Wahrheit kommt in Ichenheim ans Licht
Ein rundum gelungenes Gastspiel gab am Sonntag das Alemannische Theater Kehl in der Langerothalle in Ichenheim: Mit der Komödie „Üb nimmer Treu und Redlichkeit“ boten sie einen humorvollen Abend mit kurzweiliger Unterhaltung. 150 Besucher waren von der hervorragenden Aufführung begeistert.
Perfekter Mix
Regisseurin Sigi Schwarz, die als Profi gekonnt die Amateurdarsteller aus dem Hanauerland angeleitet hatte, bot an diesem Abend einen perfekten Mix, um die Besucher ihre Alltagssorgen für zwei Stunden vergessen zu lassen: Die Handlung war eine klassische Verwechslungskomödie, bot also manche Überraschung und war nah an der Gegenwart und am Zeitgeist angesiedelt. Die Rollen waren treffsicher besetzt sowie Bühnenbild und Kostüme waren ebenfalls sehr gelungen und trugen zum Erfolg der Aufführung bei.
Die Fangemeinde des Alemannischen Theaters Kehl, das bereits zum dritten Mal in Ichenheim zu Gast war, dürfte sich mit dieser Aufführung, zu der die Zuschauer aus nah und fern gekommen waren, noch vergrößert haben. Szenenapplaus und abschließend sogar stehender Beifall von zumindest einem Teil der Zuschauer, sprachen Bände.
Zu dem Erfolg der Aufführung hat vermutlich auch beigetragen, dass vielen Zuschauern die Eigenschaften der Schauspieler und ihr Verhalten aus eigener Erfahrung aus ihrem Umfeld sehr bekannt vorkam: eine liebende Ehefrau (Christine Brodowsky), die aber ein großes Geheimnis vor ihrem etwas naiven Mann (Michael Krieger) hat, während sich dieser aufgrund seiner hehren Grundsätze (Üb immer Treu und Redlichkeit) die unbequeme Wahrheit einfach gar nicht vorstellen will und durch großzügige Parteispenden zum Minister ernannt wird.
Hinzu kommen eine überkandidelte Freundin (Ingrid Scheer), die glaubt, die Lösung aller Probleme und das Heil ihrer Umgebung liege in der Esoterik und die auch noch ein völlig durchgeknalltes Medium im Hippie-Look (Bärbel Sim-Hoppler) anschleppt, das sich mit einem Öl aus stinkendem Kuhdung in Trance versetzt und da so schnell nicht wieder herauskommt.
Etwas drüber
Hinzu kam noch ein cleverer, aber auch etwas verschlagener Privatdetektiv (Markus Herrel), eine sehr neugierige und sportliche Masseurin mit schwarzem Gürtel in Karate (Sandra Börsig) und zu guter Letzt ein scheinbar honoriger Kriminalrat a.D. (Martin Oehler), der zunächst als sehr konservativer, älterer Mann mit verstaubten Ansichten („Frauen sind nicht so stark und klug wie Männer“) daherkommt, es dann aber faustdick hinter den Ohren hat und zum Schluss für eine große Überraschung sorgt.
Die Spannung wuchs im Verlauf des Abends, denn es wurde immer deutlicher, dass die verzwickte Handlung auf eine zwischenmenschliche Katastrophe zusteuerte.
Dass diese dann aber ausblieb und sich alles in Wohlgefallen auflöste, war ganz einfach der Tatsache zu verdanken, dass zuerst ein Beteiligter und dann auch nach und nach alle anderen mit der Wahrheit herausrückten und so der gordische Knoten durchschlagen wurde.
Viele Zuschauer waren bereits eine Stunde vor Beginn der Aufführung zur Langenrothalle gekommen, um sich mit frisch gebackenem Flammenkuchen von Hans-Jörg Schwärzel zu stärken, was auch in der Pause zwischen beiden Akten der Komödie und nach der Aufführung noch möglich war. In der Langerothalle übernahm dann routiniert der Ichenheimer Turnverein die Bewirtung.
- Wer die Premiere am Samstag in Kehl und die Aufführung vom Sonntag in Ichenheim verpasst hat, kann das mit großer Spielfreude agierende Ensemble noch am Samstag, 24. Februar, in der Stadthalle in Kehl, am Sonntag, 25. Februar, in der Rebstockhalle in Nesselried oder am Sonntag, 3. März, in der Reithalle in Offenburg sehen.