Wenn der wilde Jäger über die Faulmatt tobt
Nachfolgende Geschichte wurde in den 1930er-Jahren von Hauptlehrer Paul Schott verfasst, aus Erzählungen seiner Nachbarin, der betagten Bauersfrau, Katharina Seigel. Nacherzählt ...
An langen Winterabenden kamen seit uralten Zeiten die Schutterwälder Bürger in irgendeiner Stube zusammen, man ging »zu Licht«. Da wurde fleißig gesponnen, erzählt über allerlei Vorkommnisse im Dorfe, es wurden Pfänderspiele gemacht, auch getanzt. Gegen Schluss des Abends musste der alte Großvater noch Geister- oder Spuckgeschichten erzählen, damit die anwesenden Mädchen auf ihrem Heimweg sich ängstigen sollten.
Für Schutterwald kommen nur wenige in Betracht: Wer von Schutterwald am Nasswald vorbei auf dem Weg nach Müllen geht, entdeckt rechts im Wald ein großes Stück Wiesen, »Faulmatt« genannt. An und für sich ist es ein unheimlicher Ort. Dort soll vor vielen Jahren einmal ein Schloss gestanden haben, dessen Besitzer seine Bediensteten und die Schutterwälder Einwohner drangsaliert hat. Auf der Jagd schonte er auch mit seinem Gefolge die Fruchtfelder nicht und verwüstete sie. Ein altes Mütterchen, dessen einziges Getreidefeld von ihm verwüstet wurde, dass aus dem Mehl kaum ein Laib Brot gebacken werden konnte, verfluchte ihn. Bald darauf starb er.
Stürmische Nächte
Seit dieser Zeit muss er in stürmischen Nächten mit seinem Gefolge und der Hundemeute durch die Luft jagen. Viele Leute wollen ihn gehört haben. So erzählt die alte »Krempelkätter«, dass sie ihn auf ihren Botengängen, wenn sie spät abends von Straßburg heim ging, öfters gehört hat.
Eine noch lebende Frau erzählt hierüber folgendes: »Als kleines Mädchen war ich einmal mit meinem Vater in der Gegend der Faulmatt auf dem Feld. Der Vater säte die Herbstsaat. Es ging schon gegen Abend. Da hörte ich auf einmal über mir ein gewaltiges Brausen. Dazwischen hörte ich Hundegebell und gleich darauf ein erschütternder Schrei. Dann war es kurze Zeit ruhig, aber gleich fingen Hundegebell, Schreien und Brausen wieder an.«
Die Leute glaubten, dass der wilde Jäger von seinem Gefolge gejagt und von seinen Hunden gebissen wird.
Mögliche Erklärung der Geschichte: Es ist Tatsache, dass gerade in jener Gegend die Herbststürme daher brausen. Der Wind verfängt sich in dieser, mitten im Wald gelegenen Wiese. Sie war früher wohl Sumpfgebiet, mit faulem Gras. Faul weist auf Unfruchtbarkeit hin.