Oberharmersbach: Historie

Vor 100 Jahren kam der Strom ins Harmersbachtal

Karl-August Lehmann
Lesezeit 3 Minuten
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29. Juli 2017

Um 1900 waren noch 60 Wasserräder in Oberharmersbach in Betrieb. Das Bild zeigt das Wasserrad der »Paulimühle« im Dorf, in der schon damals eine Glühbirne leuchtete. ©Lehmann-Archiv

Vor hundert Jahren ging den Oberharmersbachern ein Licht auf. Am 23. Dezember 1917 abends um fünf Uhr brannte zum ersten Mal helles elektrisches Licht in der Pfarrkirche. Der damalige Pfarrer Johann Busse notierte dieses Ereignis in seinem Tagebuch.
 

Um 1900 waren in Oberharmersbach an die 60 Wasserräder in Betrieb. Getreide mahlen, Holz sägen, Schmiedehämmer heben – das waren die gängigen Anwendungsbereiche.

Der eine oder andere findige Landwirt hatte an seinem Wasserrad zusätzlich einen Generator angeschlossen und verfügte damit schon recht früh über eigenen Strom.

Die Fertigstellung der Harmersbachtalbahn im Jahre 1904 schien bei der Ortsverwaltung allmählich ein Umdenken einzuleiten.

Waren Bürgermeister und Gemeinderat noch Jahre zuvor der Auffassung, die Gemeinde selbst benötige kein Telefon, da die Telegrafenstelle in der Nähe sei, zeigten sie sich bei der Errichtung der Stromversorgung wesentlich fortschrittlicher.

Kosten 35 350 Mark

Bereits 1910 hatte die Gemeinde mit der Firma Bauer & Schöneberger Kontakt aufgenommen, die in Schnellingen eine Überlandzentrale errichtet hatte.

Etwa 100 Einwohner zeigten Interesse, für den Ausbau mit Transformatoren, Straßenlampen und Hausanschlüssen wurde ein Kostenaufwand von 35 350 Mark ermittelt.

Als sich dann ein Jahr später herausstellte, dass für die anstehende Investition mehr als das Doppelte bezahlt werden müsse, stellte die Gemeinde mit einem außerordentlichen Holzhieb von rund 6000 Festmetern den Betrag von rund 80 000 Mark zur Verfügung.

Als die Vorbereitungen abgeschlossen waren und der Bau begann, brach der Erste Weltkrieg aus. Der Mangel an Fachkräften führte zu erheblichen Verzögerungen.

Nur unter größten Schwierigkeiten war das Material zu beschaffen. Die Leitungen des nicht allzu großen Ortsnetzes bestanden überwiegend aus Eisendrähten.

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Manche Leitungen wurden kurz nach der Fertigstellung wieder demontiert, bevor überhaupt Strom geflossen war. Die Rüstungsindustrie diktierte in allen Bereichen die Verwendung der Rohstoffe. 

Die Arbeiten kamen trotz allem voran, wenn auch nur schleppend. Und irgendwie schaffte es die Gemeinde schließlich, im November 1917 die erforderlichen Transformatoren zu erhalten, obwohl die Bevölkerung im nunmehr vierten Kriegsjahr wahrlich ganz andere Sorgen hatte. Doch auch hier zeigte sich die Gemeinde optimistisch und glaubte, nach dem Krieg die finanziellen Aufwendungen wieder hereinzuholen. Sie zeichnete mit unerschütterlichem Patriotismus eine Kriegsanleihe nach der anderen, die letzte übrigens im April 1918.

Wie Weihnachten

Pfarrer Johann Busse betrachtete es als verfrühtes Weihnachtsgeschenk, als in der Pfarrkirche die erste von einem öffentlichen Netz gespeiste Glühbirne leuchtete.

Die Freude war schnell dahin. Nicht minder groß war sein Unmut, als zwei Tage später Eisgang die Turbine ruiniert hatte. Auch in der Folgezeit war keine kontinuierliche Versorgung gewährleistet.

Kohlemangel führte zu Rationierungen. Nur für wenige Stunden am Tag wurde Strom geliefert. Die wirtschaftlichen Probleme in den Nachkriegsjahren führten zu einem nur zögerlichen Ausbau des Netzes, Kostenbeteiligung der Anzuschließenden war ebenso selbstverständlich wie das eigenständige Stellen der Masten. 

Die Gemeinde Oberharmersbach bestellte Anton Schneider zum Beleuchtungsmeister. Dessen Sohn Josef übernahm 1942 dieses Amt.

Deren Handlungen bestanden vor allem darin, in Krisen- und Kriegsjahren zu sparen: »Bei Mondschein oder hellem Wetter, wo kein Licht notwendig ist, sind die Leitungen nicht einzuschalten.«

Nur bei Hochzeiten sollten die Lampen, die abends spätestens um 23 Uhr abgeschaltet und morgens eine halbe Stunde vor Abfahrt des ersten Zuges wieder eingeschaltet wurden, länger brennen. 

Erst in den späten 1940er-Jahren wuchs das Leitungsnetz. Die Versorgung wurde sicherer, und so wurden nach und nach auch die entlegenen Hofgüter in den weitläufigen Seitentälern ans Netz angeschlossen.

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