Wallfahrtskirche und Kloster bilden heute eine Einheit

Vor 100 Jahren kamen die Kapuziner nach Zell

Karl-August Lehmann
Lesezeit 3 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
28. September 2018

Erste Unterkunft: In der Villa Zapf beim Bahnhof wohnten die ersten Patres in Zell am Harmersbach für mehrere Monate. ©Klosterarchiv Zell

Nur wenige Stunden vor ihrer Abdankung genehmigte die badische Großherzogliche Regierung am 11. November 1918 den Zuzug der Kapuziner nach Zell a. H. Kurz danach bildeten die Wallfahrtskirche »Maria zu den Ketten« und das angrenzende Kapuzinerkloster eine Einheit, die bis heute besteht.
 

In früheren Jahrhunderten kamen jeweils am Freitag zwei Patres aus dem damaligen Kapuzinerkloster Haslach nach Zell, um hier die Beichte zu hören und, wie auch an Marienfeiertagen, die Messe zu lesen. Sie übernachteten vorübergehend im »Kapuzinerstübchen« in der Mesnerwohnung. In einem Lexikon ist gar davon die Rede, dass von »1657 bis 1679 Kapuziner in Zell gewohnt haben«. Dafür ließ sich aber kein weiterer Hinweis finden.  

Das Kapuzinerkloster Haslach wurde 1823 endgültig geräumt. Die Patres mussten sich andere Unterkünfte suchen;  der letzte Haslacher Kapuziner, Pater Leopold, starb im Jahre 1851.

Kapuziner aus anderen Klöstern übernahmen später diese Aufgabe, vor allem aus dem nahen Elsass, wo der Kapuzinerorden in dem Straßburger Vorort Königshofen eine Ordensschule unterhielt. Von hier kamen Patres regelmäßig in die Wallfahrtskirche Zell. Vor allem an Wallfahrtstagen waren sie besonders gefordert.

So wurden beispielsweise 1910 am Patrozinium »Maria Himmelfahrt« (15. August) rund 5000 Pilger gezählt, die zu Fuß und vor allem mit den bereitgestellten Sonderzügen der noch jungen Harmersbachtalbahn in die Wallfahrtskirche »Maria zu den Ketten« gekommen waren. 

Das gewohnte klösterliche Leben in Königshofen war nicht mehr möglich, als in den ersten Kriegstagen 1914 die Franzosen für kurze Zeit das Klostergebäude besetzt hielten. Nach deren raschem Abzug unterhielt die Deutsche Militärführung ab dem 17. August 1914 hier ein Kriegslazarett. 

Das Ende des Krieges führte in Baden zu einer Änderung der immer noch nachwirkenden »Kulturkampf-Gesetze«, durch die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts der Einfluss der katholischen Kirche, vor allem im Bildungswesen, zurückgedrängt worden war. 

Wiedergründung

- Anzeige -

Nicht zuletzt wegen des bevorstehenden Waffenstillstandes genehmigte die Großherzogliche Regierung die Wiedergründung von Kapuziner-Klöstern in Baden, wohl auch unter dem Eindruck, dass die deutschen Klosterleute wegen der Niederlage das Elsass verlassen mussten, unter anderem die Kapuziner in Straßburg-Königshofen, Sigolsheim und Maria Dusenbach (in der Nähe von Colmar). 

Das bischöfliche Ordinariat in Freiburg hatte schon im Vorfeld gemeinsam mit der Ordensleitung mehrere Orte ausgewählt, um den »heimatlosen« Kapuzinern eine neue Bleibe zu ermöglichen. Sicherheitshalber fragte man vorab beim Zeller Stadtpfarrer Isidor Kayser an, ob die Kapuziner dort überhaupt erwünscht seien. Dieser begrüßte die geplante Niederlassung. 

So kamen schließlich am 13. November 1918 Pater Bonaventura und Pater Paulinus in Zell an. Sie fanden vorerst Aufnahme bei Anna Zapf, die den beiden Patres in ihrer Villa bereitwillig eine Wohnung zur Verfügung stellte. Sie besorgte ihnen auch den Haushalt. Pater Kunibert fand vorübergehend im Pfarrhaus Unterkunft.

Wohnhaus Schmieder

Weitere Patres kamen hinzu. Unterkunft fanden sie vorläufig im Mai 1919 im Wohnhaus der Therese Schmieder, die ihr Haus neben der Kapelle dafür anbot und den Haushalt führte. Im Volksmund hieß das Haus bald nur noch das »Klösterle«. Den Hausrat für die Neuankömmlinge stifteten Zeller Familien. 

Insgesamt vier Patres und ein Laienbruder bildeten Anfang 1919 die Keimzelle des späteren Klosters, das 1921 bezogen wurde. Die Kapuziner übernahmen 1923 die Wallfahrtskirche als Ordenskirche und knüpften mit der Gründung des Internats »St. Fidelis« im selben Jahre an die  im Elsass begonnene Bildungsarbeit an.

Anlässlich des Franziskustags am 4. Oktober wird im Gottesdienst um 10 Uhr in der Wallfahrtskirche »Maria zu den Ketten« an dieses Jubiläum erinnert. 

Weitere Artikel aus der Kategorie: Offenburg

Auch im Fürstenberger Hof in Unterharmersbach startet ab April die Museums-Saison wieder. 
vor 1 Stunde
Ein Besuch lohnt sich
Ab April ist geöffnet, im Storchenturm kann ab Ostersonntag Stadtgeschichte geschnuppert werden.
Das Windschläger Orchester trat mit dem Jugendorchester "Jowibo" unter der Leitung von Dirigent Philip Ott auf.
vor 2 Stunden
Heiße Rhythmen aus Afrika
Beim Jahreskonzert des Musikvereins Windschläg am Samstag wurde das Publikum musikalisch nach Afrika entführt. Jugend- und großes Orchester hatten auch einen gemeinsamen Auftritt.
CDU-Kandidaten in Fessenbach (oben von links): Marc Zöller, Marcus Jogerst-Ratzka, Josef Hugle, Monika Freund (in der Mitte von links), Ludwig Holl, Katja Manandhar sowie (unten von links) Paul Litterst und Stephan Seitz.
vor 2 Stunden
CDU-Kandidaten für Ortschaftsrat
Die CDU Fessenbach hat im Gasthaus "Linde" ihre Liste für die Ortschaftsratswahl am 9. Juni aufgestellt.
Luise Schubert feiert ihren 95. Geburtstag in ihrem Geburtshaus in Offenburg. 
vor 2 Stunden
Offenburg
Die Offenburgerin Luise Schubert wird am Donnerstag 95 Jahre alt. Seit ihrer Geburt wohnt sie in der Kronenstraße in der Offenburger Vorstadt.
In der Brückenhäuserstraße wurde ein neuer Point of Presence, also ein Verteiler fürs schnelle Internet, aufgestellt. Dieser steht nahe des Gymnasiums.
vor 6 Stunden
Schritt für schnelles Internet
Der Anschluss Gengenbachs an das Glasfasernetz ist einen Schritt nähergerückt: Am Freitag hat die Breitband Ortenau GmbH & Co. KG in der Brückenhäuserstraße nach eigenen Angaben vom Dienstag einen Point of Presence errichtet.
Ehrungen (von links): Silke Merzweiler (geehrt für 25 Jahre Mitgliedschaft) mit dem Vorsitzenden Jürgen Britsch und Reinhard Brunner, langjähriger Beisitzer, der aus dem Vorstand verabschiedet wurde.
vor 7 Stunden
Generalversammlung
Generalversammlung des RMSV Bohlsbach: Bei den Neuwahlen wurden die Vorstände in ihren Ämtern bestätigt.
Der Pachtvertrag fürs "Bistro unter den Pagoden" läuft aus.
vor 14 Stunden
Wer erhält den Zuschlag?
Das 2001 eröffnete "Bistro unter den Pagoden" in der Offenburger Stadtmitte wird saniert und dann neu verpachtet: Ab April können sich Interessenten, die das Café betreiben wollen, bei der Stadt bewerben.
Pretty Pink. 
vor 14 Stunden
"OG Distrikt"
Tipps für die Tage über und nach Ostern hat DJ Martin Elble wieder zusammengestellt. Dafür blickt er auch über den Rhein.
Bei der Spendenübergabe (von links): Stefanie Link (Aktiv im Ried), Erwin Moser (Vorsitzender Hausacher Bärenadvent), Manuela Schwärzel (Aktiv im Ried).
vor 15 Stunden
Neuried
Verein Aktiv im Ried hilft dem Hausacher Bärenadvent für dessen Arbeit
Die Dorfstraße in Hofweier: Nicht nur hier wird wild geparkt. Der Gemeindevollzugsdienst soll die Situation verbessern.
vor 16 Stunden
Hohberg
Der Hohberger Rat beschließt, ab Oktober eine Minijobstelle für den Gemeindevollzugsdienst einzurichten, im Jahr 2025 eine zweite. Immer mehr Bürger beschweren sich über Falschparker. Welche Aufgaben der GVD hat.
Dirigent Julien Schultz präsentierte die Solistin Laura Obert.
vor 16 Stunden
Konzert mit neuem Dirigenten
Die Trachtenkapelle Fußbach bot mit ihrem neuen Dirigenten Julien Schultz ein gelungenes Frühjahrskonzert. Geboten waren neun ausgewählte Stücke, darunter ein Flug ins Weltall bis zum Planeten Jupiter.
Tanzveranstaltungen, wie hier bei einer Offenburger Musiknacht, sind an Karfreitag tabu.
vor 17 Stunden
Offenburg
An "stillen Feiertagen" wie Karfreitag müssen die Tanzflächen leer bleiben. Kirchen und Veranstalter in Offenburg begründen, ob es das "Tanzverbot" noch braucht oder ob es aus der Zeit gefallen ist.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • HYDRO liefert etwa Dreibockheber für die Flugzeugwartung. 
    26.03.2024
    HYDRO Systems KG und Rhinestahl fustionieren
    HYDRO Systems KG und Rhinestahl schließen sich zusammen. Mit diesem Schritt befinden sich die Kompetenzen in den Bereichen Ground Support Equipment (GSE) und Aircraft- & Engine Tooling unter einem Dach.
  • Alle Beauty-Dienstleistungen bietet die Kosmetik Lounge in Offenburg unter einem Dach.
    26.03.2024
    Kosmetik Lounge Offenburg: Da steckt alles unter einem Dach
    Mit einer pfiffigen Geschäftsidee lässt Elena Plett in Offenburg aufhorchen. Die staatlich geprüfte Kosmetikerin denkt "outside the box" und hat in ihrer Kosmetik Lounge ein außergewöhnliches Geschäftsmodell gestartet.
  • Konfetti, Flitter und Feuerwerk beschließen die große Preisverleihung im Forum-Kino in Offenburg. Die SHORTS feiern 2024 ihr 25. Jubiläum. 
    26.03.2024
    25 Jahre SHORTS – 25 Jahre Bühne für künftige Filmemacher
    Vom kleinen Screening in 25 Jahren zum gewachsenen Filmfestival: Die SHORTS der Hochschule Offenburg feiern Jubiläum. Von 9. bis 12. April dreht sich im Forum-Kino Offenburg alles um die Werke junger Filmemacher. Am 13. April wird das Jubiläum im "Kesselhaus" gefeiert.
  • Das LIBERTY-Team startet am Mittwoch, 27. März, in die Afterwork-Party-Saison. 2024 finden die Veranstaltungen in Kooperation mit reiff medien statt. 
    22.03.2024
    Businessaustausch jetzt in Kooperation mit reiff medien
    Das Offenburger LIBERTY startet mit Power in die Eventsaison: Am Mittwoch, 27. März, steigt die erste XXL-Afterwork-Party mit einem neuen Kooperationspartner. Das LIBERTY lädt zusammen mit reiff medien zum zwanglosen Feierabend-Businessaustausch ein.