Weinguide erläutert Besonderheiten (Teil 2)

Weinwandertag: Auch seltene Sorten sind zu entdecken

Torsten Sälinger
Lesezeit 4 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
30. August 2019
Mehr zum Thema
Durch die Reben zwischen Ortenberg und Rammersweier geht es am Sonntag wieder beim Offenburger Weinwandertag.

(Bild 1/2) Durch die Reben zwischen Ortenberg und Rammersweier geht es am Sonntag wieder beim Offenburger Weinwandertag. ©Archivfoto: Christoph Breithaupt

Der Offenburger Weinwandertag am Sonntag, 1. September, ist nicht nur die ideale Verbindung von Landschaft und Weingenuss, er ist auch eine Weinprobe, die sich auf 8,2 Kilometern erstreckt. Weinguide Torsten Sälinger hat sich bei den Weinbaubetrieben umgehört und stellt die Besonderheiten vor:

Royal geht es an der Springmatt oberhalb von Zell-Weierbach bei der Weinmanufaktur Gengenbach-Offenburg weiter. Hier ist mit dem 1967 gezüchteten Regent eine  pilzwiderstandsfähige Sorte (PIWI) im Ausschank. Von der Weinmanufaktur wird der tiefrote Wein bei der Weinwanderung erstmals als »Regentin« auf den Thron gesetzt. Damit wird an Kaiserin Richardis erinnert, die im Jahr 888 mit einer Schenkungsurkunde an die Benediktinerabtei in Gengenbach den Grundstein für den Weinbau in der Ortenau gelegt hatte. Die Regentin aus der Flasche ist süß ausgebaut und wird gekühlt serviert. 

Wer es trocken und feinperlig liebt, greift zum Crémant Baden brut. Er wird wie sein Vorbild, der Crémant d’Alsace, hergestellt. Die Trauben des Pinot Noir, also des Spätburgunders, werden weiß gekeltert. Die roten Farbstoffe bleiben dabei in den Traubenschalen und der Wein bleibt trotz »schwarzer« Trauben weiß – auf französisch ein »Blanc de noirs«. Bei der Weinmanufaktur lag der 2017er Crémant nach der Flaschengärung über 16 Monate auf der Feinhefe, wodurch seine zarte Perlage entsteht. Feine Brioche-Noten, Aromen von reifen Bananen und Birnen, machen ihn zum erfrischenden Genuss.

Ruländer ist heute selten geworden. Nicht die Weinsorte, aber der Ausbau. Denn die 1711 in einem verwilderten Rebstück in Speyer von Johann Seger Ruland entdeckte, vermehrte und nach ihm benannte Rebsorte wird heute meist trocken als Grauburgunder ausgebaut. Tatsächlich sind Ruländer, Pinot gris, Pinot grigio und Grauburgunder Weine der gleichen Rebsorte, die sich lediglich in Herkunft und Art des Ausbaus unterscheiden. Ruländer bezeichnet heute meist den nichttrockenen Ausbau. Der Fessenbacher Ruländer ist halbtrocken und hat eine dezente Säure.

Seit 1991 zugelassen

Chardonnay war in den 1980er Jahren in Baden nahezu unbekannt, heute ist er die weltweit am häufigsten angebaute weiße Qualitätsweinsorte. 200 000 Hektar, das ist eine doppelt so große Rebfläche wie Deutschland insgesamt hat, sind weltweit mit ihr bestockt. Chardonnay ist seit 1991 für den Anbau in Deutschland zugelassen. Der Chardonnay aus Fessenbach ist trocken, hat eine milde Säure und Aromen von exotischen Früchten. 

- Anzeige -

In den 1970er-Jahren war der aus Österreich stammende Silvaner mit einem Anteil von 30 Prozent Marktführer in Deutschland bei den Weißweinen. Gut 300 Jahre vorher war die natürliche Kreuzung aus Traminer und Österreichisch Weiß erstmals in Deutschland in Unterfranken angepflanzt worden. Während Silvaner heute hauptsächlich in Rheinhessen und Franken angebaut wird, ist er in der Ortenau nur noch auf zwei Hektar in Fessenbach, als Besonderheit des Familienweinguts Renner, und in Ortenberg zu finden. 

Silvaner hat mit in den 1920er-Jahren in Ortenberg angepflanzten und als »Muskat Silvaner« bezeichneten Reben rein gar nichts zu tun. Denn bei diesen handelte es sich um Sauvignon Blanc – die zweite Spezialität des Weinguts Renner, die es bei der Weinwanderung als 2018er-Jahrgang im Ausschank gibt. Sauvignon Blanc ist nach dem Chardonnay die weltweit am häufigsten angebaute weiße Qualitätsweinsorte. Sein grüner, kräuteriger Charakter macht ihn unverwechselbar.

Ursprung in Württemberg

Beim »Rosé trocken« des Weinguts Schloss Ortenberg steht »ein Ortenauer« auf dem Etikett, aber dieser Rosé kommt ganz ohne die Rotwein-Leitsorte der Ortenau, den Spätburgunder, aus. Gleich fünf Rotwein-Neuzüchtungen aus den zwei Rebzuchtanstalten wurden von Kellermeister Hanspeter Rieflin komponiert: Acolon, Cabernet Dorsa und Cabernet Dorio wurden Anfang der 1970er im württembergischen Weinsberg aus Lemberger und Dornfelder gezüchtet, Cabernet Carbon und Prior wurden in den 1980ern im badischen Freiburg als PIWI-Sorten gezüchtet. So betrachtet, ist dieser Ortenauer sogar eine baden-württembergische Cuvée.

Die Vielfalt an Neuzüchtungen, auf die das Weingut zugreifen kann, stammt aus dem Erbe des Weinbauversuchsgutes  des Ortenaukreises, das 1997 mit dem Weingut der Stadt Offenburg St. Andreas fusionierte und dessen Versuchsanbau vom Weingut Schloss Ortenberg fortgeführt wird.
 

Hintergrund

Autor

Der Ortenberger Torsten Sälinger (50) ist frisch gebackener Absolvent einer Weinguide-
Ausbildung, die das Weinparadies Ortenau und die VHS Ortenau jedes Jahr gemeinsam anbieten. In zehn Monaten wird dort allerhand Wissen rund um den Weinanbau vermittelt. Weitere Infos gibt es bei der VHS Ortenau per E-Mail an info@vhs-ortenau.de oder beim Weinparadies Ortenau e.V., E-Mail info@weinparadies-ortenau.de.

Info

Weinwandertag

Der Offenburger Weinwandertag mit sieben Stationen am Sonntag, 1. September, findet von 11 bis maximal 20 Uhr (an den Endstationen) statt. Führungen mit Weinguides beginnen um 11.30 Uhr und um 12 Uhr an den Ständen der Winzergenossenschaft Rammersweier und des Weinguts Schloss Ortenberg. Es gibt einen Shuttle-service zu den Startpunkten.

Mehr zum Thema

Weitere Artikel aus der Kategorie: Offenburg

Mögliche Projekte der Ortsentwicklung wurden an Stellwänden gezeigt.
vor 1 Stunde
Gemeindeentwicklung
Im Rahmen einer Sondersitzung des Gemeinderats wurde das Gemeindeentwicklungs-Konzept für Biberach vorgestellt. Viele Vorhaben sind schon länger in der Warteschleife.
Lisa und Lara Erbès (von links) begeisterten ihr Publikum bei einer adventlichen Ausgabe der "Kammermusik an der Kinzig" vergangenen Sonntag.
vor 5 Stunden
Orgel trifft auf Cello
Musikalischer Adventsbeginn in der Matthäusgemeinde: Barockmusik mit Lisa und Lara Erbès und adventliche Texte stimmten auf die besinnliche Jahreszeit im Gemeindezentrum Weier ein.
Tolle Geschenkidee: Schneeballformer. 
vor 7 Stunden
Der Schutterwälder an sich
Neben höchst besinnlicher Adventswünsche muss sich "der Schutterwälder an sich" heute mal wieder über schlimmste Sprachverhunzung aufregen.
Bürgermeister Thorsten Erny (links) freut sich, dass Philip Kaufmann die Stelle des Kämmerers übernimmt.
vor 8 Stunden
Freude beim Bürgermeister
Der Gemeinderat der Stadt Gengenbach hat der Einstellung von Philip Kaufmann als Kämmerer der Stadt Gengenbach zugestimmt. Der Diplom-Verwaltungswirt hatte sich zuvor in nichtöffentlicher Sitzung persönlich vorstellt.
Wacht mit knechtruprechthaftem Kettenrasseln darüber, dass die Stadtverwaltung artig bleibt: Baumretter Ralph Fröhlich.
vor 10 Stunden
Blick ins Nikolaus-Buch
Wir haben exklusiv fürs Stadtgeflüster entdeckt, was im Nikolausbuch über Offenburg steht. Unter anderem geht es um einen zu fleißigen Burda-Mitarbeiter, den kettenrasselnden und rutenschwingenden "Baumretter" Ralph Fröhlich sowie Santas fehlender Landebahn.
Marco Bauert (links) und Carlo Wörter testen den neu asphaltierten Weg.
vor 13 Stunden
Mehr Komfort für Radler
Keine Fahrten mehr durch den Dreck: Der Radweg zwischen der Hochschule und dem Großem Deich ist nach einer Meldung auf der Radar-App jetzt asphaltiert.
Die Neugefirmten mit Bischof Matthias Ring und den Konzelebranten.
vor 13 Stunden
Jubiläum in Offenburg
Seit 150 Jahren dient die St. Mattiaskirche der alt-katholischen Gemeinde als Gotteshaus. Das wurde mit einer Firmung und Bischofbesuch gefeiert.
vor 16 Stunden
OT-Adventskalender (9)
Die Vorfreude auf Weihnachten wächst. Täglich beantworten stadtbekannte Gesichter fünf Fragen. Heute: Renate Dietz, Geschäftsführerin des Familienbetriebs Dietz-Gorges.
Nach zwei Stunden waren die Schutterwälder "Obsthändler" ausverkauft. In Trupp eins waren (von links): Hannah Osiander, Annabell Osiander, Bastian Herrmann, Paula Herrmann, Judith Neff, Leonie Speer, Luisa Feißt, Sarah Neff, Pia Irslinger und Gruppenleiterin Leonie Oßwald.
vor 17 Stunden
Für neue Zelte
Das Schutterwälder Jungkolping benötigt neue Zelte fürs Zeltlager. Deshalb ging der Erlös der diesjährigen Orangen-Verkaufs-Aktion an die Obstverkäufer selbst.
Die Sanierung des Rathauses in Schuttwerwald soll rund vier Millionen Euro kosten.
vor 18 Stunden
Lesermeinung
Leser aus Schuterwald schreiben über eine schlechte Grundstimmung in der Gemeinde.
Bem Steiner ist als des Marktes Meister "Gutewicht" zentraler Bestandteil des täglichen Adventskalender-Rituals.
vor 18 Stunden
Samstag und Sonntag
Täglich um 18 Uhr beginnt das Ritual der Fensteröffnung am Gengenbacher Adventskalender. Eingebettet ist dieses immer in ein Begleitprogramm. Dieses lautet am Wochenende:
Der Christbaum wird weiterhin hier aufgestellt, der Maibaum erhält einen anderen Standort.
vor 18 Stunden
Ortschaftsrat
Der Bühler Ortschaftsrat spricht sich für eine Lösung aus und verlagert den Standort für den Bühler Maibaum.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • Die Firmenleitung von Stinus (v.l.): Ferdinand Weber, Jürgen Knapp und Christian Schoenenberg. 
    06.12.2023
    "Wer gut geht, dem geht es gut" – Stinus sorgt dafür
    Gegründet im Jahr 1905 ist die Stinus Orthopädie GmbH heute zum Unternehmen mit 85 Beschäftigten an sieben Standorten angewachsen. Der klassische Komplettbetrieb wird von der fünften Generation weitergeführt.
  • Das Stadtquartier Rée Carré bietet viele verschiedene Aktionen in der Adventszeit an.
    25.11.2023
    Offenburg: Aktionen und Events im Stadtquartier
    In der Adventszeit pflegt das Rée Carré lieb gewonnene Traditionen. Das Stadtquartier erstrahlt im Lichterglanz und bietet neben Glühwein und den vertrauten vorweihnachtlichen Düften ganz besondere Events, um die besinnliche Zeit zu begehen.
  • Petro Müller, Inhaber des Autohauses Baral in Lahr (rechts), und sein Sohn Gerrit suchen noch einen Mechatroniker, um das Team zu verstärken. 
    21.11.2023
    Im Suzuki-Autohaus Baral wächst die nächste Generation heran
    Das Suzuki-Autohaus Baral in Lahr hat sich auf Kleinwagen – neu und gebraucht - spezialisiert. Inhaber Petro Müller und sein Team setzen auf Beratung und Meisterservice in der Werkstatt.
  • Sie halten die Tradition des Bierbrauens hoch im Brauwerk (von links): Der neue Betriebsleiter und Braumeister Martin Schmitt, Geschäftsführer Oliver Braun, Ulrich Nauhauser, der ausgeschiedene Betriebsleiter und Braumeister, sowie Rick Pfeffer, der neue Braumeister.
    21.11.2023
    Brauwerk Baden: Immer am Puls der Zeit
    Die alte und neue Generation der Braumeister des Brauwerks Baden bieten den Kunden neben traditioneller Braukunst auch nachhaltige Ideen und neue Trends.