommt. Falls ja, schickt ihn der Kontaktmann zum Kassierer. Wenn dieser die Geldübergabe bestätigt, bekommt der Käufer über den Kontaktmann die Drogen ausgehändigt oder erfährt, wo sie für ihn deponiert wurden«, so Schmitt. 

Die Ermittlungen der Polizei richten sich nach den gesetzlichen Bestimmungen. »Die Entwicklungen in der Gesetzgebung hinken da erheblich den Möglichkeiten hinterher, die sich für Dealer eröffnen«, so Erny und nennt als Beispiel das Internet. »Dazu kommt, dass die Ermittlungsverfahren durch die Rechtsprechung immer aufwendiger und die Ressourcen der Ermittlerbehörden blockiert werden.« Eine effiziente Strafverfolgung sei nur noch im Bereich der Besitz- und Erwerbsdelikte möglich. »Die Dealer bleiben leider häufig unerkannt.«

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