Offenburg

Was würde Luther zum »Denglisch« sagen?

red/flo
Lesezeit 3 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
20. Juni 2017

Reiner Pogarell hat sich intensiv mit Martin Luther und dessen Auswirkungen auf die deutsche Sprache beschäftigt. ©Veranstalter

Das Reformationsjahr war für den Verein Deutsche Sprache (VDS), Regionalgruppe Ortenau, Anlass, das Thema »Luther und die deutsche Sprache« unter die Lupe zu nehmen. In der »Brandeck« sprach der Germanist und Sprachwissenschaftler Reiner Pogarell zu dem Thema.

In einer Vortragsveranstaltung hat die Regionalgruppe Ortenau des Vereins für Deutsche Sprache (VDS) den Blick auf die Entwicklung der deutschen Sprache vor und nach dem Wirken Martin Luthers geworfen. Dieser festigte ihre Vereinheitlichung entscheidend und machte sie historisch unumkehrbar. Die mitteldeutsche Sprachausprägung, die bereits zur Hof- und Kanzleisprache im Deutschen Reich avancierte, konnte durch die Bibelübersetzung und ihre weite Verbreitung durch den Buchdruck den Rang einer Hochsprache einnehmen. Die in zahlreiche Dialekte zergliederte Sprachlandschaft Deutschlands konnte sich somit auf ein starkes Zentrum ausrichten.

Einem weiteren Auseinanderdriften war nun Einhalt geboten, die Grundlage für die deutsche Klassik mit Goethe oder Schiller gelegt. So wundert es nicht, dass der Referent Reiner Pogarell europaweit Vorträge zu diesem Thema hält. Der Germanist, Publizist, Sprachwissenschaftler und Mitglied des Vorstands im VDS beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit dem Reformator.

Luthers Bibelübersetzung, so Pogarell, verhalf dem Wort Gottes zu großer Verbreitung im Volk. Die damals enorme Auflage von 270 000 Exemplaren bei 20 Millionen Einwohnern entsprach einer zentralen Forderung Luthers, »Bildung für alle«, Männer und Frauen, zu gewährleisten. Die vertraute Sprache förderte die Alphabetisierung breiter Bevölkerungsschichten. Dagegen ging die Bedeutung des von den bisherigen Bildungsträgern verwendeten Lateins zurück.

Fortan zwei Kirchen

- Anzeige -

Neben der sprachlichen Bedeutung ist Luther historisch vor allem als wichtiger Reformator bekannt. Seine 95 Thesen von 1517 führten in Anbetracht weitverbreiteter Verweltlichung und Korruption in der katholischen Kirche zu einer Glaubensspaltung und schließlich zu zwei verschiedenen Kirchen in Deutschland, wie Pogarell in Erinnerung rief. Gegenreformatorische Bewegungen und die Bauernkriege verschärften die Situation weiter, sodass die Gegensätze zu bewaffneten Auseinandersetzungen führten und anschließend in den Dreißigjährigen Krieg mündeten. 

Gewaltige Verwüstungen und der Verlust von 40 Prozent seiner Einwohner veränderten das damalige Deutschland so stark, dass der Referent von einem »Charakterwandel im deutschen Volk von lebenslustig zu ernst« sprach. 

Lange nachgewirkt

Bis etwa zur zweiten Jahrtausendwende habe Luthers Anschauung, »dem Volk aufs Maul zu schauen«, verständlich für jedermann zu sein und abgehobene Elitensprachen, wie damals Latein, aus dem Fokus zu nehmen, nachgewirkt. Heute könnte man die Frage stellen, wie sich Luther zum »Denglisch«, der Sprachvermischung mit Englisch, äußern würde.

In einer abschließenden Diskussion, moderiert durch den VDS-Regionalleiter Erich Lienhart, die unterschiedliche Sichtweisen zum Reformator deutlich werden ließ, gab der Referent zu verstehen, Luther nicht nach heutigen Maßstäben zu beurteilen. Man möge ihn vielmehr aus seiner Zeit heraus verstehen. Dies gelinge, so Pogarell, besonders bei einem Besuch seiner Wirkungsstätten in Sachsen-Anhalt und Thüringen.

Weitere Artikel aus der Kategorie: Offenburg

Zu den "Ultras" zählen wir "Andres" nicht... 
vor 14 Minuten
Ist "Andres" ein Ultra?
Im Offenburger Stadtgeflüster geht es in dieser Woche um teures Styling, farbliche Akzente, ein Versteckspiel und kreative Vorschläge.
Marktmeister Elvis Benea beantwortet heute die fünf Fragen.
vor 3 Stunden
OT-Adventskalender
Die Vorfreude auf Weihnachten wächst. Täglich beantworten stadtbekannte Gesichter fünf Fragen. Heute: Elvis Benea.
Ein voller Erfolg war das Sommerfest der Gemeinde Berghaupten und jetzt im Nachgang auch für den Freundes- und Förderkreis für Kinder und Jugendliche.
vor 4 Stunden
Freude beim Freundes- und Förderkreis
Der Freundes- und Förderkreis für Kinder und Jugendliche in Berghaupten hat eine Spende in Höhe von 3762,22 Euro erhalten. Gregor Peters übergab in Vertretung von Bürgermeister Philipp Clever den Erlös aus dem Sommerfest an den Verein.
Die Gengenbacher Altstadt bietet gerade im Advent ein einzigartiges Flair.
vor 6 Stunden
Großes Programm vor der Fensteröffnung
Der Advents- und Weihnachtsmarkt sowie der Adventskalender bieten am Wochenende in Gengenbach eine Reihe von Attraktionen. Punkt 18 Uhr wird täglich ein neues Fenster geöffnet. Davor gibt es Programm.
125 Jahre Zustellertätigkeit in einem Bild: BR-Vorsitzender der MPZ Axel Schmider, Geschäftsführer Marcus Gauch, die geehrten Renate Berger und Maria Carriero, Geschäftsführer und Personalleiter reiff medien Martin Braun sowie die geehrten Johanna Göppert, Saban Kadribasic und Vito Carriero.
vor 6 Stunden
Offenburg
Bei einem Adventsessen wurden Zeitungszusteller des Offenburger Tageblatts geehrt. Eine von ihnen: Johanna Göppert, die seit 45 Jahren Zeitung ausliefert – und dabei schon so einiges erlebt hat.
In einem Fachwerkhaus mitten in Zell brannte es am frühen Samstagmorgen. Die Feuerwehren waren mehrere Stunden mit den Löscharbeiten und dem Schutz benachbarter Gebäude beschäftigt.⇒ Foto: Dietmar Ruh
vor 6 Stunden
Zell am Harmersbach
Ein Großaufgebot der Feuerwehr bekämpfte am frühen Samstagmorgen ein Feuer in der Hauptstraße von Zell. Aus einer Wohnung über der Pizzeria "Krone" schlugen Flammen.
In der Heilig-Kreuz-Kirche finden wieder die "Marktmessen" statt.
vor 7 Stunden
Heilig-Kreuz-Kirche Offenburg
Die neue Gottesdienst-Reihe der Liturgiegruppe "Marktmesse" beginnt am Dienstag.
Alwin Schaupp (4. von links) ist neuer geschäftsführender Vorstand. Ihm zur Seite stehen Felix Küderle, Marvin Schaupp, Carsten Thalmann, Sandra Schnurr, Thomas Schnurr und Manuel Zöfle. Beim Fototermin fehlten Sigmund Grossmann, Manuel Kölmel, Günter Spitzmüller und Ralf Börschig.
vor 8 Stunden
Last auf mehr Schultern verteilt
Der Radsportverein Kinzigtal mit Sitz in Ohlsbach hat eine neue Führungsspitze und damit wieder acht Leistungsträger. Diese wollen die Kinder- und Jugendarbeit verstärkt in den Fokus stellen.
Gut besucht war der Bühler Adventsmarkt unter dem Vorbau am Sportplatz.
vor 8 Stunden
Bühl feierte den Advent
Gut besucht war der Adventsmarkt in Bühl. Kolping und Schnoogesurrer teilten sich die Arbeit und spenden einen Teil des Erlöses für einen sozialen Zweck.
Die Stifterfamilie, darunter viele bekannte Gesichter, kam zusammen. Gefördert werden 2024 unter anderem die Junge Theaterakademie (5000 Euro), der Kinderschutzbund (5000 Euro) und die Jugendberufshilfe (15.000 Euro). 
vor 15 Stunden
Offenburg
Die Bürgerstiftung St. Andreas ist die zweitgrößte in Baden-Württemberg. Leuchtturmprojekt ist die Sprachförderung. Am Donnerstag kamen die Mitglieder zur Stifterversammlung zusammen.
Das Posaunenregister der Stadtkapelle Zell ist am Samstagabend Teil des Cäcilienkonzerts.
vor 15 Stunden
Samstag um 20 Uhr
Das Cäcilienkonzert der Stadtkapelle findet am Samstag ab 20 Uhr (Einlass 19 Uhr), statt. Die Ritter-von-Buß-Halle verwandelt sich in einen Konzertsaal. Beim "Cäci" präsentiert das Ensemble unter der Leitung von Stefan Polap die vielen Facetten der Musik.
Das Wasser in Hohberg wird teurer – auch rückwirkend.
vor 16 Stunden
Hohberg
Gemeinderäte ändern die Gebühren der Wasserversorgungssatzung rückwirkend ab Januar von 2,60 auf 3,01 Euro pro Kubikmeter, im Jahr 2024 steigen die Gebühren auf 3,24 Euro pro Kubikmeter.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • Das Stadtquartier Rée Carré bietet viele verschiedene Aktionen in der Adventszeit an.
    25.11.2023
    Offenburg: Aktionen und Events im Stadtquartier
    In der Adventszeit pflegt das Rée Carré lieb gewonnene Traditionen. Das Stadtquartier erstrahlt im Lichterglanz und bietet neben Glühwein und den vertrauten vorweihnachtlichen Düften ganz besondere Events, um die besinnliche Zeit zu begehen.
  • Petro Müller, Inhaber des Autohauses Baral in Lahr (rechts), und sein Sohn Gerrit suchen noch einen Mechatroniker, um das Team zu verstärken. 
    21.11.2023
    Im Suzuki-Autohaus Baral wächst die nächste Generation heran
    Das Suzuki-Autohaus Baral in Lahr hat sich auf Kleinwagen – neu und gebraucht - spezialisiert. Inhaber Petro Müller und sein Team setzen auf Beratung und Meisterservice in der Werkstatt.
  • Sie halten die Tradition des Bierbrauens hoch im Brauwerk (von links): Der neue Betriebsleiter und Braumeister Martin Schmitt, Geschäftsführer Oliver Braun, Ulrich Nauhauser, der ausgeschiedene Betriebsleiter und Braumeister, sowie Rick Pfeffer, der neue Braumeister.
    21.11.2023
    Brauwerk Baden: Immer am Puls der Zeit
    Die alte und neue Generation der Braumeister des Brauwerks Baden bieten den Kunden neben traditioneller Braukunst auch nachhaltige Ideen und neue Trends.
  • Marc Karkossa, Peter Sutter und Luis Weber (von links) haben das Start-Up Dyno aus der Taufe gehoben. 
    20.11.2023
    Offenburger Start-Up startet Großoffensive in Offenburg
    Mehr Geld im Alter: Das Offenburger Unternehmen "Dyno" will Arbeitnehmern Gutes tun. Die Mission des Start-ups: "Dyno rettet die Rente!"