Was sich die neue ADFC-Ortsgruppe Offenburg vorgenommen hat
In Offenburg ist am Montag offiziell eine ADFC-Ortsgruppe gegründet worden. Dabei sprachen auch Bürgermeister Oliver Martini und der Karlsruher Professor Christoph Hupfer.
Die Gründung einer eigenen Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) in Offenburg am Montag in der Mensa des Schulzentrums Nordwest stieß auf lebhaftes Interesse. Sonja Lehmann, beim ADFC Baden-Württemberg für die Verbandsentwicklung zuständig, brachte es auf den Punkt: „Noch nie war bei einer Neugründung der Saal so voll – und noch nie hat ein Bürgermeister das Grußwort gesprochen!“ Die Offenburger seien „schon sehr weit“.
Auch Baubürgermeister Oliver Martini, in dessen Ressort auch die Entwicklung des Fahrradverkehrs fällt, sah die Zeit für die Gründung gekommen: „Manchmal liegen die Dinge in der Luft – man muss nur zupacken.“ Derzeit bearbeitet sein Ressort das Fahrradförderprogramm V „plus“, das neben technischen Aspekten auch das Sicherheitsempfinden der Radfahrerinnen und Radfahrer in den Blick nimmt. Letztlich gehe es „immer um das Thema Flächenverteilung“, nahm er das zentrale Thema des unterhaltsamen und einprägsamen Vortrags von Professor Christoph Hupfer von der Karlsruher Hochschule für Technik und Wirtschaft vorweg.
Kunschner Vorsitzende
Im Gegensatz zu den überregionalen Einheiten sind die Vor-Ort-Gruppen des ADFC als nicht eingetragene Vereine organsiert, was das Procedere wesentlich vereinfacht. Nach der Verabschiedung der Satzung wurden Monika Kunschner als Vorsitzende, in Abwesenheit Heidi Marwein als ihre Stellvertreterin und Markus Pfeil als Kassierer gewählt. Bereits vor der Gründung war der ADFC in Offenburg aktiv, etwa bei der Aktion „Critical Mass“, einem Park(ing) Day auf dem heiß umstrittenen Gerichtsparkplatz oder dem Mobilitätstag. Jeden dritten Oktober ist „Aktiven-Treffen“ im Gasthaus „Brandeck“ – und die engagierten Fahrradfreunde planen auch, sich bei den Heimattagen einzubringen, die 2022 von Offenburg ausgerichtet werden.
Der für seinen Kollegen Jochen Eckart eingesprungene Karlsruher Professor Christoph Hupfer, Studiendekan für Verkehrsmanagement, hatte dann unter dem Titel „Die Zukunft fährt Rad“ einen knackigen, bilderreichen und sehr einprägsam gestalteten Vortrag mitgebracht.
Er regte zunächst an, den Begriff der Mobilität neu zu überdenken. Denn „der Weg von A nach B“ sei per se noch gar keine Mobilität – zumal, wenn man mit dem eigenen Pkw erst im Stau steckt und dann länger einen Parkplatz sucht, als der Termin am Zielort dauert. „Am Ende des Weges will man doch etwas tun“, erinnerte er daran, dass mobil ist, wer viele geplante Aktivitäten auch durchführen kann. Ergo: „Wenn ich mir das Büro nach Hause holen kann, ist auch ein Mobilitätsproblem gelöst!“
„Nur Augenwischerei“
Was derzeit als „Zukunft der Mobilität“ verkauft werde, ob „Velocopter“, autonomes Fahren oder sogar die vierrädrige E-Mobilität, sei oft nur Augenwischerei. Hochgerechnet Tausende Velocopter-Flüge allein für die Einpendler nach Offenburg verlagerten das Problem eben nur eine Etage nach oben – und die animierten Bewegungsmodelle einer autonom befahrenen Kreuzung lösten beim Publikum beginnenden Drehschwindel und echte „Fremdangst“ um die betroffenen Fußgänger und Radfahrer aus.
„Öffis“ am besten
Breche man die Leistungsfähigkeit des Verkehrsraums auf beförderte Personen pro Straßenmeter herunter, schlügen „die Öffis“, der Öffentliche Nahverkehr, die Konkurrenz bei Weitem, dicht gefolgt vom Fahrrad. Auf lange Sicht biete die „opti-modale“ Mobilität „für jeden Verkehrsraum das optimale Verkehrsmittel“. Dabei, warnte Hupfer, sei das Prädikat „Auto-frei“ per se gar nicht das Ziel, sondern vielmehr die positive Kehrseite, der Gewinn an Raum für Leben, Begegnung, Gemeinschaft, Pause und Ruhezeiten für die Menschen.