Vortrag: Christliche Palästinenserin spricht über den Nahostkonflikt

Referentin Faten Mukarker hofft auf ein friedliches und gleichberechtigtes Zusammenleben von Juden und Palästinensern. ©Ulrich Greder
Auf Einladung des Pax Christi Diözesanverbands Freiburg, in Kooperation mit dem katholischen Bildungszentrum Offenburg sowie der evangelischen Erwachsenenbildung Ortenau spricht Faten Mukarker am Montag, 22. Januar, zum Thema „Leben in Bethlehem – heute“.
"Wer trotz der Ereignisse noch auf Frieden im Nahen Osten hofft, hat in einem Umfeld von Unversöhnlichkeit und Hass keinen leichten Stand. Die Aufmerksamkeit und Hoffnung muss sich auf das andere Palästina richten, auf jene Palästinenser im Westjordanland, im Gazastreifen und in Israel, die sich in dieser schier ausweglosen Situation für Versöhnung und Frieden einsetzen", wird Peter-Michael Kuhn, Mitglied im Vorstand von Pax Christi in der Erzdiözese Freiburg, in der Ankündigung zum Vortrag zitiert.
Kuhn habe Faten Mukarker 2018 auf einer Palästina-Reise als Fremdenführerin kennengelernt und sie als Referentin nach Offenburg geholt. Für eine glückliche Fügung hält er es, dass die Weltgebetstagskonferenz in Brasilien bereits 2017 Palästina für die Liturgie des Weltgebetstags der Frauen 2024 ausgewählt habe, als noch niemand die heutige Situation voraussehen konnte, heißt es in der Mitteilung. Unter dem Motto „Palästina…durch das Band des Friedens“ werde der Weltgebetstag am 1. März in über 120 Ländern mit ökumenischen Gottesdiensten begangen.
Faten Mukarker könne wie kaum eine andere die Situation in Bethlehem schildern. Auf ihrer diesjährigen Rundreise durch Deutschland vom 15. bis 25. Januar sei sie mehrfach zur Vorbereitung dieses Ökumenischen Weltgebetstages eingeladen, dessen Inhalt von palästinensischen Christinnen verantwortet werde. Diese würden der palästinensischen Seite mit ihrem Engagement ein anderes Gesicht geben als jenes, das aufgrund des Terrors der Hamas gegenwärtig von Teilen der deutschen Öffentlichkeit mit „Palästinensern“ verbunden wird, heißt es in der Mitteilung weiter. "Es ist ein sehr menschliches Gesicht, für das man in diesen Zeiten dankbar sein kann", so Peter-Michael Kuhn.
Miteinander leben
„Ein Volk ohne Land für ein Land ohne Volk!“ habe einst ein Motto gelautet, das Zionisten als propagandistischen Grund für die Idee einer Besiedlung Palästinas durch europäische Juden formulierten. Palästina sei jedoch zu Beginn des 20. Jahrhunderts keineswegs menschenleer gewesen, sagt Faten Mukarker. Ihr Großvater habe erzählt, zu seiner Zeit hätten palästinensische Muslime, Juden und Christen recht gut miteinander gelebt. Der Großvater habe sie ermahnt: „Vergiss es nicht!“ Diese Botschaft sei nun Mukarkers Vermächtnis und Auftrag. In zahlreichen Vortragsreisen in Deutschland habe Faten Mukarker so schon über ihr Leben und das Leben der palästinensischen Bevölkerung berichtet.
Viele offene Fragen
Wie bestimmt die Besatzungspolitik das palästinensische Alltagsleben? Wie erleben die Palästinenser die Anwesenheit jüdischer Siedler und den Bau immer neuer Siedlungen? Welche Bedeutung hat die israelische Siedlungspolitik für die wirtschaftliche, gesellschaftliche und politische Entwicklung Palästinas? Welche Wirkungen auf die Menschen in ihrer Umgebung haben die Ereignisse seit dem 7. Oktober 2023? Gibt es Chancen für einen dauerhaften Frieden? Diesen und weiteren Fragen will Faten Mukarker in ihrem Vortrag nachgehen.
Außerdem fragt sie, wie Schritte zum Frieden gegangen werden können, wenn sich die Menschen auf beiden Seiten nicht begegnen dürfen. Faten Mukarker: „Wir können nur hoffen, dass wir lernen, einander zu respektieren, wenn wir mehr voneinander erfahren und mehr voneinander wissen. Ich hoffe auch, dass es für uns eine Zukunft geben wird, denn nur, wenn wir Hand in Hand, beide Völker gemeinsam, der Zukunft entgegengehen, wird es für beide ein Überleben geben. Sonst werden wir beide untergehen.“
HINWEIS: Der Vortrag „Leben in Bethlehem – heute“ von Faten Mukarker findet am Montag, 22. Januar, 19 Uhr im Stadtteil- und Familienzentrum Innenstadt, Stegermattstraße 22-26, statt.
Zur Person
Faten Mukarker (68) lebt mit ihrer Familie in Beit Jala in der Palästinensischen Autonomie Bethlehem. Sie ist – wie ihre ganze Familie – Christin in griechisch-orthodoxer Tradition. Außerdem gehört sie zur deutschsprachigen Lutherischen Gemeinde im Heiligen Land mit Sitz in der Erlöserkirche in Jerusalem. Faten Mukarker arbeitet als Fremdenführerin in ihrer Heimat, zusammen mit ihrer Schwester und einem Sohn. Sie spricht fließend Deutsch, denn bis zu ihrer Heirat als 20-Jährige lebte sie mit ihren Eltern in Bonn, wo sie auch die Schule besuchte.