Warum Grundschüler Rollstuhl-Basketball gespielt haben
Im Rahmen der Initiative „Behindertensport macht Schule“ haben Dritt- und Viertklässler der Weingartenschule Zell-Weierbach Erfahrungen mit Rollstuhl-Basketball sammeln können. Ängste mindern, Vorbehalte abbauen – dazu soll das Ganze im Kern dienen.
Rasant ging es am Dienstagvormittag in der Sporthalle der Weingartenschule in Zell-Weierbach zu. In drei Doppelstunden sammelten Dritt- und Viertklässler Erfahrungen mit Rollstuhl-Basketball. Möglich war das dank der Initiative „Behindertensport macht Schule“, mit der der Badische Behinderten- und Rehabilitationssportverband (BBS Baden) seit 2010 an Badens Schulen unterwegs ist. Über 100 Schulen wurden seither besucht, weit über 7000 Schülerinnen und Schüler für Aspekte des Behindertensports sensibilisiert.
Eingeleitet wurde die Doppelstunde für die von Lehrerin Ilma Hegi betreute Klasse 4b mit einem Film, der Impressionen der Paralympics 2008 in Peking zeigte. Zu sehen waren Besonderheiten verschiedener Sportarten, die Emotionen der Behindertensportler bei Wettkämpfen.
Roland Blanke, BBS-Referent für Rollstuhl-Basketball, führte die Klasse dann direkt ans Thema heran. Zunächst galt es, sich erst einmal mit den Grundlagen im Umgang mit dem Rollstuhl vertraut zu machen. Vorwärts-, Rückwärtsfahren, Gesamtkoordination, Kraft aus Oberarmen und Oberkörper gezielt für die Steuerung einsetzen – keine einfache Aufgabe, auf die sich die Schülerinnen und Schüler aber offen einließen.
Blanke, unter anderem schon seit Jahren als Übungsleiter bei der BSG Offenburg aktiv, zeigte der Klasse immer wieder mit kleinen Tipps, wie sie sich beim Lenken und Vorwärtskommen leichter taten. Bei verschiedenen Übungen und Spielen waren Koordination, Geschicklichkeit und Kondition gefragt. „Kinder denken nicht groß darüber nach, sie haben sich auf die Situation schnell eingelassen, schnell Zugang gefunden“, sagte Blanke später im Gespräch. „Im Vorfeld waren der Klasse eine gewisse Aufregung und Spannung anzumerken. Aber wie sich schnell gezeigt hat, sind sie Feuer und Flamme“, beobachtete Ilma Hegi.
„Mit offenen Augen“
Bei der Initiative „Behindertensport macht Schule“ geht es, wie Tanja Wolf (BBS) am Rande herausstellte, darum, „über den Sport spielerisch Vorbehalte abzubauen, vorhandene Ängste zu mindern“. Das gelte aber nicht nur als Momentaufnahme in der Schule, sondern auch für den eigenen Alltag. „Mit offenen Augen durch den Alltag gehen, Situationen erkennen, für Schwächere und Bedürftige da sein – auch das ist ein Impuls, den die Initiative anstoßen möchte“, so Wolf.
Zum Abschluss wurde in zwei Mannschaften Rollstuhl-Basketball gespielt. Dabei erwiesen sich zuvor getätigte Pass- und Wurfübungen als wertvoll. Großes Bemühen und Spaß waren dabei, vor allem, als ein Korb erzielt werden konnte. Groß war das Bedauern, als die Doppelstunde viel schneller vorbei war als gedacht.
„Die meisten hätten ohne Probleme noch eine Stunde dranhängen wollen“, stellte Roland Blanke schmunzelnd fest. Für ihn ist vor allem eine Erkenntnis erfreulich: „Vorbehalte gegenüber behinderten Menschen mag es nach wie vor noch viel zu oft geben. Kinder, wie wir sie heute dabei hatten, wachsen mit dem Thema ganz anders auf. Und meiner Erfahrung nach herrscht dabei von Anfang an ein viel offenerer, selbstverständlicherer Umgang mit Behinderten.“