Wie die Berlinerin Maxi Gade zur Vorleserin wurde
Heute, Montag, startet der Offenburger Lesesommer. Bis Freitag lesen jeden Abend fünf Freiwillige im alten Kapuzinerkloster aus ihrem Lieblingsbuch vor. Der Eintritt ist wie immer frei. Wir stellen von jedem Abend einen Vorleser vor. Am Donnerstag liest Maxi Gade (29).
Erst hat sie einen Anmeldebogen auf ihrem Schreibtisch gefunden, dann wurde sie von einem Kollegen angesprochen – irgendwie hatte Maxi Gade überhaupt keine Chance, an einer Bewerbung für den Offenburger Lesesommer vorbeizukommen.
»Die Idee finde ich großartig«, sagt die 29-jährige Redaktionsassistentin. Eigentlich ist das Konzept »Leseförderung« auch genau das Ding der in Berlin aufgewachsenen jungen Frau. Sie hat das eine Zeit lang beruflich gemacht, hat mit der Literaturinitiative LIN in Berlin Grundschülern vorgelesen, Autoren betreut und bei anderen Gelegenheiten Bücher und das Lesen promotet.
Und obwohl sie gerne liest, hatte sie ein Problem: »Kein passendes Buch!« Der letzte Roman, der sie absolut begeistert hat durch seine kompositorische Raffinesse, war im vergangenen Jahr »Lolita« von Vladimir Nabokov. »Diese versteht man eigentlich erst rückblickend«, sagt sie. Und darauf 15 Minuten kondensieren? Das würde dem Werk nicht gerecht werden, findet sie.
Doch die Kollegen, die sie ja charmant in Richtung Bewerbung schubsten, wussten Rat: Zu einer Berlinern passt eine Berliner Autorin. »So kam ich zu Katja Lange-Müller«, lacht Gade. Deren teilweise kritischen Blick auf die Bundeshauptstadt teilt sie nämlich.
Seit sie in Offenburg lebt und arbeitet, hat sie weniger Zeit zum Lesen, stellt Gade fest. Das liegt auch daran, dass U-Bahn- und Zugfahren wegfallen, die sie hierfür gerne genutzt hatte. Und in der Ortenau wandert sie gerne. Inzwischen verbindet sie beides. »Ich nehme mir ein Buch mit, und beim Rastmachen lese ich ein bisschen.« Zudem reicht die Zeit abends vor dem Einschlafen oft noch für ein paar Seiten.
Auf den Offenburger Lesesommer ist sie sehr gespannt; 2016, als sie hierher zog, fiel er ja aus. Aber sie ist sicher, dass die Veranstaltung sie begeistern wird. »Und bis dahin habe ich dann bestimmt auch Lampenfieber«, sagt sie.
Doch erst muss sie sich noch für die passenden Passagen entscheiden. Es kommt viel in Frage. Aber jetzt war sie im Zug unterwegs: »Da habe ich meine ersten Planungen wieder über den Haufen geschmissen.«
HINWEIS: Morgen stellen wir Jens Arnold und das von ihm ausgewählte Buch vor.