Wasserträgerinnen der Klosterschule erregen großes Aufsehen
Wassertragen für einen guten Zweck – mit dieser ungewöhnlichen Aktion schafften Klosterschülerinnen in der Innenstadt Aufmerksamkeit für das Recht von afrikanischen Frauen und Mädchen auf Bildung.
Die Aktion der »Wasserträgerinnen« erregte ziemliches Aufsehen in der Innenstadt. Das war ein befremdlicher Anblick für die vielen Marktpassanten am Dienstag, als die zehn Klosterschülerinnen unter einem Stangenjoch zwei Wasserkanister über einen kleinen Parcours vor dem Rathaus schleppten.
»Oh Gott, ist das schwer, die 20 Kilo Last auf den Schultern geht auf das Genick«. Die Seile, an denen die Kanister befestigt waren, »pendeln beim Laufen, es war total schwierig, die Balance zu halten«, stöhnte Hannah (18). Zahlreiche Passanten blieben stehen, fragten nach, und der ein oder andere nahm den Mädchen die schwere Last ab, und versuchte, den Wasserträger-Parcours zu meistern. Bei den meisten Leuten blieb es beim Versuch, die Kanister waren einfach zu schwer.
Schon beim Aufheben sackten etliche Frauen in die Knie, »nee, das schaff’ ich nicht«. Männer wiederum gingen die Sache sportlich an, manche lachten, aber als sie über den Hintergrund der Geschichte informiert wurden, begann peinlich berührtes Schweigen.
Sechs Stunden am Tag
Die Klosterschülerinnen der Unesco-AG wollten mit ihrer Aktion auf die Situation der Frauen und Mädchen im afrikanischen Malawi aufmerksam machen. Wassertragen gehört dort zur täglichen Pflicht der Frauen. Am Stand hatte die Kloster-AG mit ihrem Lehrer Informationsmaterial ausgelegt und Sammelbüchsen aufgestellt. Auf einer Plakatwand etwa war zu lesen, was den Alltagsunterschied zwischen afrikanischen und deutschen Schülerinnen ausmacht. Bis zu sechs Stunden täglich sind die afrikanischen Mädchen mit dem Wassertragen beschäftigt, da bleibe keine Zeit für Schule, und somit seien sie von jeglicher Bildung ausgeschlossen, so die Aussage.
Die Kloster-AG-Schülerinnen haben sich deshalb entschieden, im Rahmen ihrer jährlichen Beteiligung am Weltfrauentag ein Brunnenbau-Projekt in Malawi/Afrika zu unterstützen. Unterbau ist der Status der Klosterschulen, die zu den 250 deutschen Unesco-Projektschulen gehören. Sie engagieren sich für eine Kultur des Friedens, für den Schutz der Umwelt, für eine nachhaltige Entwicklung und für einen gerechten Ausgleich zwischen Arm und Reich, steht in deren Profil.
Regina Geppert, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, meinte, dass »das eine tolle Aktion ist«. Wassertragen von Frauen verhindere, dass sie an Bildung teilhaben können, ergänzte sie. Noch einmal mussten die zwei blauen Eimer, die als Parcours-Markierung dienten, umrundet werden. Fast alle Mädchen, und auch Regina Geppert, schafften gerade ein paar wenige Meter. Irgendwie war es auch ein demütigender Auftritt, sich dabei vorzustellen, dass die Art der Frauenarbeit zwar notwendig, aber äußerst schwer und gesundheitsschädlich ist. Auch das kam am Dienstag bei der Klosterschulen-Aktion deutlich zum Vorschein.
Im Übrigen weiß man, dass die Frauen und Mädchen auf ihren Wegen zur Wasserstelle gefährlichen Situationen ausgesetzt sind. Die Klosterschülerinnen hoffen nun, dass sie einen kleinen Tropfen, im übertragenen Sinn, für das Recht auf Bildung aller Mädchen gespendet haben.
- INFO: Eine Vertreterin der Organisation »water is life« war am Aktionsstand mit dabei. »Das gespendete Geld kommt eins zu eins dem Brunnenprojekt in Malawi zugute«, erklärte sie.