Was Andreas Bordne als Betriebsseelsorger leistet
Wirtschafts- und Sozialpfarrer Andreas Bordne begleitet als Betriebsseelsorger für die Region zwischen Lörrach und Offenburg Menschen in der Arbeitswelt. Die Verbindung von Glauben und Arbeitswelt ist Thema eines Gottesdienstes mit anschließender Gesprächsrunde am Sonntag in der Matthäuskirche Offenburg-Weier.
Selbst überzeugte Kirchenmitglieder bringen ihre Berufstätigkeit häufig nicht mit ihrem Glauben in Verbindung. Christlicher Glaube, aber auch Religion überhaupt spielen im Unternehmenskontext keine ausdrückliche Rolle, sondern sind Privatentscheidung des Mitarbeiters. Doch Firmenwerte wie Vertrauen, Respekt voreinander, konstruktive kritische Loyalität der Firma gegenüber, Wertschätzung der eigenen Gaben sowie das grundsätzliche Verständnis, dass Hierarchie in einem Unternehmen dem Ganzen dienen muss, werden von allen verstanden und haben nicht zuletzt ihren Ursprung in einer religiös geprägten Sozialisation.
Impulse der Kirchen
Von christlichen Haltungen gingen auch Impulse in die Wirtschaft zurück. „Nach dem Zweiten Weltkrieg, als man sich überlegt hat, welche Wirtschaftsordnung brauchen wir, sind christliche Sozialethiker ganz vorne dabei gewesen und haben eine soziale Marktwirtschaft für die Wirtschaftsform befunden, die den Ansprüchen einer demokratischen Wirtschaft gerecht wird“, so der Wirtschafts- und Sozialpfarrer Andreas Bordne. Auch die ökologischen und nachhaltigen Bewegungen in der Gesellschaft hätten eine starke Verwurzelung im Glauben an die Schöpfung. „Ich möchte diesen Schatz betonen, den der Glaube für die Wirtschaft darstellt.“
Bordne ist seit einem Jahr im Auftrag der Evangelischen Landeskirche in Baden mit 50 Prozent seines Deputates als Betriebsseelsorger tätig, aktuell bei der Firma Edeka Offenburg und bei Grohe AG Lahr. Das Projekt ist auf drei Jahre befristet, Voraussetzung für die Mitarbeit eines Betriebsseelsorgers ist, dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer dies wünschen und der Betriebsrat zustimmt.
Als Betriebsseelsorger ist Bordne in den Firmen, die ihn angefragt haben, zu festen Zeiten präsent. „Es geht darum, dass Kirche nahe bei den Leuten ist“, erklärt er sein Engagement, wobei die Konfession keine Rolle spiele. Auch nichtchristliche Mitarbeiter nähmen das Angebot gerne an. Für ein Gespräch werde ein Termin vereinbart, die Unterredungen seien vertraulich, berufliche, aber auch private Anliegen würden angesprochen. Beispielsweise, dass jemand sich überfordert oder ungerecht behandelt fühlt, oder Belastungen im Familien- oder Freundeskreis sich auf die berufliche Tätigkeit auswirken. „Ich erlebe mein Angebot als willkommen“, sagt Bordne, es stünde für Werte und für Verschwiegenheit und stelle einen Freiraum jenseits von Effizienz, Weisungsbefugnissen und Auftragserfüllung dar.
Religion spiele nur in einer Minderheit der Gespräche eine Rolle, wenn, dann um bei einem Leidensdruck nach Kraftquellen zu suchen. Da könnten die biblischen Geschichten in ihrer Dramatik um Verrat, Angst und Vertrauen auch anregend sein für die eigene Meinungsbildung, meint Bordne.
Thema Nachhaltigkeit
Manchmal ginge es im Gespräch mit dem Vertreter der Kirche auch um Gerechtigkeit in der Wirtschaft und darum, wie es beispielsweise möglich ist, dass in der Wirtschaft so wenig auf Nachhaltigkeit gesetzt wird. Ein Gespräch über ethische Fragen in der Wirtschaft versteht Bordne als Klärung von Verantwortung, dass die Fragenden sich bewusst werden, was sie ändern können und was nicht. Man sollte Firmen jedoch nicht unterschätzen, ermuntert der Betriebsseelsorger, es gebe auch in Firmen eine Pluralität, wenn es um die Umsetzung von Nachhaltigkeit gehe. Im Ethikbeirat der Edeka seien beispielsweise auch Mitarbeiter der evangelischen Kirche vertreten.
Im Gottesdienst unter dem Thema „Zeige mir deinen Glauben aus deinen Werken“ mit anschließendem Gespräch am Sonntag, 20. Oktober, 10 Uhr in der Matthäuskirche Offenburg-Weier, will der Seelsorger aufzeigen, dass für den christlichen Glauben die Verbindung von Glaube und Werktag unverzichtbar ist.