Erinnerungen an die Gastro-Hochburg

Was für ein Nachtleben! Als in »Aldne« der Bär steppte

Sandra Biegert
Lesezeit 4 Minuten
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12. Januar 2018
Ein Bild aus früheren Zeiten: das Gasthaus »Drei Könige« mit Bierwagen.

(Bild 1/2) Ein Bild aus früheren Zeiten: das Gasthaus »Drei Könige« mit Bierwagen. ©Heimatmuseum

Wenn es um »Aldne« geht, denken viele auch an die Zeiten, als der Ort eine wahre Gaststätten-Hochburg war. Denn das Nachtleben in Altenheim war früher überaus rege, es gab ein enormes Angebot an Gaststätten. Kein Wunder, dass sich einige gern daran erinnern. Aber es gibt auch Gründe, warum heute zu später Stunde nicht alles ausgestorben ist.

»Früher war im Dorf viel mehr los!« So lautet die vorherrschende Meinung in Altenheim. Aber was war denn früher so anders? Die Alteingesessenen werden darüber doch wohl am besten Bescheid wissen. Ein Spontanbesuch auf Hans Specks 84. Geburtstag scheint ein guter Weg zu sein, dieser Frage auf den Grund zu gehen. Es herrscht eine einladende, freundliche Stimmung. Die Gäste sind zwar erst etwas verdutzt, lassen es sich aber nicht nehmen, noch vor dem Essen reichlich Auskunft über früher zu geben. 

Vor allem Horst Wurth (84), Hans Schaller (88) und Heinz Fels (76) wissen allerhand aus der Zeit zu berichten, als sie noch jung waren. »Damals gab es hier noch 14 Wirtschaften mit regelmäßigen Stammtischen«, erzählen sie. »Nach dem Renteholen gingen die Älteren zum Beispiel immer direkt vom Rathaus in den ›Pflug‹ «. 

Vor allem in der Nachkriegszeit habe es noch sehr wenig freudige Anlässe gegeben. Da wurden Feste und Traditionen hoch gehalten: »Große Feste hatten wir damals, da hat man sich schon Wochen vorher drauf gefreut«, erinnert sich die Geburtstagsrunde. In der alten Bahnhofsrestauration war der größte Saal im Dorf. Hochzeiten, Winterbälle, Vereinsfeste oder ein großer Preismaskenball wurden hier zum Beispiel gefeiert. 
Im Heimatmuseum Neuried kann Willi Sutter weitere Informationen zu dieser Zeit liefern – und noch weiter in die Vergangenheit zurückblicken. »Die Fasnacht wurde damals vier Wochen lang gefeiert. Nicht nur in den Wirtschaften, auch in die Häuser wurde eingeladen und es kamen viele Auswärtige.« 

»Krone« ist am ältesten

Im Museum hängen Bilder an der Wand, die die alten Gasthäuser zeigen. Zu jedem weiß Willi Sutter etwas zu erzählen: »Die ›Krone‹, die Kirche und das Pfarrhaus waren die einzigen Gebäude, die 1677 nicht von den Franzosen angezündet wurden. Darum steht es als ältestes Wirtshaus noch.« Besonders gern erinnert er sich aber an die alte »Waldschenke« am Rhein. »An jedem Sonntag war dort Tanz und am ersten Mai ging das Fest drei Tage.«

Und heute? Die hohe Fülle an Gasthäusern kann Altenheim nicht mehr vorweisen. Doch einiges gibt es noch oder kam neu dazu (siehe Chronik: »Die Gasthäuser in Altenheim«). Die »Wunderbar« ist eines dieser Lokale. »Es kommen viele Stammgäste aus dem Ort, aber auch einige Leute von außerhalb hierher«, erzählt »Wunderbar«-Wirt Dirk Vogt (30). Sein Lokal habe sich über die Jahre etabliert, mittlerweile biete er auch größere Events wie ein Oktoberfest an. 

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Bevor die »Wunderbar« vor fünf Jahren eröffnet hat, habe sich vor allem die Dorfjugend beim »Efes« nebenan getroffen. »Wenn wir um 23 Uhr den Essensbetrieb eingestellt haben, wurden die Tische auf die Seite geräumt, Musik gemacht und getanzt. Es war immer brechend voll«, erzählt Dervis Akkiz, Inhaber des »Efes«.

Bis fünf Uhr morgens

Viele andere Gäste in der »Wunderbar« sind an diesem Abend noch bereit, von früher zu erzählen. Murat Kaplan (44) und Arnold Maier (44) haben in den Neunzigern im »Brösel« (früher »Sambesi«) gearbeitet. »Das war ein Café, in dem auch Musik gespielt und getanzt wurde. Von Donnerstag bis Sonntag war der Laden bis 5 Uhr morgens voll«, erinnern sie sich. »Für das mittlere Alter gab es hier außer dem ›Brösel‹ aber auch wenig. Es war sozusagen die Dorfdisco.«
 

Fasnachtshochburg

An die frühere Fasnacht im Dorf erinnern sich auch Murat Kaplan und Arnold Maier gerne zurück. »Was heute mit der ›Stroßefasent‹ aufgelebt werden soll, war damals gang und gäbe. Schon vor dem ›Schmutzigen‹ sind wir durch die Kneipen und Häuser gezogen. Zehn Tage war durchgängig was los«, erzählen sie.

Ein paar Vertreter vom Musikverein Altenheim kommen  nach einer Probe noch hinzu. »Wir haben uns viel im ›Schwanen‹ getroffen, das war sozusagen der Szene-Treff«, sagt einer aus der Gruppe. »Sobald man konfirmiert war, ging es in die ›Schwanenbar‹ oder auch mal ›Germania‹. Wenn jemand mit einem Auto dabei war, zogen wir noch weiter zum Tanz. Sonntags sind wir im ›Schwanen‹ noch ins Kino gegangen, das gibt es auch schon lange nicht mehr.« 

Die »Aldner Fasnacht« sei im Vergleich zu früher fast gestorben. »Alle Wirtschaften hatten offen und wir sind viel in die Häuser gegangen. Als vor zehn, fünfzehn Jahren das ›Ratsstüble‹ an Fasnacht dann nicht mehr auf gemacht hat, ging es dann langsam zu Ende«, berichten die Musiker. »Es liegt jetzt aber auch an den Jungen, die müssen mehr weggehen und das am Leben halten. Wir Alten gehen nicht mehr so viel fort«, wird zum Abschluss noch gescherzt. 

Hintergrund

Aufruf: Schicken Sie uns Ihre Fotos!

Und welche Erinnerungen haben Sie selbst an die Gaststätten-Hochburg Altenheim? Was war für Sie ein besonders schönes, bewegendes oder einschneidendes Erlebnis beim Feiern in den Gasthäusern in Altenheim? Wo gab es die schönsten Feste? Und welche Wirtschaften von früher vermissen Sie besonders? 

Vielleicht sind Sie auch gar nicht der Meinung, dass früher in Altenheim viel mehr los gewesen ist – und heute im Ort noch genügend geboten wird. Dann dürfen Sie uns gern verraten, wo sie heutzutage besonders gern hingehen. Wir freuen uns in jedem Fall auf ihre Beiträge! Das kann ein kurzer Text mit Erinnerungen und unterhaltsamen Anekdoten sein. Besonders gefragt sind Fotos aus den legendären Zeiten – ganz egal, ob sie 25, 50 oder hundert Jahre alte sind. 

Und so geht’s: Ihre Beiträge zum Nachtleben in Altenheim schicken Sie uns am besten per E-Mail an lokales.buero@reiff.de. Sie können Sie uns aber auch ganz klassisch persönlich oder per Post übermitteln: Offenburger Tageblatt, Lokalredaktion, Hauptstraße 83a, 77652 Offenburg. Für Rückfragen: Telefon 07 81 / 504-35 38.

Die Zuschriften werden dann gesammelt veröffentlicht. 

Hintergrund

Die Gasthäuser in Altenheim

◼ Krone: 1580 bis heute.
◼ Stube (Salmen): 1630 (1645 als Salmen) bis 1928 im Laubertsweg.
◼ Ochsen: 1683, keine Angabe zum Schließungsdatum
◼ Adler: 1745 bis 1982.
◼ Drei Könige: 1782 bis 1794, an neuer Stelle bis 1863. Ab 1863 Wirtschaft an heutiger Stelle. Im Gebäude befindet sich jetzt das Café Lager.
◼ Kaiser: 1785 bis 1885.
◼ Linde: 1786 bis 1835 in der Friedrichstraße, 1836 bis heute an jetziger Stelle.
◼ Schwanen: 1786 bis 1835 im Laubertsweg, 1836 bis heute in Kehler Straße.
◼ Hirsch: 1787 bis 1930.
◼ Pflug: 1789 bis heute.
◼ Sonne: 1873, keine Angabe zum Schließungsdatum.
◼ Hechten: 1876 bis 1935.
◼ Anker: 1876 bis 1935.
◼ Germania: 1889 bis heute, jetzt als Alessandro.
◼ Löwen: 1896 bis 1926.
◼ Eintracht: 1908 bis 1955.
◼ Bahnhofsrestauration: 1919 bis 1981.
◼ Ratsstüble: Seit 1927.
◼ Waldschenke am Rhein: 1957 bis 1971.
◼ Anglerheim: 1961 bis heute.
◼ Schüll’s Winstub: 1964 bis heute.
◼ Sambesi/Brösel: keine Angaben. Seit 2015 Altenheimer Pizza Kebaphaus.
◼ Billard Pub: Seit 2011.
◼ Wunderbar: 2012 bis heute, Gastronomiebetrieb Efes nebenan.
◼ Riedcafé: Seit 2015.

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